Für heute haben wir uns wieder viel vorgenommen und viel erledigt, zwar andere Dinge als geplant, aber das ist so in Haiti. Morgens treffen wir uns bei BND, um unsere Fahrt nach Maissade zu besprechen, die bestellten Bonbons abzuholen und Rob Padberg endlich „Hallo“ zu sagen. Außerdem sind wir dort mit dem Pater aus Bellager verabredet, um die Biogas-Toiletten zu besichtigen. Rob ist nicht da, immer noch mit Delegationen im Land unterwegs. Michelle die Mitarbeiterin nimmt sich Zeit für uns, erklärt uns den Weg nach Maissade und auch die Lage der vielleicht für uns interessanten Projekte. Sie erzählt weiter, dass sich für unseren Schulbau in Billiguy bereits eine Neuerung ergeben hat. World Vision, die sich aus Haiti zurückziehen werden, haben dort eine herkömmliche Plumps-Toilette gebaut, Sprich eine Grube und 3 Toilettenschüsseln drauf. Das Argument, dass hier mal eine Biogastoilette gebaut werden soll, bzw. genau an der Stelle der Brunnen gebohrt werden soll, interessierte nicht. Sie haben diese Toiletten (wie auch Unicef in Bellager) als Projekt, man will hier dieses Projekt machen und damit ist der Fall für sie erledigt. Ein absoluter Skandal, was manche NGOs mit dem anvertrauten Geld machen. Wir von Haiti-Kinderhilfe haben entschieden, dass wir für unsere neuen Projekte, auch Umweltgesichtspunkte mit einbeziehen. Und einer dieser ganz wichtigen Punkte ist eine funktionierende WC-Anlage, die kein Grundwasser verschmutzt und die Geruchsbelästigung so gering wie möglich hält. Für die Haitianer ist allerdings nicht einfach, sich mit solch einer Neuerung anzufreunden. Siehe Priester Gilbert, der sich sehr skeptisch bei unserer anschließenden Besichtigungstour bei VivaRio äußerte. Argument eins: "Er möchte nicht, dass sich die Frauen durch aufsteigende Bakterien eine Geschlechtskrankheit holen". Wer die bei seiner Schule vorhandenen Klos gesehen (und gerochen) hat, kann über dieses Argument nur den Kopf schütteln.
Wir besichtigten verschiedene Anlagen auf dem Betriebsgelände, bei einer davon wird das produzierte Gas für den Herd der Betriebskantine genutzt. Der freundliche haitianische Ingenieur fuhr mit uns dann noch in eine Slum-Siedlung von Fort Dimanche um uns dort eine von den Slumbewohnern genutzte öffentliche Toilette zu zeigen. (Einschub Roswitha: "Ich bin ehrlich, wir haben ein wenig geschluckt, wegen der Gegend ganz nah bei Cité Soleil, dachten aber, wenn der Ingenieur von VivaRio mit dabei ist und wir ja auch eine größere Gruppe
sind, kann man schon in diesen Stadtteil. Jetzt muss ich ein bisschen lästern, wir fuhren los und Pater Gilbert, war es ziemlich unheimlich. Ich beruhigte ihn, dass wir doch keine Angst haben müssten, da wir doch in Begleitung von ihm unter dem Schutz Gottes seien. Er meinte, naja, aber den haben sie auch umgebracht. Ich tröstete ihn, dass Jesus doch wieder nach 3 Tagen auferstanden sei.).
Als wir ankamen, war natürlich jede Menge Palaver, der ganze Stadtteil versammelte sich plötzlich um uns herum. Ich sprach so gut es ging mit einigen der Frauen, die mir erklärten, wie froh sie über die Anlage sind. Endlich diskret sein Geschäft zu verrichten, ohne die Umwelt zu belasten, bringt ein Stück verlorene Würde zurück.
Das anfallende Biogas wird in einer kleinen Kantine zum Kochen verwendet. Der „Quartierschef“ führte uns voller Stolz seinen Herd vor. Eine gute Sache. Für unsere Projekte wollen wir jedoch keine Pixi-Klos, wie VivaRio vorgesehen hat, da der Kunststoff bei der extremen Sonneneinstrahlung in kürzester Zeit bricht. Die Pixis sind teilweise von Unicef und anderen NGOs übrig geblieben und werden halt verwendet, bis sie aufgebraucht sind. Keine gute Idee, denn in ein, zwei Jahren sind sie kaputt. Wer erneuert dann die Toiletten. Im Idealfall wird auch von VivaRio eine gemauerte Toilette gebaut.
So, das waren für heute genügend Klo-Geschichten. Wir wollten noch zu Madame Gertrude BienAimè wegen unseres gemeinsamen Projektes mit „Ein Platz für Kinder“ und waren bereits in Richtung Sart, am Rande des Flughafens, als wir von weitem eine Demo auf der Hauptstraße N1 sehen. Sofort haben wir gewendet, um eine andere Route zu fahren. Fast im selben Moment ruft uns Madame Gertrude an, wir sollen lieber nicht kommen, da zwei Männer getötet wurden und es sehr unruhig in ihrem Quartier sei. Ok, wir fahren nach Hause. Es ist Rush Hour und fast kein Vorwärtskommen. Wir legen mal wieder unseren Weg im Schritttempo zurück. Total erledigt, wie jeden Abend, machen wir uns nur schnell einen Salat, und ich falle nach einer Dusche ins Bett.
Morgen soll es zur Seeds-Schule, Schlosserei Domilus, Notre Maison gehen.
Conny Rébert-Graumann und Roswitha Weiss
Abwasser-Klärgarten |
Öffentliche Biogas-Toilette |
Klärpflanzenzucht bei VivaRio |
Entenbecken aus pflanzengeklärtem Wasser |
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