Montag, 28. September 2015

Unser Blog zieht um

Liebe Leser unseres Haiti-blogs,
wir ziehen um. Ab sofort findet ihr den blog auf unserer homepage:
http://www.haiti-kinderhilfe.org/haiti-blog
Besucht uns doch dort.
Viele Grüße
Conny Rébert-Graumann

Sonntag, 27. September 2015

Haiti-Treffen September 2015 in Speyer

Liebe Mitglieder, Freunde und Teilnehmer,
unser Haiti-Familien-Wochenende 2015 in Speyer ist vorbei. Es war ein schönes Wochenende. Das Wetter meinte es gut und die Stadt Speyer bot vieles für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ich denke, für jeden war etwas Interessantes dabei.
Ich hoffe, Ihr seid gut nach Hause gekommen und wünsche allen einen sonnigen Wochenanfang.

Danke, dass Ihr zur Jahreshauptversammlung gekommen seid und Danke für das in uns gesetzte Vertrauen.
Mit herzlichen Grüßen 

Conny Rebert-Graumann für den Vorstand von Haiti-Kinderhilfe e.V.

Dienstag, 22. September 2015

Bericht aus Haiti Teil 7

9. September
Lehrer aus Billiguy
Rohbau derToiletten Kindergarten
Die Lehrer von Billiguy kommen. Wir haben lange Disskussionen wegen der fehlenden Bücher. Ansage war ja, dass das in Haiti unübliche Gehalt für fehlende Bücher verwendet werden. Jetzt sei August gewesen und wie ist nun die Inventurliste???
Waren überrascht, dass ich meine Ansage ernst meinte. Überzeugte sie, dass wenn wir was sagen es immer eingehalten wird - im Guten, wie im Schlechten.
Wollen einen Aufschub bis Weihnachten - denke ist ok mit uns. Diskutierten ganz lange, warum so viele Kinder in den verschiedenen Klassen sitzen geblieben sind. Speziell in der 2, in der Klasse wo der Sohn des Schulleiters Lehrer ist.
Argument war, dass die Eltern sich nicht um die Kinder kümmern würden, die würden nie die Hausaufgaben machen und auch nicht Lernen. Müssten sich um die Tiere kümmern und auf dem Feld helfen. Wir sprachen ganz lange, ob sie wirklich glauben, dass die Eltern den Kindern helfen könnten? Die Kinder keinen Stuhl, keinen Tisch nichts in ihren Hütten haben. Die einzigen die helfen können sind sie als Lehrer und sie sollten doch mit den Kindern bereits die Hausaufgaben in der Schule machen und dann auch die Rücksäcke in der Schule lassen und sie als Lehrer würden auch dann viel besser sehen, welche Kinder den Stoff verstehen und vielleicht liegt es auch an ihnen als Lehrer. Es ging lange hin und her. Nahomie meinte die Kinder hätten ja nichts zum Essen, was ja alles stimmt. Aber wenn sie noch 1 Stunde und mehr nach Hause gehen, haben sie auch Hunger und bekommen meist auch zu Hause nichts. Also, sie müssten sich da viel mehr einbringen.
Die sagten wirklich, dass sie das noch nie so gesehen hätten und es überdenken, dass unsere Diskussion für sie wie ein Seminar gewesen sei!!!!!! Armes Haiti.
Die Agronome von BND kommen und legen mit Guerino einen guten Platz für ein vernünftiges Hühnerhaus fest. Im jetzigen Hühnerstall hat Farino seine Truhthähne 'nur mal kurz eingestellt'. Denn die Hühner seien ja überall auf dem Gelände, was ja stimmt. Aber man bekommt nie die Eier zu sehen. Das Gras ist auch so hoch, dass wir einige Ziegen kaufen sollten.
Ein Dauerthema sind unsere Komposttoiletten. Habe sie letzte Woche mit Kartons gebastelt, selbst die Abfalltonne dazu geholt. Jetzt ist die Grundmauer fertig, aber wieder wollen sie eine komplette Betonplatte gießen, was einfach nicht nötig ist.  Wir machen nochmals ein Modell mit altem Holz, wie es sein sollte. Auf einmal ein Strahlen und es scheint verstanden zu sein.
Guerino und ich werden am Mittwochabend wieder nach Port au Prince fahren, da wir endlich die Fenster bestellen müssen, ebenso schon wieder eine lange Liste ist. Starten wieder 1 Stunde zu spät, kommen aber gut in Port au Prince an.
Tschau und liebe Grüsse
Roswitha

Montag, 21. September 2015

Bericht aus Haiti- Teil 6

Arbeitseinsatz der Eltern
Es ist 15 Uhr vorbei, wir sind in Petionville, ich weiß es ist überall Stau und schon aus der Stadt hinaus zu kommen kann locker 2 Stunden dauern. Es gibt aber hinter dem Flughafen eine relativ neue Straße die von und noch teilweise Citysoleil geht. Dort wurde immer viel gekiddnaped und überfallen, daher ist auf dieser Straße so gut wie kein Verkehr, man schafft aber in 20 Minuten die Stadt zu umfahren. Ich treffe mich mit Guerino in dem Baumarkt und wir wollen es versuchen. 2 mal hintereinander wird man eigentlich nicht überfallen. Wir kommen super durch und ich bin so richtig froh, die Port au Prince zu verlassen. Wir müssen aber wie die Henker fahren, damit wir die 6 Flüsse ja nicht bei Nacht überqueren müssen.
Geht alles super, schaffen den letzten Fluss vor Maissade mit dem letzten Licht des Tages. Kommen zwar nun im Dunkeln auf unsere Baustelle. Muss dann mit einer Kerze im Container nach der Matratze und meinen Sachen suchen. Aber alles ist für meine Nerven besser als Port au Prince.
Dienstagmorgen sind mindestens 40 Leute da, die alle schon seit Montag arbeiten wollen, da sie doch Geld für Schule und Schneider benötigen. Guerino total überfordert, was kann man da so schnell finden und organisieren. Man einigt sich auf Arbeitsgruppen von 8 Personen gemischt Frauen und Männer, sind allerdings fast nur Frauen. 2 Frauen sind hochschwanger - was kann man denn da arbeiten? Eine Frau soll im Zaun vom Kindergarten 1 Schnur spannen, 1 x vor und 1 x hinter dem Stock. Eigentlich einfach. Sie schafft es einfach nicht, sie schafft es wirklich nicht. Kapiert es nicht. Wie kann eine solche Mutter jemals ihrem Kind helfen? Eigentlich soll nur das Unkraut entfernt werden, das Gelände nivelliert und die Steine und der Bauschutt weg. Die Männer fangen aber sofort das umhacken an und als Guerino die Arbeit kontrolliert ist das Gelände zur Hälfte umgegraben. Also, es reihen sich viele kleine/große Schwierigkeiten an das Projekt Arbeit gegen Geld für Schuhe und Schneider, dass es wohl einfacher gewesen wäre, wir hätten das Geld geschenkt.
Wir sind nur noch am Organisieren, dass der Kindergarten ein 'Gesicht' bekommt. D.h. überall die Baustelle mal entfernen und säubern, einfach mal mit dem betonieren fertig werden und nicht immer wieder anfangen. Es wird schön langsam, allerdings stresse ich alle.
Lehrer beim Einarbeiten


letzte Anmeldungen
Jetzt nach einigen Tagen gibt es keine 'Schonfrist mehr', auch bin ich wieder bald weg und es müssen einfach auch andere Sachen gemacht sein, als nur was mauern.
Die 'umgestellte' Toilette, hängt die Tür raus, überall innen noch Nägeln und Eisen. Der Weg dorthin 1/2 mtr. hohes Gras. Im Container steht immer links Wasser, viel mir schon im Juni auf. Putze es selber weg, als ich nun wieder komme, wieder Wasser. Fakt ist, dass Guerino wunderbaren Abschluss auf das Fundament des Depots gebaut hat, aber nun das Wasser steht. Überzeuge ihn, dass er das weghacken muss, sonst rosten uns ja die Container weg. Das schlimmste ist, dass überall Wasserlacken stehen, da der Bauaushub nicht weggefahren wurde, die Zementanrührstellen noch überall sind, dass auch jeder aus dem Wasserschlauch lange das Wasser laufen lässt. Die Einfahrt nur ein Schlammweg ist und immer wieder Sand aufgeschüttet wird, was das Problem nicht löst. Es müssen Gräben gezogen werden. Auch ist an verschiedenen Stellen noch Baumaterial, was schon überwuchert wird, dass muss alles freigelegt und abgetragen werden.
Sprich großes 'Putzaktion' . Lange Disskussionen, aber es wird alles gestartet.
Mütter beim Arbeitseinsatz

Die Lehrer arbeiten tagsüber in einem Pavillion. Es kommen immer noch Eltern, die hoffen, dass ihr Kind einen Platz bekommt. Es stellte sich auch heraus, dass manche Kinder doppelt erfasst waren, mit verschiedenen Schreibweisen. Ist aber alles geklärt. Die Lehrer müssen immer noch fleißig Lieder auswendig lernen und die Texte aufschreiben. Sie beschriften aber auch die Taschen der Kinder, das Geschirr bekommt eine Nummer, Namenskarten werden erstellt. Diese Karten müssen auch in Port au Prince plastifiziert werden und die Eltern bekommen ihr Kind nur gegen die Karte. Farah macht im Busch auch alles wie in Port au Prince.....

Sonntag, 20. September 2015

Bericht aus Haiti Teil 5

Hallo,
beim Scheiben, habe ich das Gefühl, dass alles schon Wochen zurückliegt, aber hier ist jede Tag so intensiv. Jeder für sich selbst ist eigentlich eine Geschichte.
Am Montag erster Weg zur Bank, nicht dass wer unsere Konten plündert. Wir sind 3 Teams. Guivens bekommt von BND Geld und kauft noch das fehlende Blech für das Dach des letzten Pavillions. Fehler von BND, dass sie ihm einen Scheck für mich geben, den er aber sofort auf sein Konto einzahlt, ich nur 20 % davon von ihm bekomme, alles andere würde er für Material benötigen. Guerino hat den schwereren Teil. Er steht schon um 7 Uhr vor dem Baumarkt, wo wir am Samstag das meiste gekauft haben. Erklärt dass der Scheck gesperrt wird, ja nicht gegen Vorlage der Quittungen das Material ausgegeben werden darf. Alle Quittungen der Käufe sind auch gestohlen worden. Er lässt sich die Bankverbindungen geben und wir werden versuchen die ausgestellten Schecks direkt auf die Konten der Geschäfte einzuzahlen. Hört sich eigentlich sehr einfach an, aber nicht in Haiti. Aber Guerino schafft alles zu blocken.
Rachelle und ich sind ab 8 Uhr 30 auf unserer Bank. Ich hatte einen Brief an die Direktion geschrieben und wir wurden sofort bedient.
Allerdings haben wir 3 Konten......die müssten nun geprüft werden, die verschiedenen Schecks in bar noch abgehoben werden und dann in Bar auf die Konten der Geschäfte einbezahlt werden. Die Konten wurden dann gesperrt und es wurden 3 neue Konten angelegt. Laumenaire, der ja auch unterschreibt, musste kommen.
Mein Auto war ja wieder vollbeladen mit Farben, die ich am Samstag gekauft hatte und noch anderem. Gott sei Dank traf Rachelle zufällig ein Patenkind und wir baten ihn doch den ganzen Tag auf der Ladefläche gegen Bezahlung mitzufahren. Wir unterschrieben 1000 Formulare und Karten und man versprach uns schnell neue Scheckhefte für die nun neuen Konten zu bestellen.
Rachelle hatte in den letzten Tagen 60 Schecks für das Schulgeld ausgestellt. Es war uns aber unmöglich diese ganzen Schulen mit Telefonno ausfindig zu machen. Die Schecks werden alle 'platzen' da es ja nun das Konto nicht mehr gibt. Rachelle wird einen Entschuldigungsbrief schreiben und alle Patenkinder anrufen.
Wir verließen nach über 5 Stunden die Bank......allerdings ohne einen Cent, denn ich wollte nichts abheben, da ja immer mindestens 50 in der Schlange stehen und alles sehen.
Nun noch zum Kommissariat. Das ist ein Ort einfach des Grauen. Man kommt zum 'Empfang' und es schlägt einem eine Welle von Urin entgegen und ich dachte ich müsste mich übergeben. Direkt rechts neben dem Eingang sind die Zellen und die Männen standen in den Zellen und starrten uns an. Links nach nochmals 3 weiteren Türen kamen wir zum Kommissar. Ein Raum mit 3 Männer und einer Frau alle in Zivil. Ich erzählte meine Geschichte und dass ich eine Deklaration machen möchte. Die Frau, ich dachte eigentlich sie sei auch 'Opfer' nahm einen Vordruck und füllte ihn aus. Rachelle wurde aufgefordert dann in einem anderem Raum das schon zerfetzte dicke Buch zu holen, wo wohl alle Vorgänge eingetragen werden.
Im Nebenraum wurde gestritten und geschrien - furchterregend. Als endlich das Formular ausgefüllt war, mussten wir im Viertel eine Copyshop suchen, da es kein Kopiergerät dort gibt. Eigentlich gab es dort gar nichts - außer Angst. Man bietet mir an, dass gegen 'beschleunigte Bearbeitungsgebühr von umgerechnet ca 30 €, ich schnell meinen haitianischen Führerschein bekommen würde. Warten nochmals und fragen um Erlaubnis, ob wir uns nicht wo einen Sandwich kaufen könnten, da Rachelle und ich, den ganzen Tag nichts getrunken und gegessen haben. Dürfen gehen. Werden dann im Geschäft angerufen, dass es doch einige Tage dauern wird und wir nicht weiter warten sollen.

Mittwoch, 9. September 2015

Bericht aus Haiti- Samstag Teil 4

letzter Teil des Samstags-Berichts von Roswitha:
In PaP angekommen fangen Guerino und ich in verschiedenen Geschäften an und treffen uns dann im letzten Baumarkt, der auch in der Nähe von Bank und Druckerei ist. Wir sind Stunden dort. Alle Artikel sind an Wänden angeschraubt und der Verkäufer erstellt die Liste mit Guerino, danach muss er aber erst im Lager suchen, was da ist, was nicht, was wäre Alternative. Es dauert ewig - einkaufen in Haiti ist wirklich wie Bestrafung. Endlich, das Geschäft ist schon seit einer Stunde geschlossen, können wir bezahlen. Mit den Quittungen können wir die Ware nächste Woche abholen lassen. Laumenaire hat unser Geld von der Bank, er hilft Rachelle und Benson mit dem Patenschaftsprogramm. Wir wollen uns am Nachmittag zum gemeinsamen Essen treffen. Guinter ist erfolglos - ruft immer wieder an, dass wir ihn zwar am Morgen an allen Schlangen direkt in das Geschäft
geschleust hatten, aber keiner dort will ihm eine Proforma Rechnung machen, damit ich dann den Scheck rüberbringen könnte. Proforma ist in Haiti normal. Schlage vor, dass er alles kaufen solle und wenn er die Rechnung in Händen hat, kommen wir und bezahlen, danach kann er sich um die Auslieferung kümmern. Er ruft nach einiger Zeit wieder an, sie wollen ihm nichts verkaufen, schieben ihn einfach in eine Ecke. Nachdem die Druckerei wegen des Schulbeginns länger offen ist, selbst am Sonntag, soll er einfach nur innen warten.
Guinter war die schlechte Wahl für diese Aufgabe. Ich finde in der Druckerei die Frau, die unsere Bestellung am Dienstag übernommen hatte. Sie erinnert sich, findet aber die Bestellung nicht mehr. Wir suchen und schauen gemeinsam in ihrem Computer - endlich, endlich findet sie irgendwo unsere Bestellung, schon mit einer  Proforma und ich kann den Scheck dalassen, bekomme später die Rechnung und die Ware wollen wir erst nächste Woche, da dies eine weitere Schlacht ist. Ich sehe den Direktor, erkläre dass wir zwei Listen von wirklich bettelarmen Schulen aus dem Plateau Central haben. Es dort noch nie Bücher gab und ich gerne diese kaufen möchte. Er muss den Eigentümer fragen, ob ok. Wir einigen uns, dass ich in einer Stunde wiederkomme, so kann ich mich mit dem Patenschafts-Komitee treffen.

Wir treffen uns zum Essen mit Rachel, Benson, Laumenaire, Guerino und Guinter. Rachel übergibt mir die Patenschaftsunterlagen, auch die von Seeds, ihr Scheckbuch, damit ich es mit den Kontoauszügen vergleichen kann, Quittungen der Lehrergehälter von Bellanger. Laumenaire übergibt mir das Bargeld. Alle erzählen und planen viel. Laumenaire wird an Weihnachten heiraten. Benson und Guinter werden Ende September nach Banguage kommen. Benson soll dort im Rahmen eines Elternabends einen Vortrag
halten über die Entwicklung von Kindern, danach werden beide nach Billiguy fahren und dort die Patenkinder fotografieren und die Unterlagen prüfen. Rachelle, Guinter und ich fahren wieder zur Druckerei. Dieses Mal kümmere ich mich direkt selbst um die Bestellungen. Die Listen sind genehmigt worden, und ich darf mich in die Reihe der Schulbestellungen einordnen. Es dauert wieder eine Ewigkeit. Viele Artikel gibt es nicht mehr im System. Dann
prüfen die Besteller immer wieder riesige Pakete mit Bargeld, ob sie noch weiter einkaufen können. Es ist ja schon eine Sonderabteilung. Dort werden aber auch die Gutschriften für den Umtausch gemacht. Eine riesige Schlange bei einer Damen an einem anderen Schalter. Da haben die Eltern das verkehrte Buch gekauft und wollen nun ein anderes. Dramen.....

Schon allein der Tag in dieser Druckerei und das ganze Drumherum könnte Bücher füllen.
Nachdem für mich eh der Tag fast erledigt ist, benötige nur noch auf dem Nachhauseweg etwas Wasser und Lebensmittel, finde ich es extrem interessant und unterhalte mich mit meinen anderen Wartenden. Endlich bin ich an der Reihe. Beide Direktoren unserer Nachbar-Schulen haben mir Ihre Listen gegeben und in drei Bereiche eingeteilt:
Unbedingt Teil 1, falls noch Geld übrig, dann Teil 2, bzw. Priorität 3. Ich stelle fest, dass das Budget nicht mal für die Hälfte der Bücher Teil 1 ausreicht, sprich die 2000 US $, was sie von Ihrem verfügbaren Betrag hatten, sind schon weg. Bestelle also nur einen Teil. Muss dann mit den Direktoren diskutiert werden.
Ich erkläre in der Druckerei, dass ich nichts heute mitnehme, sondern erst nächste Woche abholen werde.
Guinther bekommt etwas Geld, alle Rechnungen und ist nun verantwortlich für die Auslieferung in der nächsten Woche. Allerdings muss ich noch den Transport organisieren. Wird schon irgendwie klappen.

Der Pickup ist voll mit Waren. Auf der Ladefläche alles unter einer Plane versteckt und verschnürt. Der Rücksitz voll mit Farbeimern, Stoffen usw. Ich lege meinen Rucksack mit all meinem Hab und Gut, bzw. Unterlagen des Tages auf die Eimer, da ich sonst nicht fahren kann. Rachelle ist mit mir. Es ist schon dunkel. Wir kommen in Petionville an, stehen im Stau. Auf einmal wird die Tür aufgerissen, ich spüre eine Hand hinter mir, die meinen
Rucksack hat. Springe aus dem Auto laufe in die Richtung wo ich denke, aber der Mann verschwindet sofort in der Masse mit meinem Rucksack. Ein Polizist ist vielleicht 10 Meter weiter an der Kreuzung. Wir bitten um Hilfe, aber er meint wir sollen zum Kommissariat gehen und dort eine Meldung machen, damit wir die Dokumente wie Führerschein beantragen könnten. Vielleicht hätten wir auch Glück und die Dokumente werden weggeschmissen und ich bekomme sie wieder. Allerdings sei das Kommissariat erst wieder am Montag ab 9 Uhr geöffnet.
Das Auto verriegelt sich normalerweise immer automatisch und man kann selbst nicht aussteigen, wenn man es nicht über den Schlüsselanhänger freigibt. Warum die Türen nicht verriegelt waren, nachdem Guinter ausgestiegen ist, warum ich es nicht wie sonst immer fanatisch kontrolliert habe um ja sicher zu sein, ich weiß es nicht. Bin wie geplättet. Das Geld, ca. noch 1500 in US $, sowie das Geld der Bank für unsere Kasse in
Banguage, sowie noch mein Geld in Gourdes - total ca 5000 Euro. Unsere Scheckhefte der 3 Konten, meine ganzen Dokumente des Patenschaftsprogramms, sowie die Quittungen der Einkäufe des Tages, die wir auch zur Abholung benötigen, meine Hefte mit allen Notizen, Namen und Telefonnummern, Foto.......ich hatte Gott sei Dank nicht meinen Laptop dabei und mein Telefon lag so im Auto. Nicht nur der Diebstahl auch am Montag die ganzen Gänge von Polizei, was nach meiner Erfahrung des gestohlenen Ersatzreifen vor einem Jahr, 1/2 Tag sein wird. Auf der Bank müssen die Konten gesperrt werden, in den Geschäften sofort die Einkäufe blockiert. Wir wollten Montag ganz früh nach Bangage fahren, da wir am Mittwochabend wieder zurück in PaP sein müssen um die Eisenfenster auszusuchen und den Transport der Solaranlage planen wollten.

So endet eine eigentlich sehr gute Woche miserabel.

Bin leicht depressiv, liebe Grüße
Roswitha

Dienstag, 8. September 2015

Bericht aus Haiti - Samstag Teil 3


weitere Fortsetzung von Roswithas Bericht vom Samstag:
Farah bei der Elternsprechstunde
Am Mittwoch kommt ein Mann und erklärt Farah, dass sein Kind den Platz eines anderen Kindes übernehmen wird. Das eingeschriebene Kind seiner Nachbarin wird nicht kommen. Guerino hatte zwar alle Kinder auf einer Liste erfasst, aber die Formulare je Kind noch nicht ausgefüllt, die ganze 'Verwaltung' ist noch nicht angelegt.
Die Namen auf der Geburtsurkunde sind teilweise anders. Es sind Kinder als 3jährige eingeschrieben, aber anscheinend schon älter usw. Es müssen nochmals alle Eltern kommen und nun mit Farah das Formular mit allen Infos ausfüllen, damit die Geburtsurkunde und die Impfunterlagen gleich sind. Am Donnerstag kommt lediglich die Mutter, die den Platz aufgibt und der Nachbar, der nun sein Kind unterbringen will. Alle anderen Eltern sind heute auf dem Markt. Das Argument der Mutter ist, dass sie keine 100 Gourdes für die Schuhe und keine 250 Gourdes für den Schneider für die Uniform hat. Es ist ein Betrag von 7 Euro. Von ihren sieben anderen Kinder war noch nie eines in der Schule, dieses jüngste Kinde wäre das erste. Guerino und Farah diskutieren und entscheiden, dass wir der Mutter anbieten, sie könnte zweiTage im Monat bei uns arbeiten und würde dann den Betrag in bar bekommen, damit sie alles kaufen, bzw. bezahlen kann. Sie lehnt den Vorschlag ab, sie hätte genügend Arbeit auf ihrem Erdnussfeld. Es scheint, dass sie den Platz einfach an den Nachbarn verkaufen will. Wir sind geschockt. Der Nachbar kommt ganz hinten auf die Warteliste. Wir entscheiden, dass wir allen Eltern mit dem gleichen Vorschlag helfen wollen, damit ja die Kinder die Chance auf den Schulbesuch haben und es nicht an einem Paar Plastiksandalen scheitert. Am Freitag sind fast alle Eltern da. Farah erklärt nochmals das Prinzip der Schule, die Lehrer werden vorgestellt, die Formulare ausgefüllt. Farah bietet die Hilfe Bargeld für Schneider und Schuhe an. Sie erklärt es vor allen Eltern, anstelle je nach Bedarf,  und alle Eltern stellen sofort den Kreditantrag......Guerino muss also zum Stress der Baustelle auch noch Arbeiten für die  Eltern finden, ebenso müssen wir eine Kasse mit Bargeld haben. Die Aktion soll nächste Woche starten.
Es gibt eine lange Liste mit Baumaterial was fehlt. Farbe die nicht ausreichte, Schrauben, Nägel, Eisen fürs Dach, Bleche, Draht, Bücher bestellen, Stoff Uniform Lehrer.....eine Liste von 3 Seiten. Guerino, Farah und ich fahren also freitagabends nach Port au Prince. Am Samstag sind aber die Geschäfte nur bis 12 Uhr auf. Alle Geschäfte sind in verschiedenen Stadtteilen, schon auf der Bank verliert man einen halben Tag, ebenso wird in der Druckerei der Schulbücher immer noch Chaos sein. Wir telefonieren mit unseren Studenten in PaP. Am Samstag ist zwar Treffen mit den Patenkinder, sie bekommen dann ihren Scheck für das kommende Schuljahr und müssen Ihre Unterlagen vom vorigen Schuljahr bringen. Rachelle und Laumenaire werden abwechselnd in der Bank in der Schlange stehen und uns das Geld in kleineren Scheinen für Projekt 'Kredit der Eltern besorgen', Guinter muss sich in der Druckerei mit den Listen der zwei Nachbar-Schulen, sowie noch mit
unserer Bestellung rumschlagen.
Diskutieren auf der Rückfahrt nach PaP über die momentane Wohnsituation in Banguage. Farah benötigt eine Unterkunft, bis Ihr Zimmer auf dem Gelände fertig gestellt ist. Wird wohl erst Weihnachten sein. Sie konnte in den letzten Tagen bei Guerino und Guivens wohnen. Deren Mietvertrag läuft Ende September aus, sie suchen was größeres, finden nichts, oder extrem teuer, da sie ja die "Ingenieure von Port au Prince" sind. Guerino und Guivens haben zwei Zimmer angemietet. Eines ist wohl Küche und eines zum Schlafen. Wir besprechen alle
Alternativen. Es wird entschieden, sobald das Team Installation der Solaranlagen Ende September die Baustelle verlässt, ziehen sie alle ins Container Depot. Es wird dann dort Strom geben, wir haben Wasser und eine
Toilette. Ein Kindergarten Pavillon ist ja noch nicht besetzt. Es wird dort ein Tisch organisiert, wird der Platz zum Essen und Schreibtisch sein. Der Container 'Zement-lager' wird Ende September fast leer sein, nachdem die Zwischendecke gegossen ist. Dieser Contaier wird geputzt, innen weiß gestrichen und Farah wird ihn als ihr Zimmer bekommen. Matratze ist schon da, alles andere wird improvisiert. An den drei Seiten mit dem Gitter zwischen den Containern, werden mit Plastikplanen 'Rollos' gebastelt, die man im Falle von Regen einfach runterlässt. Die Regenzeit wird Ende September beginnen. Guerino und Guivens werden ab dann auch im Depot wohnen. Als ich nachfragte, wie denn eigentlich die jetzige Wohnsituation ist, war ich richtig geschockt:
Guivens hat eine Matratze, und teilt sie meist mit Guerino, aber nicht immer. Ein Mitarbeitervon Guivens hat eine kleine Matratze die nun einfach Farah besetzt hat. Es schlafen im gleichen Raum direkt auf dem Boden noch der Fahrer, der Maler aus PaP, Jonas aus dem Patenschaftsprogramm, sowie der Bruder von Guivens, der gerade ein Praktikum auf der Baustelle macht. Also insgesamt in dem kleinen Schlafzimmer 6 Männer und Farah. Farah erzählt, dass aber Bedingung ist, dass sich jeder am Abend wäscht. Dann geht es irgendwie, Füße und Beine kreuz und quer. Aber es sei unerträglich heiß, es ist ein Betonhaus, das nie abkühlt. Ich werde versuchen in Hinche Matratzen für alle zu kaufen.

Montag, 7. September 2015

Bericht aus Haiti- Samstag Teil 2

Fortsetzung von Roswithas Reisebericht:
Es waren die Direktoren unserer zwei Nachbarschulen da, da wir eine kleine Hilfe versprochen haben. Beide bedanken sich sehr für die Hilfe und baten mich für 1000 US $ je Schule Bücher zu kaufen. Den Rest wollen sie für Gehälter verwenden. Sie könnten zwar mit einem Motorrad-Taxi nach Hinche fahren und dort nach den Büchern suchen, aber es wäre eine riesige Erleichterung für sie, wenn ich die Bücher in PaP in der Druckerei kaufen könnte. Verspreche es zu erledigen.
Treffen uns mit Direktor Eli von Billiguy. Er bringt die Zeugniskopien, alle möglichen Infos über Schüler, Patenkinder und Schule. Die Inventurliste der Bücher ist immer noch nicht komplett, sprich Bücher sind verschwunden. Unser Deal war ja, dass wir gegen die extra Gehälter der Sommermonate die fehlenden Bücher je Lehrer kalkulieren, wenigstens einen Teilbetrag. Es ist noch nicht das Gehalt für Juli, August und September bezahlt. Ich gebe Eli Geld, damit er in Hinche ein Konto eröffnen kann. So können wir Schecks da lassen und bezahlen lieber noch 2 x die Fahrtkosten, als dass ich immer mit großen Barbeträgen unterwegs bin. Er wird es machen, allerdings wird es einige Zeit dauern, bis er dann sein Carnet hat. Ich verspreche
nochmals die Gehälter in bar von Port au Prince mitzubringen. Die erbetene Lehrerfortbildung wird nicht mehr klappen, da die Regierung den Schulanfang spontan auf den 7.9. vorverlegt hat. Unterhalten uns auch lange über die Kosten für das Seminar. Vielleicht wird es nächsten Jahr, oder in den Ferien möglich sein.
Planen ein Treffen mit allen Lehrern bei uns in Banguage, da ich nicht einen Tag verlieren will um nach Billiguy zu fahren.
Wir treffen uns mit dem Agronom von BND, da uns versprochen wurde beim Bau des Hühnerstalls zu helfen. Er wird am Dienstag kommen und den Standort festlegen. Er erklärt auch, was man gegen die hier typische Hühner-Krankheit machen kann. Wir werden nur haitianische Landhühner haben, da diese resistenter sind, auch wenn sie weniger Eier geben. Haben ca. 40 Hühner, davon 10 Küken, es wurden schon mindestens 15 Hühner verspeist. Aber leider klappt das nicht mit den Eiern, die überall auf dem
Gelände verteilt sind. Wir wollen aber die Eier für die Kinder, daher müssen die Hühner trainiert werden im Stall zu legen. Hoffentlich klappt es.
Wir dürfen aus dem Garten des Agrnomen noch Ableger von dort blühenden Sträuchern mitnehmen.
Treffen uns dann mit Marillia vom Frauenprojekt FEM, diskutieren nochmals ein eventuelles Frühstück für
die Kinder. Kosten pro Kind unter 20 Cent, aber im Monat doch über 200 Euro. Wir könnten mit 2 Boxen arbeiten. Die Wochenration immer Montagsmorgen mit einem Mopedtaxi abholen, leere Box abgeben, volle Box holen. Den Speiseplan können wir nach Wunsch zusammenstellen, sie bietet auch Brot mit Erdnussbutter an. Wir könnten dann monatlich bezahlen. Muss überlegt sein.
Sisalschnüre als Zaun-Provisorium

Den kaputten Zaun wollen wir mit Sisalschnüren und Holzstöcken provisorisch flicken, damit die Kinder eine Grenze sehen. Pauline, eine Lehrerin, weiß wo wir das Material kaufen können. Landen auf dem wöchentlichen Viehmarkt, wo Schweine, Kühe, Esel, Ziegen, Hühner usw. verkauft werden. Gleichzeitig auch ein Treffpunkt aller Bauern aus der Region. Finden dort tatsächlich auch die Schnüre. Und wir organisieren den Verkäufer unserer kleinen Bäume. Von den Avocados sind 1/4 der Bäume abgestorben, manche Setzlinge wachsen schlecht an. Er soll sich alles mit Guerino ansehen und wir wollen nachbestellen. Auch kann er Hibiskus für den Zaun des Kindergartens besorgen. Lange Gespräche, nehmen seinen Vorschlag an Dünger usw. in Hinche zu kaufen. Er wird dies alles erledigen, dann auch alle Setzlinge nochmals düngen. Wir bestellen nochmals sechs Avocadosetzlinge und machen einen Vertrag, wenn sie nach einem Jahr noch gut sind, dass wir ihm eine Prämie bezahlen. Er ist froh einen kleinen Auftrag zu haben, wird ca. 20 Euro verdienen.