Samstag, 3. März 2012

Hallo aus Haiti

Donnerstag Morgen sind wir mit Guivens um sechs Uhr Downtown in der Nähe des Hafens verabredet um zusammen nach Leogane zu fahren. Haitianisch kommt er mit einer halben Stunde Verspätung an und wir fahren sofort los. Der Verkehr hat bereits zugenommen, viele Taptaps sind unterwegs, viele Kinder stehen schon an der Straße um vom Schulbus (neu eingeführtes unentgeltliches Transportsystem für alle Schulkinder) aufgesammelt zu werden. Die Straße nach Leogane wird repariert und ist teilweise schon fertig gestellt. In einem prima Zustand. In Leogane nehmen wir am Straßenrand erst mal ein haitianisches Frühstück zu uns- Spaghetti mit und ohne Hühnchen. Gestärkt machen wir uns auf die Suche nach dem Centre catholique de Formation et de Production á Leogane kurz CCFDL. Dieses Zentrum wurde mit Hilfe von verschiedenen deutschen Vereinen, Organisationen und Firmen verwirklicht. Es handelt sich um ein Berufschulzentrum wo Jugendliche in verschiedenen Berufen ausgebildet werden. Es wird dort im Dualen System unterricht. Neben der Theorie werden die Lehrlinge auch in der Praxis geschult. Das große Problem, neben den fehlenden Schülern, weil sich nur wenige das Schulgeld von etwa 180 € im Jahr leisten können, ist momentan der Mangel an gut in Praxis und Theorie ausgebildeten Lehrern. In Haiti wird kaum in Praxis unterwiesen, die „ecoles professionelles“ bilden in der Regel nur theoretisch aus. Die Lehrer kennen das duale System kaum und sind oft selber nicht in der Lage eine Bohrmaschine korrekt zu bedienen. Das Centre wurde mit Hilfe des deutschen Vereins HaitiPro aus Aidlingen bei Böblingen verwirklicht. Dieser Verein hat bereits in Jeremie ein ähnliches Projekt. Teilweise sind die Lehrer und Ausbilder aus Jeremie nach Leogane gekommen, um am neuen Zentrum die Lehrer zu schulen. Ich habe von diesem Projekt in Deutschland gehört und dachte, dass es vielleicht für eine Zusammenarbeit mit unserem Verein geeignet sein könnte. Eigentlich sollen die Jugenlichen aus der Umgebung davon profitieren, unter Umständen könnten aber auch bis zu 10 Jugendliche von auswärts dort in Pension unterkommen da momentan ein neues Gebäude mit Unterbringungsmöglichkeit entsteht. Das fände ich eine schöne Sache für einige unserer Patenkinder, die nicht studieren, sondern lieber einen Handwerksberuf lernen möchten. Die Ausbildung findet auf hohem Niveau statt. Es werden Elektriker, Klempner, Maurer, Schreiner, Schlosser ausgebildet. Die offizielle Abschlussprüfung zum ouvrier professionell findet nach zwei Jahren statt, die Prüfung zum technicien nach drei Jahren. Für beide Ausbildungsgänge muss erst mal eine Aufnahmeprüfung gemacht werden. Neuviemme anneé, rheto oder bac sind obligatorisch um sich überhaupt bewerben zu können. Roswitha und ich sind sehr beeindruckt von der Ausstattung, der Ausführung der Werkstücke, dem Projekt überhaupt. Das Zentrum soll möglichst kostendeckend arbeiten, so sind die Werkstätten auf Aufträge angewiesen. Die Schreinerei stellt zum Beispiel sehr schöne Schulbänke komplett aus Holz her, in der Schlosserei werden Schulbankunterteile gefertigt, die dann wiederum von den Schreinern weiter verarbeitet werden. Alles sehr schön und haltbar ausgeführt. Auf unsere Frage, was solch eine Kombination kosten würde, wurde erst im Büro eine Kalkulation gemacht.
Auch nicht selbstvertändlich……

Momentan erzeugen sie 28 kW Strom mit einer Solaranlage von etwa 800 qm, die Anlage soll aber in der nächsten  Zeit bis auf 60 kW ausgebaut werden. Die Panele wurden von der Bio Haus Stiftung in Paderborn als Vorzeigeprojekt geliefert und mit den Elektrikern vom Zentrum montiert. Die Bedingung für die Spende war und ist, dass Elektriker in Solartechnik ausgebildet werden.
Roswitha und ich finden die ganze Anlage ein wahres Juwel. Wenn wir hier ein paar der Kinder unterbringen könnten wäre das eine tolle Sache. Selbst Guivens, unser Bauingenieur ist ganz still und staunt nur über die tolle Ausführung der Gebäude.Wir fahren noch auf den Markt von Leogane und decken uns mit Gemüse und Obst ein. Dank Guivens zahlen wir annähernd haitianische Preise.Die anschließende Suche nach Reach Out Mission ist nicht sehr erfolgreich. Was wir erfahren ist: statt in Leogane sollen wir in Port-au-Prince  nach dem Büro suchen. Heute nicht mehr. Roswitha sagt: hier fühlt man sich abends wie durchgenudelt. Stimmt….. Wir fahren zurück nach Port au Prince, den Berg hoch und machen heute schon am späten Nachmittag Schluß. Ein kühles Bier, Dusche und früh ins Bett.
Conny Rébert-Graumann und Roswitha Weiss










Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen