Hubert hat noch einen abschließenden Bericht über die ti-solèy-Reise verfasst - wieder in Englisch, damit die Ergebnisse auch für die haitianischen Beteiligten verständlich sind. Deshalb hier wieder meine Übersetzung davon:
Ich habe die Haiti-Erfahrung sehr genossen, und das Team hat einige Erfolge schon verbucht. Vielen Dank an alle Beteiligten, auch an die Unterstützer dieser Reise in Haiti und Deutschland (besonders auch die Spender). Jede Hilfestellung und jede Rückmeldung zu unserer Arbeit ist willkommen, gerade da wir das endgültige Konzept noch immer entwickeln.
Die ti-solèy-Reise vom 5. bis 17. Februar sollte das ti-solèy-Projekt in Haiti anstoßen, das "sauberes Licht" und Arbeitsplätze ins Land bringen soll, indem die Lampen vor Ort zusammengesetzt werden. Bei der Reise sollten vor allem einheimische junge Arbeitssuchende aus dem Tonel-pa-nou-Programm mit der Produktion und dem Marketing eines solchen solaren Lichtsystems vertraut gemacht werden. Die Haiti-Kinderhilfe hatte zunächst die Finanzierung der Werkzeuge und des Zubehörs von 200 ti-solèy-Lampensystemen bewilligt, die unter den Kindern des Patenschaftsprogramms verteilt werden sollten. Die nötigen Werkzeuge, Anleitungen, Zubehör und Material für die Prototypserie von 20 Lampen hatte ich selbst im Gepäck. Innerhalb zehn Tagen hielten wir einige Halbtageskurse zu Technologie, Produktion und Marketing ab. Darüber hinaus besuchten wir bereits mögliche Kunden, um die Nachfrage sowie die Möglichkeiten auszuloten, das zunächst durch Spenden finanzierte Projekt später als selbsttragendes Umweltunternehmen "evoltic haiti" zu etablieren.
Dank des Eifers im Team sowie dessen Ausbildungsniveau, aber auch dank der guten Komponenten der Lampe gelang uns der Bau von 16 Systemen und die Vorbereitung des Teams auf die später geplante Serienproduktion. Die Lampensets wurden bereits an die beteiligten Tonel-pa-nou-Studenten verteilt, die sie testen und zugleich zu Werbezwecken einsetzen werden. Da durchaus eine Reihe unerwarteter Probleme auftrat, die wir aber alle lösen konnten, war das eine echte Herausforderung! Dem Team wird es aber gelingen, 200 (oder mehr) ti-solèy-Systeme herzustellen. Die Chance, das Projekt in ein wirtschaftliches Unternehmen umzuwandeln, ist real, es bedarf aber harter Arbeit, Kreativität und anfänglich eventuell auch noch Investitionen bzw. Beihilfen.
Das Produktionsteam |
André hat mich während des ganzen Aufenthalts begleitet, für mich übersetzt und ziemlich alle Aktivitäten mit dem Team koordiniert. Er ist eindeutig der Kopf im Management. In den Seminaren war Guivens sehr hilfreich, und ohne seinen Wagen hätten wir die Wege zu den verschiedenen Orten kaum bewältigen können. Laumenaire war bei den Kursen morgens der Erste und abends der Letzte und ist meines Erachtens nach die Schlüsselfigur für die Produktion und die Qualitätskontrolle. James, Miracle, Benson, Claudy und Dimitri arbeiteten bestens mit und zeigten Talent bei der elektrischen und mechanischen Fertigung. Besonders James war sehr daran interessiert, die Funktion elektrischer Kreisläufe zu verstehen; er ist vermutlich der am besten Vorbereitete, wenn technische/elektronische Fragen oder Probleme auftreten. Rachelle, Mario und andere sind ebenfalls geeignet, das Produktionsteam zu unterstützen. Als vorbereitende Maßnahme sollen bald die Verantwortungsbereiche übertragen werden. André wird sich zunächst als eine Art Geschäftsführer um Management- und Marketingfragen kümmern und zugleich für Produktion und Technik verantwortlich sein. Es ist ein großartiges Team!
Das Marketingteam |
Das Team ist bereits fähig, Lampen basierend auf Bauplänen, Fotos und vorhandenen Modellen zu bauen. 16 der 20 Systeme sind bereits fertiggestellt worden - mit jeweils weniger Unterstützung von meiner Seite. Zwei weitere Sets sind für die Zusammensetzung vorbereitet. Um weitere herzustellen, sollten die Bausätze so schnell wie möglich nach Haiti verfrachtet werden. Ich bin sehr stolz auf die geleistete Arbeit. Der Hersteller der Bausätze empfiehlt, einen Zeitraum von drei bis vier Wochen einzuplanen, um die Produktion in Gang zu setzen. Wir haben einen vorbereitenden Produktionsstand schon in einem Zeitaufwand erreicht, der etwa fünf Arbeitstagen entspricht - das belegt einerseits den enormen Arbeitswillen, aber auch die solide Ausbildung und die gute Qualifikation unseres Teams.
Verteilung der ti-solèy-Lampen an Patenkinder
Die ersten zwölf hergestellten Lampen wurden bereits an das ti-solèy-Team ausgegeben. Im Gegenzug mussten sie an den Seminaren teilnehmen. Den Kurs zur Produktion besuchten Miracle, James, Benson, Dimitri, Guivens, Claudy, Mario, Laumenaire und André. Am Seminar zur Marktanalyse nahmen Blaisse, Betina und Francesca teil. Alle StudentInnen, die eine "kleine Sonne" erhielten, sagten zu, die Lampen zu testen und zugleich in ihrer Nachbarschaft zu bewerben.
Nächste Arbeitsschritte
1. muss das Material für 180 weitere ti-solèy-Systeme (je 1,2 Kilogramm) nach Haiti gebracht werden.
2. benötigen wir einen abgeschlossenen und abschließbaren Raum für die Werkzeuge, die Werkbank und die Komponenten. Praktisch wäre eines der kleineren Büros bei Henfrasa, dem Fitnesscenter, in dem auch Tonel pa nou seine Vereinszentrale hat.
3. sollte die Produktion fortgesetzt werden. Um die Qualität zu überprüfen und die Arbeitsprozesse zu optimieren, könnte eine weitere Reise nach Haiti nötig werden - etwa, wenn das Team weitere 20 Lampen hergestellt hat.
4. wird über längere Sicht nötig sein, ein Beteiligungssystem für die Tonel-pa-nou-Studenten zu entwickeln.
5. sollte die Werbung für die ti-solèy-Lampe auf ländliche Regionen ausgeweitet werden. Dafür sind unter Umständen neue Partner nötig. Kreolisches Werbematerial wird bereits ausgearbeitet.
6. muss ein Kreditsystem etabliert werden, da selbst der Anschaffungspreis des chinesischen Lampenplagiats in Höhe von 50 Dollar den finanziellen Rahmen unserer Kunden übersteigt.
Während der Reise haben auch zahlreiche Gespräche mit NGOs, örtlichen Betrieben und Institutionen stattgefunden. Sowohl die Lampe als auch die Idee einer Umweltfirma wurden dabei grundsätzlich begrüßt, aber auch das ti-solèy-Produkt, seine Qualität und das Firmenkonzept im speziellen gutgeheißen. Kritisch bewertet wurde noch der Endverkaufspreis von ungefähr 150 US-Dollar, der sich aus den Herstellungskosten und einem fairen Lohn für die Arbeiter ergibt. Es gibt zwar Familien, die diese Summe aufbringen können, aber nicht die Mehrheit unserer potenziellen Kunden.
Danke,
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