Donnerstag, 11. März 2010

neuigkeiten aus haiti 27

Liebe FreundInnen Haitis,

entschuldigt, dass wir uns die vergangenen Tage etwas rar gemacht haben, aber hier war mal wieder ein bisschen etwas los. Und obwohl wir uns zurückzogen, haben wir trotzdem nur einen kleinen Bruchteil von dem geschafft, was wir uns vorgenommen hatten. Dennoch jetzt ein Sammelsurium an Neuigkeiten zu den verschiedensten Themen:

1. Benefizspiel der haitianischen Nationalmannschaft: Hermann hat noch einen schönen Link zu einem Reuters-Bericht darüber geschickt, wie die Partie in Haiti ankam. Für diejenigen, die nicht ohnehin schon in seinem Verteiler waren: http://www.ftd.de/sport/:sport-fussball-fuer-haiti/50085633.html
Durch das Spiel sind übrigens 435.000 Euro zustande gekommen. Die Summe setzt sich aus Zuschauerspenden, dem Kartenerlös des Zweitligisten FC Augsburg (der natürlich bald aufsteigt...) und Werbeeinnahmen des veranstaltenden Fernsehsenders SAT.1 zusammen. Mit dem Geld soll dem haitianischen Fußballverband beim Aufbau einer regionalen Fußballförderung geholfen werden. Als konkrete Maßnahme ist ein Fußball-Internat geplant, für das zurzeit mühsam ein Grundstück gesucht wird.

2. Stephans Reise: ist beendet. Er ist zurück, ziemlich fertig und wird deshalb erst in den nächsten Tagen Näheres berichten.


3. Überlebende Patenkinder: Es gibt ein weiteres, Billy Milfort. Stephan hatte ja einige Familien besucht, um ihre Lebensumstände zu dokumentieren, und die Milfort-Viards sind darunter. Irgendwann soll es einen Filmbeitrag über sie geben, für jetzt immerhin schon mal eine kleine Schilderung ihres Daseins: Die Familie hat beim Erdbeben ihr Haus verloren, konnte aber aus den Trümmern noch zwei Matratzen, einen Kocher und etwas Kleidung retten. Sie lebt jetzt in einem Camp und war gerade dabei, ein Zelt zu bauen, als Stephan zu Besuch vorbeikam. Es stellte sich auch heraus, dass sie in einem jener Camps wohnt, in dem die Lagerleitung korrupt ist. So hatten irgendwelche Hilfsorganisationen dort zwar Planen ausgegeben, aber die Milfort-Viards mussten sie von dem Organisationskomitee abkaufen. - Die gleiche betrügerische Masche hat Stephan selbst bei der Verteilung von Kochern in einem anderen Lager erlebt. Da wurde jeder, der versucht hat, sich gegen die Praxis aufzulehnen, mit einem Golfschläger und mehreren Baseballschlägern brutal zusammengeschlagen. - Immerhin, Billies Familie hatte ja das Geld von der Haiti-Kinderhilfe und war nicht ganz mittellos. Aber sicher hätte sie die kostenlosen Planen auch lieber so erhalten und dafür mehr Geld für Lebensmittel gehabt. Billies kleiner Bruder, Joseph Ismael, ist teilweise gelähmt, aber das scheint schon vor dem Beben so gewesen zu sein. In dem neuen Verschlag leben nun die Oma, die verwitwete Mama, ihr kleiner Bruder, der aber schon ein bisschen der Mann im Haus ist und zum Beispiel beim Zeltbau helfen konnte, und neben Billy noch seine Schwester und der besagte behinderte kleine Bruder. Stephan ist ziemlich mitgenommen von den Erlebnissen der Familie. Er würde sie und die mindestens 50 Patenfamilien, die auch keine ordentlichen stabilen Zelte haben, gerne woanders und vor allem sicherer unterbringen, aber die Grundstücksfragen sind so diffizil, dass einfach nichts übers Knie gebrochen werden kann. Die ersten Notlager, die sich auf unbebauten Privatgrundstücken gebildet hatten, wurden bereits geräumt, weil die Besitzer Angst davor haben, nie wieder über ihre Flächen verfügen zu können, wenn sich die Obdachlosen dort bequemer einrichten. Öffentliche Plätze sind jetzt schon überbevölkert. Und spätestens wenn der Regen richtig einsetzt, wird bestimmt ein Drittel der Camps von den Fluten weggeschwemmt. Insofern sind nicht nur wir auf der Suche nach bebaubaren Plätzen. Wenn man bedenkt, dass es noch nicht einmal dem haitianischen Fußballverband gelingt, sich schnell ein Gelände zu sichern, darf es nicht wundern, dass wir das nicht so schnell schaffen wie wir uns das wünschen würden. (Andererseits wurde uns dadurch auch klar, was für einen Coup wir mit dem Grund für das Restavek-Zentrum gelandet haben...)


4. Shelter-boxes: Die UNO hat uns und allen weiteren Antragstellern eine definitive Absage für die Zuteilung von Zelten gegeben, weil sie momentan keinen Nachschub für Haiti erhält. Weitere Nachfragen unsererseits haben ergeben, dass dummerweise auch das bisherige Organisationsteam ausgetauscht wurde. Insofern geht das alte Spiel mit neuen Beteiligten wieder von vorn los. Wir werden immer wieder Anträge auf shelter-boxen stellen, haben aber keine großen Hoffnungen, von den neuen Zuständigen andere Informationen zu erhalten. Eine Einfuhr von Zelten, die wir zum Beispiel in den USA kaufen könnten, ist auch schwieriger geworden, seit 1. März gilt das Zollabkommen wieder. Selbst wenn wir bereit wären, die hohen Abgaben auf die Zelte zu bezahlen, stünden wir immer noch vor dem Problem, dass noch keine Containerschiffe unabhängig vom US-Militär im Hafen von Port-au-Prince gelöscht werden können.

5. Eine Stuttgarter Werbeagentur veranstaltet im April eine ebay-Auktion zugunsten der Haiti-Kinderhilfe. Unter anderem bieten dabei Stars aus der Musik- und Sportszene verschiedene Dinge wie Trikots oder ein Abendessen mit einem Promi an. Natürlich halten wir Euch in dieser Angelegenheit weiter auf dem Laufenden, bei den Vorarbeiten hakt es jedoch an einem Punkt: Wir brauchen Sponsoren, die entstehende Kosten finanzieren, da die Gebote wirklich 1:1 für Haiti eingesetzt werden sollen. Dinge wie Server, Fahrtkosten für die Höchstbietenden und ähnliches müssen aber bezahlt werden. Hat irgendjemand Kontakt zu Firmen, die solche Ausgaben übernehmen würden? Wir sind mit unseren bisherigen Vorstößen leider nicht weitergekommen. Deshalb setzen wir auf Euch, Ihr hattet alle ja schon beim Spendensammeln so kreative Ideen, vielleicht fällt Euch für dieses Problem auch eine Lösung ein...

Alles Gute und liebe Grüße,
heike fritz

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