Mittwoch, 29. Februar 2012

Hallo aus Haiti

Nach unserer Ankunft gestern und langsamem Eingewöhnen hat uns heute der ganz normale haitianische Wahnsinn wieder. Infernalische Verkehrsverhältnisse, Staub, Lärm und was sonst noch zu Haiti gehört. Die ersten Projekte haben wir uns angeschaut und Folgearbeiten beauftragt. Jedoch ganz besonders beeindruckt hat uns auf der Heimfahrt ein Abstecher zum Gedenkfriedhof. Auf dem Weg zwischen Bellager und Port au Prince liegt der Friedhof „Fosse commune“. Eine Gedenkstätte und Massengrab für die Opfer der Katastrophe. In den Tagen und Wochen nach dem Beben wurden die Toten auf Lastwagen dorthin gefahren und mit großen Bulldozern in der ehemaligen Müllhalde vergraben. Ohne Hinweis fast nicht zu finden, liegen hier etwa 220.000 Tote in der Erde.
Der Platz strahlt für mich eine ungeheure Traurigkeit aus. Das zerstörte Land ringsum, der Gestank nach Schwefeldioxyd. Eine tiefe Traurigkeit erfasste auch mich, vor allem weil die Gedenkstätte eine absolute Ödnis ist, die Kreuze herausgerissen und zerstört sind. Ein scheußliches Denkmal aus schwarzen Fliesen mitten auf dem Platz errichtet wurde und ringsum nur staubige Erde. Kein Platz für arme Seelen, die herumirren auf der Suche nach Frieden. Wer mag dort hin zum Trauern?
Cornelia Rébert-Graumann



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen