Dein Gesicht ist dein Pass from Stephan Krause on Vimeo.
Da doch viele Haiti-Freunde über die ganze Republik verstreut sind und nicht zur Fotoausstellung von Stephan kommen können, hat er einen Rundgang gefilmt und hier als Endlosschleife ins Netz gestellt. Einen weiteren Eindruck kann auch sein Vorwort zur Schau geben:
Wenn man hierzulande von Haiti hört, dann handelt es sich fast ausschließlich um Katastrophenmeldungen: Hurrikans, Dürren, Überschwemmungen, Erdrutsche, Aids und zuletzt das verheerende Erdbeben vom 12. Januar 2010 und die Cholera. Wir starren gebannt auf die Bilder apokalyptischer Verwüstung und fragen uns vielleicht, ob all dieses Leid wirklich auf nur einer kleinen Karibikinsel Platz hat. Von den Menschen in Haiti erfahren wir aus den Medien meist wenig. Sie begegnen uns fast immer nur als Stellvertreter von Schlagwörtern wie Korruption, Hunger, Voodoo, Massenproteste und Krankheit.
Als ich 1996 Haiti das erste Mal für einen Dokumentarfilm über Kinder im Slum besuchte, waren es aber von Anfang an die Menschen, die mich faszinierten. Mit welcher Lebenskraft die Haitianer ihre meist mehr als schwierigen Lebensumstände meistern, hat mich schon damals tief beeindruckt. Als Vorsitzender des Vereins Haiti-Kinderhilfe habe ich im Jahr 2010 drei mal Haiti besucht. Wieder waren es vor allem die Begegnungen mit den Menschen, die mir im Gedächtnis geblieben sind.
Die Ausstellung trägt den Titel "Dein Gesicht ist dein Pass" und zitiert damit das haitianische Sprichwort "Figi se paspò ou", das die Menschen daran erinnert, stets höflich und freundlich aufzutreten. Nachdem die Wählerregistrierung zur Präsidentschaftswahl am 28. November ohnehin chaotisch verlief, trifft der Titel aber auch ganz direkt auf die jetzigen Verhältnisse, zu, in denen weder die Verwaltung über aktuelle Wählerlisten verfügt, noch die Bürger im Besitz ihrer Ausweise sind. Bei der Auswahl meiner Bilder war mir wichtig, dass man den Haitianern näher kommt, ihnen ins Gesicht schauen kann. Die katastrophalen Verhältnisse nach dem Beben, sind dabei nur im Hintergrund spürbar. In der Schau sind deshalb keine Ruinen zu sehen, die mancher vielleicht erwartet hätte, sondern ausschließlich Portraits - etwa von dem Taxifahrer ein paar Tage nach dem Erdbeben, dessen Gesicht das „Poukisa“ zu deutsch „Warum“, das er auf seiner Autoscheibe gepinselt hat, deutlich widerspiegelt, von einer Mutter mit ihrem kranken Kind, die seit Tagen nichts gegessen hat, von einem Getränkehändler, der zwar mit Cola handelt, sich selbst aber gerade aus einer Limone eine frische Limonade presst, von obdachlosen Kindersklaven. Allesamt Überlebende der Erdbebenkatastrophe mit Gesichtern, die Bände sprechen. Egal, ob sie unbeschwert, verhärmt, strahlend, konzentriert, desillusioniert oder fröhlich sind, offen sind sie alle.
Stephan Krause
Die Ausstellung ist noch bis zum 14. Januar von 8 Uhr bis 18 Uhr im Landratsamt Fürstenfeldbruck, Münchner Str. 32, zu sehen. Wir freuen uns über jeden realen und virtuellen Besuch!
Liebe Grüße,
heike & Stephan
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