Freitag, 6. März 2015

heute schlecht drauf...

Eisenkünstler bei der Arbeit
Nur noch eine Nacht dann endlich fahren wir zum Plateau und können dort hoffentlch unser Schlafdefizit ausgleichen.
Mich nervt hier in Port-au-Prince praktisch alles. Der Verkehr ist grauenvoll, die Straßen jeden Tag verstopft, die Dunstglocke, die über der Stadt hängt und Atembeschwerden verursacht. Abends läuft beim Duschen eine Dreckbrühe am Körper und von den Haaren herunter, dass man meint zur Schornsteinfeger-Zunft zu gehören.
Gestern morgen sass eine junge Frau mit Sack und Pack und einigen Tagen altem Säugling direkt an der Strasse auf der Erde wo sie ihr Baby stillte. Dieses Kind, was hat das für eine Zukunft, nur Dreck und Missachtung, schon als kaum 2000 Gramm schweres Bündel eine schier unerträgliche Last?
Kurzes Stück weiter in einem kleinen Park ebenfalls eine junge Frau, die ihr Lager auf einer Mauer aufgeschlagen hatte und den Anschein erweckte, dass sie dort auf den 1,5 qm ihr Zuhause hat. Welchen Angriffen ist sie wohl jeden Tag und jede Nacht ausgesetzt?
Wir kommen hierher um die "Welt zu retten" und können doch nur so wenig tun für ein paar wenige für eine kurze Zeit. Was passiert mit den Kindern, wenn sie unsere Schule und das kleine Lebens-Wegstück "Unbeschwertheit" verlassen müssen nach sechs oder neun Jahren? Welche Zukunft erwartet sie?  Der größte Teil der armen Haitianer, selbst ausgebildetete hat keine Arbeit, schlägt sich von Tag zu Tag durch und kommt niemals auf einen grünen Zweig. Wenn einer dann doch mal eine Arbeit ergattert, wird er ausgebeutet in seiner Abhängigkeit.
schöne Objekte trotz schlechter Arbeitsbedingungen

 
Gestern, die beiden jungen Elektriker sind auch ein Beispiel dafür. Sie sind bald mit ihrer Ausbildung fertig und wohl auch sehr gute Solartechniker geworden. Aber wo bekommen sie eine Arbeit? Was nutzt es ihnen eine tolle Ausbildung zu haben, nach unseren Standards Solaranlagen bauen zu können, wenn  es keine Arbeitgeber gibt. Solarstrom wäre hier sicher ein richtig gutes Geschäft.. Aber dann kommt wieder diese wahnwitzige Bürokratie ins Spiel- wer will sich das antun? Ein Kreislauf, aus dem es kaum Entrinnen gibt.
Ich war jetzt schon viele Male hier in Haiti und muss mich immer wieder dazu zwingen, das Elend anzusehen, weil mal selbst sensibilisiert dafür mit der Zeit "betriebsblind" wird. Vieles mag ich einfach nicht mehr sehen, weil ich schon vor 20 Jahren das gleiche anschauen musste. Es wird hier wieder in tolle Straßenbau-Projekte investiert aber die Menschen bleiben nach wie vor auf der Strecke.

Ich bin heute vielleicht nur unausgeschlafen, vom Generator und Vollmond geplagt, unausstehlich....... Sorry für meine miese Laune. Liebe Grüße
Conny

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