Donnerstag Morgen sind wir mit
Guivens um sechs Uhr Downtown in der Nähe des Hafens verabredet um zusammen
nach Leogane zu fahren. Haitianisch kommt er mit einer halben Stunde Verspätung
an und wir fahren sofort los. Der Verkehr hat bereits zugenommen, viele Taptaps
sind unterwegs, viele Kinder stehen schon an der Straße um vom Schulbus (neu
eingeführtes unentgeltliches Transportsystem für alle Schulkinder) aufgesammelt
zu werden. Die Straße nach Leogane wird repariert und ist teilweise schon
fertig gestellt. In einem prima Zustand. In Leogane nehmen wir am Straßenrand erst
mal ein haitianisches Frühstück zu uns- Spaghetti mit und ohne Hühnchen.
Gestärkt machen wir uns auf die Suche nach dem Centre catholique de Formation
et de Production á Leogane kurz CCFDL. Dieses Zentrum wurde mit Hilfe von verschiedenen deutschen
Vereinen, Organisationen und Firmen verwirklicht. Es handelt sich um ein
Berufschulzentrum wo Jugendliche in verschiedenen Berufen ausgebildet werden.
Es wird dort im Dualen System unterricht. Neben der Theorie werden die
Lehrlinge auch in der Praxis geschult. Das große Problem, neben den fehlenden
Schülern, weil sich nur wenige das Schulgeld von etwa 180 € im Jahr leisten
können, ist momentan der Mangel an gut in Praxis und Theorie ausgebildeten
Lehrern. In Haiti wird kaum in Praxis unterwiesen, die „ecoles professionelles“
bilden in der Regel nur theoretisch aus. Die Lehrer kennen das duale System
kaum und sind oft selber nicht in der Lage eine Bohrmaschine korrekt zu
bedienen. Das Centre wurde mit Hilfe des deutschen Vereins HaitiPro aus
Aidlingen bei Böblingen verwirklicht. Dieser Verein hat bereits in Jeremie ein
ähnliches Projekt. Teilweise sind die Lehrer und Ausbilder aus Jeremie nach Leogane
gekommen, um am neuen Zentrum die Lehrer zu schulen. Ich habe von diesem
Projekt in Deutschland gehört und dachte, dass es vielleicht für eine
Zusammenarbeit mit unserem Verein geeignet sein könnte. Eigentlich sollen die Jugenlichen
aus der Umgebung davon profitieren, unter Umständen könnten aber auch bis zu 10
Jugendliche von auswärts dort in Pension unterkommen da momentan ein neues
Gebäude mit Unterbringungsmöglichkeit entsteht. Das fände ich eine schöne Sache
für einige unserer Patenkinder, die nicht studieren, sondern lieber einen
Handwerksberuf lernen möchten. Die Ausbildung findet auf hohem Niveau statt. Es
werden Elektriker, Klempner, Maurer, Schreiner, Schlosser ausgebildet. Die
offizielle Abschlussprüfung zum ouvrier professionell findet nach zwei Jahren
statt, die Prüfung zum technicien nach drei Jahren. Für beide Ausbildungsgänge
muss erst mal eine Aufnahmeprüfung gemacht werden. Neuviemme anneé, rheto oder
bac sind obligatorisch um sich überhaupt bewerben zu können. Roswitha und ich
sind sehr beeindruckt von der Ausstattung, der Ausführung der Werkstücke, dem
Projekt überhaupt. Das Zentrum soll möglichst kostendeckend arbeiten, so sind
die Werkstätten auf Aufträge angewiesen. Die Schreinerei stellt zum Beispiel
sehr schöne Schulbänke komplett aus Holz her, in der Schlosserei werden
Schulbankunterteile gefertigt, die dann wiederum von den Schreinern weiter
verarbeitet werden. Alles sehr schön und haltbar ausgeführt. Auf unsere Frage,
was solch eine Kombination kosten würde, wurde erst im Büro eine Kalkulation
gemacht.
Auch nicht selbstvertändlich……
Momentan erzeugen sie 28 kW Strom mit einer Solaranlage von etwa 800 qm, die Anlage soll aber in
der nächsten Zeit bis auf 60 kW
ausgebaut werden. Die Panele wurden von der Bio Haus Stiftung in Paderborn als
Vorzeigeprojekt geliefert und mit den Elektrikern vom Zentrum montiert. Die
Bedingung für die Spende war und ist, dass Elektriker in Solartechnik
ausgebildet werden.
Roswitha
und ich finden die ganze Anlage ein wahres Juwel. Wenn wir hier ein paar der
Kinder unterbringen könnten wäre das eine tolle Sache. Selbst Guivens, unser Bauingenieur ist ganz still und staunt nur über die tolle Ausführung der Gebäude.Wir fahren noch auf den Markt von Leogane und decken uns mit Gemüse und Obst ein. Dank Guivens zahlen wir annähernd haitianische Preise.Die
anschließende Suche nach Reach Out Mission ist nicht sehr erfolgreich. Was wir erfahren ist: statt in
Leogane sollen wir in Port-au-Prince
nach dem Büro suchen. Heute nicht mehr. Roswitha sagt: hier fühlt man
sich abends wie durchgenudelt. Stimmt….. Wir
fahren zurück nach Port au Prince, den Berg hoch und machen heute schon am späten Nachmittag Schluß. Ein
kühles Bier, Dusche und früh ins Bett.
Conny Rébert-Graumann und Roswitha Weiss
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