Donnerstag, 26. März 2015

Wasser marsch....

Die Brunnenbohrungen werden gerne während der Trockenperiode vorgenommen. Zum einen kann die Bohr-Firma mit ihren schweren Geräten die schlechten Strassen besser passieren und die verschiedenen Flussläufe durchqueren als während der Regenzeit, zum anderen wenn man bei Trockenzeit auf ein Wasservorkommen stößt, ist dieses Vorkommen sicherer als bei Regenzeit. Das könnte gestautes Oberflächenwasser sein, was im Laufe der dann folgenden Trockenzeit wieder versiegen würde.
Bohrvorrichtung
Rohre werden eingeschoben




Wasser marsch
In 120 Fuss Tiefe stießen die Brunnenbohrer nach vier Tagen Bohrzeit auf eine Wasserblase, es wurde  bis 140 Fuss weiter gebohrt und dann wurden die Rohre eingeschoben und ein Pumpensockel betoniert. Die Pumpe funktioniert und versorgt vorerst unsere Baustelle und die Nachbarschaft mit Wasser. In der kommenden Zeit muss kräftig gepumpt werden, damit die "Brunnenstube" nicht wieder versandet.
C.Rebert-Graumann

Dienstag, 17. März 2015

Dienstag 17.3.2015 Abflug

Heute geht es wieder zurück nach Hause, in den Frühling wie es scheint. Gestern hatten wir hier in Port-au-Prince noch einen stressigen Tag mit vielen Erledigungen. Wie in Haiti üblich blieb es bei manchen Dingen beim Versuch. Für den Kauf einer Wasserleitung benötigten wir etwa 1 Std. Frage, ob alles am Lager sei, Antwort ja klar, alles da. An der Kasse endlich nach langem Palaver unter den Angestellten erfuhren wir, dass doch nichts da sei. Die Verkäuferin, die uns schon vorher in Bezug auf einen Generator eine falsche Auskunft gegeben hatte, meinte nur, für sie sei der Fall abgeschlossen, was wir eigentlich noch hier im Laden zu suchen hätten. Sie jedenfalls wollte nur eins: ihr Kartenspiel am Computer fortsetzen. Für den Kauf einiger Holzschrauben benötigten wir eine halbe Stunde, bis die Dinger in unseren Händen waren. Jedoch hatte ein anderer Kunde unser Auto so blockiert, dass wir keine Möglichkeit zum Rausfahren hatten. Nochmal fast eine halbe Stunde. Mit Guivens, der am Donnerstag schon früh vom Plateau Central los musste, weil in der NAcht seine Großmutter gestorben war, trafen wir uns bei Deschamps, einem Laden für Schulbedarf. Dort hatten wir genügend Platz im Austellungsraum um unsere Besprechnung über die Bauvorhaben in Banguage abzuhalten, die Abrechnungen nochmals gemeinsam durchzugehen und Schecks zu übergeben. Die Angestellten schauten zwar etwas pikiert, weil wir uns so breit machten. Wir ließen uns aber nicht stören und schafften richtig viel von unserer Liste ab. Die Verabredung mit Rachelle kam nicht zustande, weil sie ebenso wie wir im totalen Stau stand. Gestern Abend noch großes Kofferpacken und heute morgen um halb neun verabschieden wir uns.
Bis bald
Conny Rébert-Graumann
Wasserverkäuferin an der Strasse

Holzkohlemarkt an der Route Frère

Hühnerverkäuferin 

Sonntag, 15. März 2015

Abschied vom Plateau Central

Abschiedsessen
Hühnchen ein echtes Sonntagsessen
Yam, Kochbananen, Süßkartoffeln


Am Donnerstag sollten wir auf Guerinos Anweisung hin noch einmal richtig verwöhnt werden. Die Köchin, die bei Betonarbeiten die Arbeiter versorgt sollte auch für uns zum Abschied etwas ganz besonderes kochen. Hühnchen mit Zwiebeln und dazu Kochbananen, Yamwurzeln und Süßkartoffeln. Es schmeckte ausgezeichnet.
Wegen des höllenmäßigen Verkehrs kamen wir erst spät am Abend in Port-au-Prince an und fuhren, ohne unsere Gastgeber Fam. von Bötticher gesehen zu haben am frühen Morgen schon wieder weiter nach Bellanger um mit den Lehrern zu sprechen und verschiedene Patenschaftsfragen zu klären, die Gehälter mußten ausgezahlt werden. Am späten Nachmittag fuhren wir weiter Richtung San Marc und mieteten uns für eine Nacht in einem Strandhotel ein, wohin ich Roswitha zu meinem Geburtstag eingeladen hatte. Bei Sonnenuntergang genehmigten wir uns auf mein Wohl einen RumSour und ließen die vergangenen Tage gedanklich nochmal an uns vorbeiziehen. Gestern Abend auf der Heimfahrt hatten wir einen weiteren Termin mit Pater Nerelus von Bellanger, schafften es aber trotzdem vor Dunkelheit in Port-au-Prince anzukommen. Heute ist ein Bürotag angesagt um alle mitgebrachten Akten und Projektunterlagen zu bearbeiten. Die Bewerbungen der Lehrer für den Kindergarten müssen gelesen werden. Patenschaftsunterlagen vervollständigt werden, mit der Solarfirma telefoniert werden, die Abrechnungen für die abgeschlossenen Arbeiten in Banguage kontrolliert werden und alles bleibt an Roswitha hängen, denn mich hat ganz fürchterlich Montezumas Rache erwischt, so sehr, dass ich mich total schwach kaum vom Bett zur Toilette schleppen konnte. Jetzt geht es langsam besser.
Liebe Grüße
Conny

Fotos

Festlegung der Pavillons vom Kindergarten

Sammelstelle für Trockenmaterial Kompost-Toiletten

Verwaltungsgebäude wird ausgehoben

Fotos

Alles muss mit zum Plateau Central
Schlafzimmer unter freiem Himmel


Arbolo-Toilette und Waschraum

morgendliche Aussicht vom Bett aus


Dienstag, 10. März 2015

Dienstag 10.3.2015


Abfahrt Richtung Plateau am Samstag um halb sechs Uhr morgens. Kaum Verkehr, Treffen mit Farah am Airport, Treffen mit Guerino und Guivens einige Kilometer weiter. Material und große Pakete werden noch umgeladen auf den großen LKW und dann geht es weiter. Unterwegs fällt alle Anspannung von uns ab. Die Landschaft abwechslungsreich hügelig jedoch kaum Bäume, hin und wieder eine kleine Schlucht bewachsen mit Bananenstauden und Palmen. Wir wollen ein paar Sachen für unser Frühstück einkaufen und begegnen dem ganz normalen Rassismus in Haiti. Um eine Hand Bananen zu kaufen halten wir an einem kleinen Markt an. Wir lassen Farah verhandeln, die Händlerin verlangt natürlich den total überhöhten Preis für „blancs“. Farah verspricht der Händlerin, dass nur sie und Guerino die Bananen essen werden und bekommt die Bananen zu einem Viertel des Preises. Nach gut 2,5 Stunden Fahrt und sieben Flussdurchquerungen sind wir in Banguage und sehen unser Gelände voll von Menschen, die gekommen sind, um ihre Kinder für den Kindergarten anzumelden und sich anzuhören, was Farah über unser Projekt zu sagen hat. Alle tragen ihre besten Kleider. Roswitha stellt Haiti-Kinderhilfe vor und erzählt von unserem Engagement über die vergangenen Jahre. Anschließend erklärt Guerino das ganze Projekt, was wir versuchen wollen und wie wir hoffen mit Hilfe der Eltern möglichst viel davon zu erreichen. Einiges stößt auf Unverständnis, z.B. dass die Kinder meistens verdreckt nach Hause kommen, oder dass Gewalt verbaler, physischer oder mentaler Art auf keinen Fall toleriert wird. Das anvisierte Schulgeld von nur 10 Gourdes im Monat ( ca. 0,20 € ) und die eingeforderte Mithilfe von einem Tag pro Kind und Monat genannt „Engagement der Eltern“ stieß jedoch auf viel Zustimmung.
Informationstag


Informationstag

Einschreibung Kindergarten


Bei der anschließenden Einschreibung kam es zu Geschiebe und Gedränge. Die Einschreibung zog sich den ganzen Nachmittag hin. Wir nahmen nur Kinder aus der nächsten Umgebung auf, da auch das Teil unserer Philosophie ist, die Leute hier im Quartier mit einzubeziehen. Wir kamen mit einigen der Eltern ins Gespräch und erfuhren deren Geschichten. Ein Bauer erzählte uns, dass er jeden Morgen drei seiner vier Kinder nach Maissade zur Schule und zum Kindergarten bringe, sein kleinstes Kind mit drei Jahren trägt er dabei auf dem Rücken, die anderen laufen täglich morgens und mittags die Strecke von jeweils etwa 5 Km. Das geforderte Schulgeld von monatlich ca. 500 Gourdes (ca. 10,--€) könne er kaum aufbringen, wolle aber unbedingt, dass seine Kinder in die Schule gehen. Er hat nun sein jüngstes Kind mit drei Jahren in unserem Kindergarten eingeschrieben und heute schon seinen ersten Arbeitseinsatz hinter sich gebracht.
Die erste Nacht unter freiem Himmel war ein unbeschreibliches Erlebnis. Im Container-Depot schlugen wir unser Lager auf. Mit guter Matratze, Bezug und vermeintlich genug Decken ausgerüstet, waren wir bei totaler Dunkelheit schon um halb sieben bettfertig. Der Sternenhimmel über uns, zum Greifen nah, wir total mitten drin als Teil des Universums. Die Nacht war kalt und feucht. Die Decken tropften regelrecht als wir am Morgen um 5 Uhr total durchgefroren aufwachten. Bis Donnerstag müssen wir durchhalten. Sonntags wollte Farah nach Hause fahren, jedoch wegen des Streiks am Montag rieten viele davon ab, da bereits am Sonntag eine aufgeheizte Stimmung sei. Wir nutzten die Gelegenheit um die Pavillons für den Kindergarten auszustecken und die Spielplätze mit Sandkasten, Rutsche, Klettermöglichkeiten festzulegen. Montagmorgen waren die ersten Bewerber für Lehrerstellen vor Ort, Farah führte souverän die Vorstellungsgespräche und erläuterte unser Konzept. Anschließend besprachen wir mit den Ingenieuren die neuen Bauvorhaben, Verwaltungsgebäude und Kindergarten. Wir gingen zusammen die Wasserzuleitung und Grenzmarkierungen ab, nahmen die fertigen und halbfertigen Arbeiten ab und diskutierten über unsere verschiedenen Ansprüche an eine gut ausgeführte Arbeit. Vor 12 Uhr besuchten wir die Schulen in der Nachbarschaft um unser Projekt und unseren Verein vorzustellen. Überall stießen wir auf Wohlwollen aber mussten gleichzeitig viele Bitten um Hilfe beim Straßenbau, Anschluss an Elektrizität, Einrichtung eines Schulungsraums für Informatik usw. abwehren. Heute am Dienstag sollte Billiguy auf dem Programm stehen, beim Schreiner in Maissade die Tische und Stühle bestellt werden und beim Schneider die Bezüge für die kleinen Kindermatratzen. In Billiguy waren Gespräche mit den Lehrern vorgesehen. Ein Vierteljahr altes Dekret der Regierung Martelly sieht vor, dass alle Lehrer einer Schule einen Abschluss haben müssen, eine Karenzzeit von zwei Jahren ist eingeräumt, in der die Lehrer ihre Abschlüsse nachholen können. Die Lehrer ohne Abschluss sollen nach Ende der Übergangszeit entlassen werden. Für die Lehrer eine unglaublich Härte, da die Seminare enorm viel Geld kosten, pro Semester etwa 20.000 Gourdes. Der Monatsverdienst der Lehrer in Billiguy ist 6.250 Gourdes. Alle sind geschockt, trotzdem versuchen alle betroffenen Lehrer die Schulung zu machen. Der andere Teil des Dekrets sieht vor, dass das Certificat nach der 6. Klasse abgeschafft wird und erst nach der 9. Klasse ein erster Schulabschluss möglich ist. Meiner Meinung nach eine Verschlimmerung für die haitianischen Schüler, die sowieso äußerst selten überhaupt bis zur sechsten Klasse in die Schule geschickt werden. Nun wird es noch schwerer für die Kinder einen Schulabschluss zu bekommen. Die Bevölkerung wird immer weiter in den Analphabetismus zurückfallen anstatt vorwärts zu kommen. Mit der Lehrerin der Vorschule hatten wir ebenfalls ein Gespräch über die Art, wie in Haiti Kindergärten betrieben werden. Sie weiß sehr gut um das Problem, sagte aber- wie Farah am Vortag, dass die Schulen nur Kinder in die ersten Klassen aufnehmen, die bereits schreiben, lesen und rechnen können. Umso wichtiger ist es deshalb unser Projekt nach dem Kindergarten sofort in die Schule übergehen zu lassen. Spätestens in drei Jahren sollte dies passieren.
Hoffentlich beginnt nicht ausgerechnet heute die Regenzeit, wir haben hier noch zwei Nächte zu verbringen. Morgen steht ein Besuch bei Pastor Colas an. Die Abrechnungen der Bauvorhaben sind zu machen und eine Inventurliste für alle eingelagerten Artikel zu erstellen. Am Donnerstag brechen wir früh am Morgen nach Port-au-Prince auf. Wir haben schlechtes Internet hier, deshalb wird dies mein einziger Bericht vom Plateau sein.
Conny Rébert-Graumann

Samstag, 7. März 2015

Freitag 6.3.2015

Pünktlich zum Feierabend um 16.00 Uhr versammelten sich sämtliche Schülerinnen und Schüler von Petionville und begleiteten eine Schul-Auswahlmannschaft durch die Straßen zum Stadion um gegen eine Schulmannschaft aus Port-au-Prince ein Fußballmatch auszutragen. Der Verkehr kam für geraume Zeit zum Erliegen.
Der Ärger der Verkehrsteilnehmer gegen die pure Lebensfreude der Schüler.
Viel war heute auf unserer Liste und viel haben wir erledigen können. Selbst die "petite minute" auf dem Immigrationsbüro dauerte heute wirklich nur eine gute halbe Stunde. Die Fahrzeiten sind der größte Posten in unserem Zeitmanagement. Eigentlich steht man dauernd, vom ersten in den zweiten Gang muss man selten schalten und den dritten könnte man praktisch ganz abschaffen. Die Kupplung ist in Dauerbetrieb. Wer noch nie am Verkehrsgeschehen in Port-au-Prince teilgenommen hat, kann es sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie es zugeht. Seit letztem Jahr hat es sich meiner Meinung nach nochmals verschlimmert. Parkplatzsuche gestaltet sich seit neuestem schwierig, am besten platziert man sich auf einem Hotelparkplatz läuft schnell weg, bevor der Wachmann reagieren kann. Am frühen Abend packten wir noch unser Auto mit all den Dingen, die an verschiedenen Orten eingelagert waren und morgen nach Banguage transportiert werden sollen. Es dauerte lange, bis alles seinen Platz hatte. Foto gibt es morgen, da wir erst bei totaler Dunkelheit fertig wurden.
Morgen früh um 5.00 Uhr geht es los Richtung Plateau Central und wir freuen uns auf frische Luft und Schlafen unter freiem Himmel- größte Sorge: Hoffentlich wartet die Regenzeit noch ein paar Tage, bis wir wieder weg sind....
Grüße
Conny Rébert-Graumann



Freitag, 6. März 2015

heute schlecht drauf...

Eisenkünstler bei der Arbeit
Nur noch eine Nacht dann endlich fahren wir zum Plateau und können dort hoffentlch unser Schlafdefizit ausgleichen.
Mich nervt hier in Port-au-Prince praktisch alles. Der Verkehr ist grauenvoll, die Straßen jeden Tag verstopft, die Dunstglocke, die über der Stadt hängt und Atembeschwerden verursacht. Abends läuft beim Duschen eine Dreckbrühe am Körper und von den Haaren herunter, dass man meint zur Schornsteinfeger-Zunft zu gehören.
Gestern morgen sass eine junge Frau mit Sack und Pack und einigen Tagen altem Säugling direkt an der Strasse auf der Erde wo sie ihr Baby stillte. Dieses Kind, was hat das für eine Zukunft, nur Dreck und Missachtung, schon als kaum 2000 Gramm schweres Bündel eine schier unerträgliche Last?
Kurzes Stück weiter in einem kleinen Park ebenfalls eine junge Frau, die ihr Lager auf einer Mauer aufgeschlagen hatte und den Anschein erweckte, dass sie dort auf den 1,5 qm ihr Zuhause hat. Welchen Angriffen ist sie wohl jeden Tag und jede Nacht ausgesetzt?
Wir kommen hierher um die "Welt zu retten" und können doch nur so wenig tun für ein paar wenige für eine kurze Zeit. Was passiert mit den Kindern, wenn sie unsere Schule und das kleine Lebens-Wegstück "Unbeschwertheit" verlassen müssen nach sechs oder neun Jahren? Welche Zukunft erwartet sie?  Der größte Teil der armen Haitianer, selbst ausgebildetete hat keine Arbeit, schlägt sich von Tag zu Tag durch und kommt niemals auf einen grünen Zweig. Wenn einer dann doch mal eine Arbeit ergattert, wird er ausgebeutet in seiner Abhängigkeit.
schöne Objekte trotz schlechter Arbeitsbedingungen

 
Gestern, die beiden jungen Elektriker sind auch ein Beispiel dafür. Sie sind bald mit ihrer Ausbildung fertig und wohl auch sehr gute Solartechniker geworden. Aber wo bekommen sie eine Arbeit? Was nutzt es ihnen eine tolle Ausbildung zu haben, nach unseren Standards Solaranlagen bauen zu können, wenn  es keine Arbeitgeber gibt. Solarstrom wäre hier sicher ein richtig gutes Geschäft.. Aber dann kommt wieder diese wahnwitzige Bürokratie ins Spiel- wer will sich das antun? Ein Kreislauf, aus dem es kaum Entrinnen gibt.
Ich war jetzt schon viele Male hier in Haiti und muss mich immer wieder dazu zwingen, das Elend anzusehen, weil mal selbst sensibilisiert dafür mit der Zeit "betriebsblind" wird. Vieles mag ich einfach nicht mehr sehen, weil ich schon vor 20 Jahren das gleiche anschauen musste. Es wird hier wieder in tolle Straßenbau-Projekte investiert aber die Menschen bleiben nach wie vor auf der Strecke.

Ich bin heute vielleicht nur unausgeschlafen, vom Generator und Vollmond geplagt, unausstehlich....... Sorry für meine miese Laune. Liebe Grüße
Conny

Donnerstag 5.3.


Großes Holzlager
Erst zwei Tage sind wir hier in Haiti und unsere Ankunft kommt mir schon vor, als wäre sie Wochen her. Morgens wollten wir noch einen Versuch beim Immigrations-Büro wagen und siehe da, wieder sollten wir einen „petit moment“ warten, der dieses Mal aber nur 1,5 Stunden dauerte. Unser Fall ist nun fast abgeschlossen, so dass wir morgen nur noch einmal vorbei müssen um den Reisepass einzuscannen. Sollte es dann wieder „petite minute oder petit moment“ heißen sind wir schon vorgewarnt.
Bei der Bank hatten wir wenigstens 100 % Erfolg und konnten unser Konto wieder freischalten lassen. Die nächste Verabredung war um 10.30 Uhr was wir aber nicht schafften, erst um 12.00 Uhr kamen wir beim Baumarkt an und bekamen leider nicht das benötigte Material- alles ausverkauft. Beim nächsten Baumarkt ähnliche Auskunft. Endlich im dritten Markt wurden wir fündig und kauften unser Material ein. Dann das für uns Laien schwierige Unterfangen des Holzkaufes für Fensterläden, Türen, Stühle und Tische für den Kindergarten. Da alles Mobiliar angefertigt wird (wie einfach es ist bei uns in Deutschland einen Katalog der etwa 50 Kindergartenausrüster aufzuschlagen und zu bestellen, was das Herz begehrt) aber der Kunde sich um Holz, Schrauben und Zubehör selber kümmern muss, drängt die Zeit. Die Eröffnung des Kindergartens ist für kommenden Oktober geplant. Wir fuhren in einen Großmarkt für Holz, wo man allerdings ganze Gebinde mit etwa 120 Brettern abnehmen muss. Die mangelnde Kompetenz der angeblichen Fachleute wurde mit großer Freundlichkeit wett gemacht. Es wurden immer mehr und endlich auch wirkliche Fachleute herangezogen und schließlich hatten wir unser Holz. Den Service, die Kanthölzer für Stuhl- und Tischbeine zuzusägen bekommen wir kostenlos, weil es für ein soziales Projekt ist. Zu unserem Solar-Termin kamen wir zu spät, wurden aber trotzdem freundlich begrüßt von Herrn Olfs, dem deutschen Entwicklungshelfer, der als Berufsschullehrer bei den „kleinen Brüdern und Schwestern“ arbeitet, und seinen beiden Schülern Wilson und Maradonna. Herr Olfs bildet Solartechniker aus, die um Praxis-Erfahrung zu bekommen sehr gerne Aufträge annehmen. Wir möchten von den jungen Leuten die Solaranlage für unser Projekt kaufen, installieren und warten lassen. Der Auftrag wurde erteilt und über die Ausführung diskutiert. Als wir um halb acht abends Richtung Montagne Noire fuhren, hatten wir seit morgens um fünf Uhr jeder nur eine Banane und eine Mango gegessen. Müde und verdreckt machten wir uns noch der Küche zu schaffen und sind bei Salat, Brathähnchen aus dem Supermarkt und haitianischen Ketchup fast eingeschlafen, hätten uns die Voodoo-Trommeln in der Nachbarschaft nicht wach gehalten. Schnell duschen und nur noch ins Bett, mehr wünsche ich mir heute nicht mehr, deshalb auch keine großartigen Ausführungen. Morgen vielleicht ein wenig mehr…… 
Conny