Auf dem Rückweg von Californi hatten wir viele schöne Fotomotive von der Landschaft, die einer Wüste gleicht. Die Bauern haben es schwer ihr Stück Land zu bebauen, da der Wind die Erde immer wieder weiter transportiert. Wir mussten durch unsere zwei Flüsse zurück nach Hinche zurück und dann in die andere Richtung nach Billiguy. Bis Maissade durch zwei Flüsse, die sieben Mal durchquert werden müssen, allerdings viel breiter sind und teilweise recht tief. An manchen Stellen wird Sand gebaggert und die Furt wird dadurch immer tiefer. Irgendwann wahrscheinlich nicht mehr zu durchfahren. Die Fahrt geht an kleinen Häusern vorbei, Esel- und Ochsenkarren werden überholt, wir werden von Mopeds überholt. Die Strasse ist eine rechte Piste. An unserem Hotel kommen wir vorbei, dahin müssen wir abends wieder zurück fahren. Bis Maissade sind es von Hinche 16 km. In Maissade treffen wir den Führer, der uns nach Billiguy begleitet. Der Vorteil eines Motorrades wird uns auch auf dieser Strecke schnell klar. Der Führer muss immer wieder auf uns warten. Wir müssen die Flüsse Carnot und Cambret fünf Mal durchqueren. Diese Flüsse haben einen hohen Wasserstand trotz Trockenzeit, die Böschungen sind relativ steil und hoch, was sich als ein großes Hindernis für die Lastwagen erweisen wird, wenn das Baumaterial in Billiguy angeliefert wird. Die Fahrt geht dieses Mal durch teilweise wunderbare Tropenlandschaft mit Palmen, Mangobäumen, Brotbäumen, Bananenplantagen, Büschen und Sträuchern. Dazwischen die kleinen bunten Karibikhäuser. Überall sieht man von den immer noch im Land vertretenen NGOs aufgestellte Zelte, die provisorische Schulen beherbergen, oder auch neue Schulgebäude, die mit finanzieller Hilfe aus Europa gebaut wurden. Viele Schulen, an denen wir vorbei fahren sind in ganz schlechtem Zustand, oft nur mit Bananenblättern gegen die Sonne notdürftig zusammengeflickt. Auch hier in dieser Gegend ist der Esel das wichtigste und häufigste Transportmittel. Immer mal wieder in größeren Ansiedliungen sind Solarlampen aufgestellt, die am Sockel eine Lade-Station für handies und andere Akku-Geräte haben. Dort können die Bewohner unentgeltlich Ihre Gerätschaften aufladen. Die Handyshops von haitel, digicell, natcom, voila usw. sind flächendeckend vertreten und auch immer mit viel Publikum darum herum. Wir kommen über eine Ebene, die eher einer Steppe gleicht, denn einer Tropenlandschaft. Nach über einer Stunde Fahrt für die 12 km ab Maissade sind wir am Ziel. Die KInder sind noch in der Schule und wir werden sofort umringt und bestaunt. Der Direktor Luc Alceus begüßt uns freundlich und zeigt uns sofort das ganze Anwesen. Wir schreiten die Grenzen ab, um uns ein Bild über die Größe des Grundstückes zu machen. World Vision hat vor einiger Zeit mitten auf dem Schulgelände ein Klohäuschen/drei+drei Klos, mit darunter liegendem Wasserreservoir, hingebaut. System Fosse perdue. Alles halb fertig und noch nie angeschlossen. Daneben wurde eine kleine Toilettenanlage /drei Klos gebaut, die allerdings auch noch nicht fertig, aber dafür schon wieder kaputt ist. Kein Dach, der Boden hebt sich, die Mauer bröckelt. Das größere Häuschen ist im Rohbau fertig und wir entscheiden zusammen mit Guivens und Guerino, dass das Gebäude sich gut als Depot zur Lagerung und Sicherung der Baumaterialien eignet. Das Wohnhaus 4x5 m des Direktors steht auf dem Schulgelände. Er erklärt sofort, dass er mit seinem Haus auf das nebenan liegende Grundstück umziehen wird. Das alte Schul-Gebäude ist in einem sehr schlechten Zustand, kaum belüftet, eine unglaubliche Hitze darin und etwa 170 Kinder, wenn alle Kinder da sind. Zusammen mit drei Lehrern, wobei der Lehrer des ersten Schuljahres schon 105 Kinder in seiner Klasse hat. Das zweite Gebäude ist eigentlich nur ein Unterstand wo zwei Klassen mit insgesamt etwa 50 Kindern von einem Lehrer unterrichtet werden. Die Kinder brauchen bis zu einer Stunde für ihren Schulweg.
Die Organisation der Schule erfolgt über ein Komitee, zusammengesetzt aus Eltern und Lehrern. Das Schulgeld von 300 Gourdes im Jahr reicht für 10 Monatsgehälter für die Lehrer, ist aber nicht immer von allen Eltern aufzubringen. Zwei Monatsgehälter erhalten die Angestellten durch die Baptisten-Hauptstelle in Hinche. Die insgesamt drei Lehrer plus Direktor sind nicht sehr zufrieden mit ihrer Situation. Die Bezahlung ist schlecht, die Klassen viel zu groß und die Umgebung trist. Die Lehrer wohnen in der weiteren Umgebung und kommen mit dem Esel oder zu Fuß. Wegezeiten bis zu zwei Stunden sind normal. Langsam verlassen die Schüler das Gelände, dafür kommen die Eltern und andere Anwohner. Wir werden umringt und alle verfolgen unsere Gespräche mit den verschiedenen Lehrern. Wir sind seit vier Uhr morgens auf den Beinen und haben inzwischen Hunger. Also wird ein Picknick in der Schule veranstaltet und alles was wir an Essbarem haben auf einem provisorischen Büffett hergerichtet. Dle Anwesenden sind herzlich eingeladen an unserem Mahl teilzuhaben. Die Atmosphäre wird immer entspannter und die Lehrer erzählen uns was sie unterrichten, welche Ausbildung sie haben, welcher Art Fortbildungen sie schon gemacht haben und auch persönliche Dinge wie Wohn- und Familiensituation. Wir verabreden uns für Freitag in der folgenden Woche um mit Luc Alceus in Port-au-Prince die Biogas-Toiletten zu besichtigen. Außerdem beschließen wir direkt vor Ort, dass schnellstens mit dem Bau begonnen wird. Am Freitag werden wir voraussichtlich den Vertrag mit der Baptisten-Kirche, die Eigentümerin des Grundstückes ist, unterzeichnen. Der Abschied ist sehr herzlich, wir und auch die Lehrer sind froh, dass wir im persönlichen Gespräch viele Ungereimtheiten klären konnten.
Die Rückfahrt nach Maissade und dann die Fahrt weiter zum Hotel ist wieder eine schreckliche Schüttelpartie. Als wir endlich in unserer Unterkunft ankommen ist es schon fast dunkel und wir fallen nach einer Dusche und ohne Essen ins Bett.
Am folgenden Tag sind wir zum Fest der Frauen von Maissade eingeladen. Davon kommt auch noch ein kleiner Bericht. Am Nachmittag fahren wir nochmals nach Billiguy um die Plazierung der Gebäude fest zu legen, ein weiteres Mal die Klosituation zu besprechen und vielleicht den Direktor zu sprechen. Leider ist außer einigen Anwohnern niemand da. Wir beschließen das kleine schon kaputte Klo abzureißen und möglichst das 3+3-klo zu erhalten, die Innenwände zu entfernen und es als Depot für die Schulspeisung und für Schulmaterial zu erhalten. Die Rückfahrt ist sehr schön, da die Frauen in ihren roten Röcken und grünen T-Shirts auf dem Heimweg vom Fest sind und alle in richtig guter Stimmung winken und sich freuen. Abends im Hotel wollen wir gerne noch eine Kleinigkeit essen und gehen ungeduscht ins Restaurant um wenigstens den Staub mit einem Bier zu spülen und das Essen schon zu bestellen. Diese Aktion ist wieder eher was für Geschichten aus Haiti", darin geht es um Gläser, Spaghetti, Ananas und Messer.
Conny Rébert-Graumann und Roswitha Weiss
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