Montag, 28. März 2011
schlüsselübergabe in bellanger
Die Vorstandsdelegation mit Roswitha Weiß, Susa Reiter und Doris Forst-Günther hat den offiziellen Festakt zur Einweihung der Schule in Bellanger vorgenommen. Beim Einweihungsgottesdienst, den der Träger der Schule, Pater Crispin, hielt, bekamen die drei Haiti-Kinderhilfe-Vertreterinnen Ehrenplätze nah am Altar und wurden gesegnet. In einer feurigen Predigt erklärte der Pfarrer den Kindern, dass Betteln sie nicht weiterbringen würde, sondern sie nur durch Lernen und Fleiß etwas im Leben erreichen könnten. Außerdem wurde viel gesungen und getrommelt. Allerdings dauerte die Zeremonie doch so lange, dass so manches Vorschulkind schlafend von der Bank gefallen sei, berichtete Susa. Zum Auszug aus der Kirche bekam jedes Kind von den Haiti-Kinderhilfe-Vertretern Lollies.
Während die Kinder danach ihre Schulbänke aus der Kirche trugen, stand für die Besucher ein Rundgang durch die (leere) Schule auf dem Programm. Die Klassenzimmer sind mittlerweile fertig gebaut, allerdings sind die Anstricharbeiten noch nicht in allen Räumen abgeschlossen. Beim Geldfluss von Port-au-Prince nach Bellanger hatte es offenbar Probleme gegeben, so dass keine Mittel vorhanden waren, Farbe nachzukaufen. Auch müssen noch einige Putzarbeiten nachgebessert werden, so seien etwa die Geländer und die Türen noch nicht ganz fertiggestellt. Auch müssen einige Schulbänke noch geschliffen, andere noch gestrichen werden. - Alles Kleinigkeiten, die problemlos umgesetzt werden können, zeigte sich Susa sicher. Der einzige größere Mangel sei am Dach festzustellen. Dort war ein sehr dünnes Blech verwendet worden, das etwa unter dem wunderschönen riesigen Mangobaum auf dem Gelände schon Dellen von herunterfallenden Früchten hat. Außerdem würden immer wieder Menschen versuchen, die Früchte vom Dach aus zu ernten, so dass das Blech schon sehr mitgenommen sei. Um in Bellanger konkret weitere Schäden zu vermeiden, soll ein Stacheldraht das Dach künftig einsäumen. Bei künftigen Bauarbeiten, so vereinbarten es die Vorstandsmitglieder mit Bauingenieur Guivens Sylvestre, sollen aber gleich von Beginn an stabilere Materialien verwendet werden.
Unter dem Mangobaum ging dann das richtige Fest für die Kinder los. Sie hatten den Schulhof liebevoll mit Girlanden und Transparenten mit "Merci Tonel pa nou" geschmückt, tagelang Lieder, Gedichte, Sketche und kleine Theaterstücke einstudiert. Da alle Kinder sich auf die Bühne wagten, erhielten alle noch einen Stift als Gage. "Es war wirklich supernett", schrieb Susa. In einigen Reden stellten Roswitha und Tonel-pa-nou-Vorsitzender Acedius Saintlouis die Haiti-Kinderhilfe und ihre Projekte im Land vor. Die Lehrer dankten für die Unterstützung und beteuerten sowohl gegenüber den Kindern als auch gegenüber dem deutschen Besuch, wie wichtig Schulbildung in einem Land wie Haiti sei. Dann folgte die offizielle Schlüsselübergabe, symbolisch vollzogen von Ace und Susa an Pater Crispin.
Für die Kinder wichtiger war dann die Übergabe der Geschirrspende an die Schule in Bellanger. Zwar war ja das sogenannte Löffelprojekt, mit dem die Haiti-Kinderhilfe vor einiger Zeit Schulen mit Geschirr ausstattete, damit die Kinder sich beim Essen aus einem großen Topf nicht ständig gegenseitig mit Infektionskrankheiten ansteckten, bereits ausgelaufen. Im vergangenen Jahr war aber eine zweckgebundene Spende extra für Geschirr in Bellanger eingegangen, so dass wir da nochmal tätig werden mussten. Die Kinder strahlten schon beim Anblick der glänzenden Teller und Becher. Übertroffen wurde das Ganze aber, als auch noch ein Restaurant aus der nächstgelegenen Stadt das Geschirr mit Essen füllte. Es gab Reis mit Bohnen und dazu entweder Hähnchenschenkel oder Cabri - also das Nationalgericht Ziege, superlecker, hmmmm. Dazu servierte die Haiti-Kinderhilfe allen 140 Schulkindern das pappsüße haitianische Couronne, das alle Einheimischen nur Cola nennen und lieben.
Nach Susas Bericht gibt es noch viele Pläne, wie der Schulkomplex in Bellanger ausgebaut werden soll. Am dringlichsten seien Toiletten und das Auffüllen der bisherigen offenen Grube, die für die Kinder sehr gefährlich sei. - Hier hat die Haiti-Kinderhilfe bereits ihre Zustimmung signalisiert, derzeit wird geprüft, ob die WC-Anlage eventuell mit einer Biogasanlage für die Schulküche kombiniert werden könnte. Die von einer anderen Hilfsorganisation gestiftete Schulküche, die an einem völlig verkehrten Platz gebaut worden war, soll demnach in ein Büro für die Lehrer umgewandelt und eine neue am
richtigen Standort errichtet werden. Um die Toilettenanlage und die Schulküche mit Wasser zu versorgen, das in der Region vorhanden wäre, soll auch ein Brunnen gebohrt werden. Außerdem wünscht der Pater sich eine Umfriedung der Schule, da ständig Fremde auf das Gelände kämen. Damit dieser sich besser in die schöne Umgebung einfügt, wurde darüber nachgedacht, einen lebenden Zaun zu pflanzen. Diskutiert wurden etwa drei Reihen Kakteen und Bougainvilleas mit zwei Reihen Stacheldraht zwischen den Kakteen. Am Eingang wäre dann nur ein großes Tor nötig, das von je einem gemauerten Fundament und Mauerteil gehalten wird. Um eine perfekte Anlage zu erhalten, wäre dann schlussendlich noch ein Spielplatz erwünscht. - Wir werden sicher sehen, was sich alles machen lässt.
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