Dienstag, 26. März 2013

Plateau Central 3.

Barbara und Kinder in Maissade
Mühlenneubau
Wir waren am Donnerstag ja auch noch zu der Mühle in Maissade unterwegs – die Mühlenanlage besteht aus der Maniokmühle selber und einer Bäckerei, die daraus die Cassavebrote für die Schulspeisung backt. Besonders die Mühle war in die Jahre gekommen und mittlerweile von der Produktionsanlage her völlig unzureichend für die steigende Anzahl von Schulspeisungen, die vom BND finanziert an die Schulen der Region ausgegeben werden. Wir finanzieren der FAM den Neubau der Mühle und optimieren auch ein wenig die Bäckerei. Diese Mühle liegt inmitten des Anbaugebietes der Maniokpflanze, ist allerdings weit außerhalb Maissades, mindestens so weit wie Billiguy. Eine mehr als ärmliche Gegend, hier gibt es nicht mal die digicel-Verkaufsstellen! Kinder, die –wenn überhaupt – nur noch zerrissene T-Shirts (ich erkenne einige aus unserem Container wieder!) tragen und sofort zu der Mühle laufen, als sie uns ankommen sehen. Rötliche Haare sind das untrügliche Zeichen für ihre permanente Unterernährung.
Der Bau schreitet schnell voran, besonders imponiert haben mir als ehemaligem Baupraktikant die Putzarbeiten. Der Putzer hat nicht nur unvorstellbar glatte Oberflächen geschaffen, darüber hinaus auch wieder mit einfachsten Mitteln Übergänge, Ecken und Kanten gestaltet (anders kann man das nicht nennen) die absolut gerade, scharf gezogen und in Lot und Waage sind. Dabei verwendet er einfachstes Werkzeug: Nur einfache Bretter zum Verreiben, eine Pappe als Unterlage für den zu verarbeitenden Putz, eine Schaufel zum Anrühren des Mörtels. Und als einziger Luxus eine „Münchner Kelle“. Ich weiß, ich langweile, aber hätte ich ein Baugeschäft, er wäre längst abgeworben.
Wir entschließen uns vor Ort, keinen Brunnen zu bohren. Die Arbeiter zeigen uns ihren Versuch der Brunnenbohrung (dabei wird ein Arbeiter in ein enges, von ihm selbst gebuddeltes und überhaupt nicht abgestütztes Loch hinabgelassen!), der Brunnen blieb trocken, obwohl das ehemals in das Loch heruntergelassene Rohr 12 bis 15 Meter Länge beträgt. Eigentlich kein Wunder, denn die Mühle steht auf einer Anhöhe, was der wundervolle Rundumblick beweist. So entscheiden wir uns für ein Wasserreservoir, unterirdisch, um das Wasser kühl zu halten. Die großen Dachflächen werden – untypisch – mit Regenrinnen versehen und mit einem Rohrsystem an die Zisterne angeschlossen, sie versprechen eine reiche Ausbeute an Wasser. Damit, wenn Sommer trocken ist und weil die Maniokwaschungen einen hohen Verbrauch bedeuten, genügend Wasservorrat vorhanden ist, sollte das Reservoir besonders groß ausgelegt sein.

Während wir fachsimpelnd um den Bau herumgehen, wird immer einer von uns von Kindern belagert. Auch wenn die in unserem Vorstand für die Zahnpflege der Kinder sich einsetzende Doris jetzt die Stirn in Falten legen mag: Wieder einmal wechseln einige Bonbons ihre Besitzer (und ihren Aggregatzustand). Faszinierend auch wieder, wie Kinder reagieren, wenn sie die gerade gemachten Fotos betrachten und sich wiedererkennen. Manche erst, nachdem sie von den anderen Kindern darauf aufmerksam gemacht werden. Großes Gelächter, Riesenfreude von Kindern, bei denen man derartige Reaktionen nicht erwarten könnte. Wer lacht schon fröhlich mit leerem Magen? Am Ende haben sie von Barbara Besitz ergriffen und lassen sie kaum noch weg, als wir im Wagen sitzen. Die Mühle können wir getrost den Arbeitern überlassen, aber von den Kindern fällt uns der Abschied richtig schwer. 

Andreas Meisig

 

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