Donnerstag, 29. März 2012

Mein letzter Tag in Haiti

Mein letzter Tag begann morgens um halb 6 Uhr. Gepackt hatte ich alles schon am Montag  Abend, damit ich morgens nicht noch früher aufstehen musste.  Wir packten noch die letzten Dinge ein, die gesammelten Muscheln  (den Bericht vom Strand liefere ich Euch noch nach) und Korallen mussten aussortiert werden und so kamen nochmal zwei Kilo zusätzlich in den schon extrem schweren Koffer rein.  Mindestens 28 kg, ob das gut geht?
Der erste Termin war ein letzter Besuch in der Seeds-Schule. Wir wollten die aussortierten Trikots und Fußbälle abgeben, außerdem die versprochenen entwickelten Klassenfotos für jedes Kind und die fehlenden Schuhe für einige Kinder. Wir waren sogar etwas zu früh, nur eine Handvoll Kinder war anwesend.  Nach und nach trudelten die Kinder ein und fast alle hatten ihre Schulranzen auf dem Rücken. Die Kinder, die noch Schuhe zu bekommen sollten, waren total überrascht, dass wir „blancs“ unser Versprechen tatsächlich einhielten und die Schuhe lieferten. Das Austeilen der Fotos war dann ein richtig tolles Ereignis, bisher hat sich noch keines der Kinder auf einem Foto gesehen.  Entsprechend groß war die Freude, wenn man sich selber entdeckte, oder der Nebensitzer drauf aufmerksam machte. Wir hatten zusammen mit den Kindern einen Riesenspaß. Zum Abschluss unseres Besuchs durften sich die großen Kinder noch jeder- auch die Mädchen, ein Trikot aus der großen Kiste nehmen, außerdem erhielt die Schule einen Sack mit 10 Bällen sowie eine Ballpumpe. Unser Frust während der letzten Tage, war einfach wie weggeblasen, als wir die Freude der Kinder erleben durften. Wir haben uns die vergangene Zeit oft gefragt, weshalb wir so viel  investieren, von unserem Geld, unserer Zeit, unseren Nerven, unserem Urlaub, unserer Gesundheit, warum wir die „Rettung“ Haitis nicht den reichen Haitianern überlassen. Hier hatten wir wieder mal die Antwort: Für vielleicht den einzigen Tag Freude und Spass  im Leben  eines Kindes, hat sich alle Arbeit und Mühe schon gelohnt.
Wir haben uns dann schnell verabschiedet, damit der Unterricht beginnen und die Prüfungen weiter gehen konnten. Die LehrerInnen hatten nicht wenig Mühe, die Kinder wieder zu beruhigen.





 


Nächster Termin Notre Maison bei Madame Gertrude Bien Aimé. Wir wollten uns nochmal den Bau anschauen und alle uns auffallenden Mängel  festhalten. Viele Dinge haben wir notiert, wir sind aber trotzdem der Meinung, dass die Mängel zu beheben sind und für die „vergessenen Kinder von Haiti“ noch ein wunderbares Heim entstehen kann. Der Architekt ist leider nicht sehr zugänglich für irgendwelche Änderungsvorschläge und kritische Nachfragen, was die Ausführung nach unserer und Madame Bien Aimés Vorstellung ziemlich erschwert.  Aber wir bleiben dran und lassen uns nicht von unserem Vorhaben abbringen.  Noch auf die Schnelle unser mitgebrachtes Obst  als Mittagessen eingenommen und dann war es auch schon Zeit, zum Flughafen zu fahren. Ein bisschen frisch machen und saubere Kleider anziehen im Notre Maison und dann nichts wie weg. Die alten Schuhe wollte ich noch anbehalten bis New York und dann die guten aus dem Rucksack holen, weil ja alles im Schlamm und Dreck schwamm. Der Abschied  von Roswitha war schwer, weil ich ein richtig schlechtes Gewissen hatte, dass ich sie mit all den unerledigten Sachen und den Schwierigkeiten alleine lassen musste.  Am Flughafen dann der Wahnsinn mit den aufdringlichen Kofferträgern, aber auch das ging gut, ebenso wie das  Aufgeben des Koffers mit mindestens 10 kg Übergewicht. Ich hab mal getan als wäre das ganz normal. Dann der Aufruf zum Boarding für den Flug nach New York, fast gleichzeitig mit dem Aufruf nach Miami. Ganz naiv ging ich an den Schalter und fragte, welcher Ausgang denn nun für New York sei, da kein Hinweis zu sehen war. Die freundliche Dame vom Flughafenpersonal musterte mich von oben bis zu den ausgelatschten FlipFlops an den Füßen  und fragte mich dann, ob ich denn keine anderen Schuhe hätte. Ich musste erst mal lachen, dass so eine Frage in Haiti, wo viele Menschen gar keine Schuhe haben, überhaupt erlaubt ist. Jedenfalls sagte ich, dass ich natürlich noch andere Schuhe hätte. Daraufhin meinte die freundliche Dame, wenn ich gute Schuhe anziehen würde, würde sie mir ein Upgrade für First Class/Business Class  geben. Ok, das Argument war Klasse. Sofort hab ich meine alten aus und die guten Schuhe angezogen. So kommt man in Haiti zu einem Flug „erster Klasse“. Dieses Ende meines Haiti-Aufenthalts gehört eigentlich wieder in die Kategorie „Geschichten aus Haiti“.Ich werde Euch noch weiter mir Reiseberichten und Geschichten versorgen, wir haben unglaublich viel erlebt. Aber morgen fahre ich erst mal für eine Woche in den Urlaub- auch wenn´s keiner glaubt- den hab ich wirklich nötig nach fast fünf Wochen Haiti.Conny Rébert-Graumann

Mittwoch, 21. März 2012

Sonntag 18.3.2012


Benimmkurs für Studenten aus dem Patenschafts-Programm. Wir haben am Sonntag mit unseren Studenten eine Feier organisiert, um ihnen einen Eindruck zu vermitteln, wie man sich korrekt bei Tisch benimmt, wie man einen Tisch deckt und mit Messer und Gabel umgeht. Die Jugendlichen träumen alle von einer Karriere, da könnte es vielleicht ganz hilfreich sein, wenn man von Tischsitten wenigstens schon mal gehört hat, wenn man eingeladen wird, oder sogar selber mal eine Einladung ausspricht. Es war eine wunderbare Feier und die Studenten haben viel gelernt. Wir alle haben viel gelacht, die Stimmung und die Haltung mancher wurde immer gelöster, wahrscheinlich auch dank des ungewohnten Weines. Viel gab es nicht, vier Flaschen für 22 Leute. Manche kämpften sich schwer durch vier Gänge mit den entsprechenden Tellern, Gläsern und Bestecken, zumal Pflicht war, mit Messer und Gabel zu essen. Zuvor mussten der Raum dekoriert und der Tisch gedeckt werden. Die Verwandlung des Raumes brachte immer mehr Feierlichkeit. Alle Studenten kamen schon sehr feierlich gekleidet, was auch noch den Charakter der Einladung unterstrich. Einer unserer Studenten (Chemie) ist gleichzeitig verabschiedet worden, da er ein Praktikum in Deutschland machen darf und Anfang April nach Frankfurt fliegt.
Als Überraschung für die Jahre lange Mithilfe im Patenschafts-Komité und geleistete Sozialstunden gab es für ihn und die anderen jungen Männer die gesponserten Sportanzüge von FC St. Pauli. Die Studentinnen haben laut protestiert, denn auch sie würden Sport machen, so dass wir auch den Mädchen einen Anzug vom FC St. Pauli gönnten. Alle waren restlos begeistert, einige ließen den Anzug an und wollten so nach Hause gehen.
Dem FC St. Pauli vielen Dank - sie haben jetzt ein Team in Übersee!!!!
Mesi, mesi anpil aus Haiti
Conny Rébert-Graumann und Roswitha Weiss

Geschichten aus Haiti

Zeitumstellung am Sonntag 11. März
Am Montag den 12. März waren wir um halb sechs dabei unsere Berichte von der Fahrt nach Maissade und vom Wochenende zu schreiben. Eigenartigerweise waren unsere Gastgeber, von denen wir sonst morgens gar nichts sehen, weil wir im Normalfall um sechs Uhr das Haus verlassen, auch bereits auf den Beinen. Michelle war recht aufgeregt, ob wir die genaue Uhrzeit wüssten. Angeblich sei die Zeit umgestellt worden mitten im Monat. Es sei nun bereits halb sieben Uhr. Jetzt war große Hektik im Haus, wir versuchten übers Internet was zu erfahren. Kein Erfolg- überall erschien Haiti-Zeit mit 5.30 Uhr, auch im Radio kam keine Zeitansage. Wir machten uns dann halt auf, ohne die genaue Zeit zu wissen. Bei unseren Terminen fragten wir immer gleich nach der Uhrzeit und tatsächlich wusste jeder Haitianer, mit dem wir zu tun hatten, dass seit Samstag- Sonntag-Nacht Sommerzeit ist. Das erklärt jetzt auch, dass die Ingenieure Guivens und Guerino die vermeintliche Verspätung von 5 Min, die wir am Sonntag bei unserer Verabredung hatten, mit dem Spruch kommentierten: „Haha, Verabredung Deutsche Zeit…….“ Weil Roswitha bei Terminabsprachen immer drauf hinweist, dass die Verabredungen mit deutscher Pünktlichkeit für alle sind………
Außerdem mussten wir uns auch noch bei Ace entschuldigen, weil wir am Sonntag durch die Zeitumstellung eine Stunde zu spät zu unserer Mittagessen-Einladung kamen. Ace quittierte die Entschuldigung am Montag lapidar mit dem Satz: „ Das Essen war sowieso erst fertig als ihr kamt.“ Also haitianische Pünktlichkeit……


Dienstag, 20. März 2012

seit Montag 12.3.2012 ist der Container da

Löschteam
Madame BienAimé






Wir mussten heute wieder zu Hertz um Auto Nummer 4 zu übernehmen. Tja – gleiche Geschichte wie letzte Woche. Falls wir nochmal ein neues Auto brauchen, schaffen wir es vielleicht unsere Bücher endlich zu Ende zu lesen. Danach, was heißt nach etwa zwei Stunden, fuhren wir zu BND wegen Container, Planung Projekte, Abrechnung. Rob Padberg gab das ok, dass wir den Container in der ersten Lagerhalle ausladen dürften, dort gebe es auch einen abgeschlossenen Raum zum Sortieren. Wir sollen uns das schon mal ansehen. Rob Padberg erwähnte auch, dass alles bezahlt wurde, es noch irgendwie eine kleine Nachzahlung gegeben hätte und er irgendeine Info bekommen hätte, dass im Hafen noch sieben Tische liegen sollen, irgendwie eine eigenartige Sache. Auch dürften wir den Container aufmachen, wenn er angeliefert sei, da sei schon ok.
Wir schauten uns das Lager an und waren echt begeistert. Als wir wegfahren wollten, kam ein Container und der Angestellte von BND meinte, es sei unserer und ließ ihn gleich ganz nach hinten in die Halle fahren. Wir fotografierten das Container-Siegel und die -Nummer.
Den Rest des Nachmittags waren wir beschäftigt eine Gruppe von Helfern zum Ausladen zu organisieren, da es bei BND keinen Gabelstapler gibt.
Zuhause angekommen, stellten wir anhand der Versandpapiere fest, dass weder der Container noch das Siegel mit den Nummern unserer Papiere übereinstimmten. Unser Container auch rot war, der gelieferte blau. Es könnte sein, dass der Zoll im Hafen alles umgeladen hat, daher dort auch noch die Tische liegen. Wir waren aufgebracht, da der Container „home to home“ verschifft wurde. Was bedeutet, dass er erst in unserem Lager geöffnet und vom Zoll inspiziert werden sollte. Die Stimmung bei uns sank in den Keller, denn wir fragen uns, was wohl alles kaputt und geklaut sein würde.
Wir wollten am Dienstag Morgen um 7 Uhr bei BND sein und hofften, dass es nicht unser Container ist, denn das wäre ein Alptraum.
Wir fuhren dann also am nächsten Morgen schon um 5 Uhr 30 los, da wir noch André einsammeln
wollten und um 7 Uhr bei BND in den Lagerhallen sein wollten. Wir hatten einige Studenten unseres Patenschafts-Programms und ein 'Löschteam' über BND organisiert. Diese Teams hängen immer unten vor den Hallen rum und laden die Container aus. Roswitha hatte ja gehofft, dass es nicht unser Container ist - aber leider als wir das Siegel aufschnitten (was eine andere Nummer als das von uns hatte) erkannte sie die Schul-Tische. Das war richtig schlimm, denn der Container wurde ohne Wissen von uns, Ace oder BND im Hafen entzollt und dann in einen anderen Container umgeladen. Aber nicht nur umgeladen, sondern alles durchwühlt, aufgemacht und kein bisschen achtsam in den anderen Container rein gestopft. Nach dem Ausladen hatten wir einen ungefähren Überblick über die fehlenden Teile. Eine Nähmaschine, einige Schulmöbel, Stühle. Nach dem Auspacken dann konnten wir feststellen, dass viele Teile einfach in andere Kartons reingestopft waren, Schulranzen und Pakete teilweise komplett leergeräumt waren.
Bei allen Ultraschall- und Zahnröntgengeräten waren die Verpackungen aufgerissen, die empfindlichen Geräte einfach so in den anderen Container gestellt und andere Sachen darauf geworfen. Die Nähmaschinen kamen teils kopfüber aus dem Container raus. Ein schlimmer Anblick.
Dass man uns was klauen könnte, war schon klar, aber, dass es in diesem Stil sein könnte, haben wir nicht geglaubt. Ob die ganzen medizinischen Geräte überhaupt noch funktionieren wird sich erst noch herausstellen, wenn sie abgeholt und angeschlossen sind. Speziell das Röntgengerät für Fondation Cadet, das wir ganz zum Schluss ganz vorsichtig eingepackt hatten, und jetzt beim Ausladen total aus der Verpackung genommen irgendwo in einer Ecke lag. Die Spanngurte wurden alle entwendet, die Tüte mit Werbematierial unseres Sponsors, der Firma Bahlsen war ebenso unauffindbar wie viele Schulranzen. Die Diabetiktester waren aus den Schachteln entnommen und nur noch die leeren Schachteln da. Mittags waren wir dann mit dem Ausladen fertig. Wir sortierten schon beim Halleneingang die Kartons nach Produktgruppen und hatten alte Paletten in der Halle gestellt, die wir mit Buchstaben kennzeichneten. Jeder Produktgruppe war ein Buchstabe zugeordnet. Ich überwachte das Ausladen und Roswitha hakte am Eingang gleich die Packliste ab und wies den Karton an die richtige Stelle für Schulranzen, Einweghandschuhe, Medizinisches, Bekleidung, Wäsche, Patengeschenke usw....
Am Nachmittag fingen wir dann an, alle Kartons zu öffnen und weiter ins Detail zu sortieren, auch um zu sehen, was denn noch da ist. Ließen dann auch schon die ersten Sachen von Lelen und Cadet abholen.
Ich hatte ja am Dienstag Geburtstag und wir sind auf dem Nachhauseweg, total verdreckt in Petionville in eine richtig tolle Bäckerei/Patisserie gegangen und haben uns vor  Ort mal 5000 Kalorien gekauft und gegen unseren Frust an Ort und Stelle verschlungen.
Seit Dienstag sind wir nun jeden Tag in der BND Halle zum Sortieren und Zusammenstellen der Sachen fur die verschiedenen Einrichtungen und Heime. Überwachen die Abholung der Rollstühle, Nähmaschinenn usw. Die Leute sind alle froh über die gespendeten Sachen. Madame Bien Aimé von Notre Maison hat sich sehr über die Rollstühle und Rollatoren gefreut. Die Füllmaterialen wie Kleider, Wäsche und Taschen verteilen wir in erster Linie an unsere Patenkinder und deren Familien aber eben auch an Notre Maison und Restavek. Die Schulranzen wurden komplett ausgeräumt und mit Unmengen von gespendeten Material, einem Handtuch und kleinen Geschenken wieder befüllt. Einen Teil der Schulranzen verteilten wir am Freitag an der Seeds-Schule (darüber berichte sich separat) Außerdem bekommen die Männer, die geholfen haben den Container auszuräumen, neben ihrem kleinen Verdienst noch ein Päckchen mit Wäsche und Handtüchern, sowie jeder ein T-Shirt.
Am Freitag Abend auf der Heimfahrt, nachdem wir einen guten Tag hatten, haben wir uns den absoluten Luxus geleistet und zu unserem obligatorischen Salat, noch Baguette, Schinken, Butter und Käse gekauft. Hier ein solcher Luxus und in Deutschland ganz normal. (Morgens trinken wir meistens nur einen Nescafé, weil es keinen Strom gibt, kaufen uns an der Strasse ein trockenes Brot und essen das mittags mit Obst, trinken Wasser dazu, also eher spartanisch unser Leben.)
Ab Montag werden die Krankenhäuser mit dem medizinischen Material angeliefert und dann noch die restlichen Schulranzen an die Kinder in Bellager verteilt. Roswitha hat mit dem Broker, der für die Anlieferung des Containers verantwortlich war und ist, noch eine Auseinandersetzung. Wir sind gespannt auf seine Antwort. Wenn dieses Projekt abgeschlossen ist, sind wir um wichtige Erfahrungen und mit Sicherheit um einige graue Haare reicher. Für unsere Sponsoren CargoPartner und Bahlsen tut es mir sehr leid, dass wir keine Fotos mit den Werbemitteln machen können. Wir werden aber auf jeden Fall die Fotos mit den strahlenden Kindern schicken, die bei der Verteilung der Schulranzen und Schuhen, Weihnachten und Ostern erlebten, und das alles an einem Tag mitten im Jahr.
Conny Rébert.-Graumann und Roswitha Weiss

Sonntag, 18. März 2012

Freitag 16.3. Seeds-Schule

Genau die richtigen Schuhe
die passen ganz genau zum Kleid
Wer tauscht mit wem?

Schulranzen werden gefüllt
Schuhsortierung

Freude

goldene Schuhe

Freunde


Heute hatten wir einen wunderbaren Vormittag in der Seeds-Schule. Die angekündigten Geschenke in Form von Schulranzen und Birkenstock-Schuhen wurden verteilt. Die Freude der Kinder war unbeschreiblich. Aber auch der Kummer, wenn ausgesuchte Schuhe nicht gepasst haben oder es gar keine mehr in der richtigen Größe gab. Manche großen Kinder weinten sogar, weil wir sie auf Montag vertrösten mussten. Roswitha hat versprochen, dass wir am Montag noch mal kommen um die vergessenen Trikots und Fussbälle zu bringen. Und natürlich auch die fehlenden Schuhe.
Die Schulranzen vollgepackt mit Heften und Stiften, kleinen Geschenken und Süßigkeiten waren der Knüller. Und dann noch neue Schuhe für jedes Kind, außerdem Cola, Brötchen und Lutscher, weil heute ein echter Festtag war. Also wirklich Weihnachten, Ostern und  Geburtstag am selben Tag. Die Kinder tanzten und sangen, waren total aus dem Häuschen. Einem Kind habe ich den Ranzen auf den Boden gestellt, weil ich gerne ein Foto machen wollten. Oh, du Schreck, wie die Tränen aus den Augen schossen…… Untereinander wurden die Schuhe begutachtet und Inhalte der Ranzen getauscht. Manche Kinder haben sich Ihren Lutscher nach ein-zwei Mal lutschen, wieder ins Papier gewickelt, um über eine längere Zeit in den Genuss einer solch seltenen Köstlichkeit zu kommen. Andere nahmen ihr Getränk und das Brötchen mit nach Hause, um den Geschwistern oder Eltern etwas abzugeben. Um halb 12 wurden wir dann verabschiedet. Wie immer am Freitag war der Musiklehrer da und hat mit den Kindern die einstudierten Dankeschön-Lieder zum Besten gegeben. Lauthals und voller Strahlen dankten uns die Kinder singend und klatschend. Diesen Dank möchten wir unbedingt weitergeben an alle Spender in Deutschland, die so viel zu diesem Fest beigetragen haben. Danke für die herrlichen Ranzen, die wunderbaren Farbstifte, Geschenke, und für die vielen nagelneuen Sandalen. Die wenigsten Kinder haben jemals neue Schuhe gesehen, geschweige denn bekommmen.
Im Anschluss an die schöne Feier kümmerten wir uns wieder um unseren Container, der am Montag ankam und seit Dienstag ausgeladen und der Inhalt sortiert wird.( Darüber demnächst mehr.)
Leider mussten wir um kurz vor 4 Uhr schon wieder aufhören mit den Sortieren und Einpacken, weil abgeschlossen wurde. Wir hätten gerne noch an die Arbeiter, die den Container ausgeladen haben, Päckchen ausgegeben, die waren aber schon seit drei Uhr weg. Die Heimfahrt war wie immer, wir standen im Stau, brauchten etwa 1,5 Std. für 7 km.
Herrlich war dann, dass wir uns zuhause einfach den den Tisch setzen durften, es war für uns gekocht worden. Allerdings gab es nur kaltes Wasser zum Duschen, weil es seit zwei Tagen gar keinen Srom mehr gibt. Die Regenzeit hat wohl schon begonnen und mit ihr auch mehr oder weniger schwere Gewitter mit längeren Stromausfällen.
Conny und Roswitha.

Donnerstag, 15. März 2012

Fahrt zum Plateau Central 2.










Auf dem Rückweg von Californi hatten wir viele schöne Fotomotive von der Landschaft, die einer Wüste gleicht. Die Bauern haben es schwer ihr Stück Land zu bebauen, da der Wind die Erde immer wieder weiter transportiert. Wir mussten durch unsere zwei Flüsse zurück nach Hinche zurück und dann in die andere Richtung nach Billiguy. Bis Maissade durch zwei Flüsse, die sieben Mal durchquert werden müssen, allerdings viel breiter sind und teilweise recht tief. An manchen Stellen wird Sand gebaggert und die Furt wird dadurch immer tiefer. Irgendwann wahrscheinlich nicht mehr zu durchfahren. Die Fahrt geht an kleinen Häusern vorbei, Esel- und Ochsenkarren werden überholt, wir werden von Mopeds überholt. Die Strasse ist eine rechte Piste. An unserem Hotel kommen wir vorbei, dahin müssen wir abends wieder zurück fahren. Bis Maissade sind es von Hinche 16 km. In Maissade treffen wir den Führer, der uns nach Billiguy begleitet. Der Vorteil eines Motorrades wird uns auch auf dieser Strecke schnell klar. Der Führer muss immer wieder auf uns warten. Wir müssen die Flüsse Carnot und Cambret fünf Mal durchqueren. Diese Flüsse haben einen hohen Wasserstand trotz Trockenzeit, die Böschungen sind relativ steil und hoch, was sich als ein großes Hindernis für die Lastwagen erweisen wird, wenn das Baumaterial in Billiguy  angeliefert wird. Die Fahrt geht dieses Mal durch teilweise wunderbare Tropenlandschaft mit Palmen, Mangobäumen, Brotbäumen, Bananenplantagen, Büschen und Sträuchern. Dazwischen die kleinen bunten Karibikhäuser. Überall sieht man von den immer noch im Land vertretenen NGOs aufgestellte Zelte, die provisorische Schulen beherbergen, oder auch neue Schulgebäude, die mit finanzieller Hilfe aus Europa gebaut wurden. Viele Schulen, an denen wir vorbei fahren sind in ganz schlechtem Zustand, oft nur mit Bananenblättern gegen die Sonne notdürftig zusammengeflickt. Auch hier in dieser Gegend ist der Esel das wichtigste und häufigste Transportmittel. Immer mal wieder in größeren Ansiedliungen sind Solarlampen aufgestellt, die am Sockel eine Lade-Station für handies und andere Akku-Geräte haben. Dort können die Bewohner unentgeltlich Ihre Gerätschaften aufladen. Die Handyshops von haitel, digicell, natcom, voila usw. sind flächendeckend vertreten und auch immer mit viel Publikum darum herum. Wir kommen über eine Ebene, die eher einer Steppe gleicht, denn einer Tropenlandschaft. Nach über einer Stunde Fahrt für die 12 km ab Maissade sind wir am Ziel. Die KInder sind noch in der Schule und wir werden sofort umringt und bestaunt. Der Direktor Luc Alceus begüßt uns freundlich und zeigt uns sofort das ganze Anwesen. Wir schreiten die Grenzen ab, um uns ein Bild über die Größe des Grundstückes zu machen. World Vision hat vor einiger Zeit mitten auf dem Schulgelände ein Klohäuschen/drei+drei Klos, mit darunter liegendem Wasserreservoir, hingebaut. System Fosse perdue. Alles halb fertig und noch nie angeschlossen. Daneben wurde eine kleine Toilettenanlage /drei Klos gebaut, die allerdings auch noch nicht fertig, aber dafür schon wieder kaputt ist. Kein Dach, der Boden hebt sich, die Mauer bröckelt. Das größere Häuschen ist im Rohbau fertig und wir entscheiden zusammen mit Guivens und Guerino, dass das Gebäude sich gut als Depot zur Lagerung und Sicherung der Baumaterialien eignet. Das Wohnhaus 4x5 m des Direktors steht auf dem Schulgelände. Er erklärt sofort, dass er mit seinem Haus auf das nebenan liegende Grundstück umziehen wird. Das alte Schul-Gebäude ist in einem sehr schlechten Zustand, kaum belüftet, eine unglaubliche Hitze darin und etwa 170 Kinder, wenn alle Kinder da sind. Zusammen mit drei Lehrern, wobei der Lehrer des ersten Schuljahres schon 105 Kinder in seiner Klasse hat. Das zweite Gebäude ist eigentlich nur ein Unterstand wo zwei Klassen mit insgesamt etwa 50 Kindern von einem Lehrer unterrichtet werden. Die Kinder brauchen bis zu einer Stunde für ihren Schulweg.
Die Organisation der Schule erfolgt über ein Komitee, zusammengesetzt aus Eltern und Lehrern. Das Schulgeld von 300 Gourdes im Jahr reicht für 10 Monatsgehälter für die Lehrer, ist aber nicht immer von allen Eltern aufzubringen. Zwei Monatsgehälter erhalten die Angestellten durch die Baptisten-Hauptstelle in Hinche. Die insgesamt drei Lehrer plus Direktor sind nicht sehr zufrieden mit ihrer Situation. Die Bezahlung ist schlecht, die Klassen viel zu groß und die Umgebung trist. Die Lehrer wohnen in der weiteren Umgebung und kommen mit dem Esel oder zu Fuß. Wegezeiten bis zu zwei Stunden sind normal. Langsam verlassen die Schüler das Gelände, dafür kommen die Eltern und andere Anwohner. Wir werden umringt und alle verfolgen unsere Gespräche mit den verschiedenen Lehrern. Wir sind seit vier Uhr morgens auf den Beinen und haben inzwischen Hunger. Also wird ein Picknick in der Schule veranstaltet und alles was wir an Essbarem haben auf einem provisorischen Büffett hergerichtet. Dle Anwesenden sind herzlich eingeladen an unserem Mahl teilzuhaben. Die Atmosphäre wird immer entspannter und die Lehrer erzählen uns was sie unterrichten, welche Ausbildung sie haben, welcher Art Fortbildungen sie schon gemacht haben und auch persönliche Dinge wie Wohn- und Familiensituation. Wir verabreden uns für Freitag in der folgenden Woche um mit Luc Alceus in Port-au-Prince die Biogas-Toiletten zu besichtigen. Außerdem beschließen wir direkt vor Ort, dass schnellstens mit dem Bau begonnen wird. Am Freitag werden wir voraussichtlich den Vertrag mit der Baptisten-Kirche, die Eigentümerin des Grundstückes ist, unterzeichnen. Der Abschied ist sehr herzlich, wir und auch die Lehrer sind froh, dass wir im persönlichen Gespräch viele Ungereimtheiten klären konnten.
Die Rückfahrt nach Maissade und dann die Fahrt weiter zum Hotel ist wieder eine schreckliche Schüttelpartie. Als wir endlich in unserer Unterkunft ankommen ist es schon fast dunkel und wir fallen nach einer Dusche und ohne Essen ins Bett.
Am folgenden Tag sind wir zum Fest der Frauen von Maissade eingeladen. Davon kommt auch noch ein kleiner Bericht.  Am Nachmittag fahren wir nochmals nach Billiguy um die Plazierung der Gebäude fest zu legen, ein weiteres Mal die Klosituation zu besprechen und vielleicht den Direktor zu sprechen. Leider ist außer einigen Anwohnern niemand da. Wir beschließen das kleine schon kaputte Klo abzureißen und möglichst das 3+3-klo zu erhalten, die Innenwände zu entfernen und es als Depot für die Schulspeisung und für Schulmaterial zu erhalten. Die Rückfahrt ist sehr schön, da die Frauen in ihren roten Röcken und grünen T-Shirts auf dem Heimweg vom Fest sind und alle in richtig guter Stimmung winken und sich freuen. Abends im Hotel wollen wir gerne noch eine Kleinigkeit essen und gehen ungeduscht ins Restaurant um wenigstens den Staub mit einem Bier zu spülen und das Essen schon zu bestellen. Diese Aktion ist wieder eher was für „Geschichten aus Haiti", darin geht es um Gläser, Spaghetti, Ananas und Messer.
Conny Rébert-Graumann und Roswitha Weiss

Montag, 12. März 2012

Fahrt zum Plateau Central

Wir sind zurück vom Plateau Central und haben allerhand erlebt und gesehen.  Zuerst werde ich Euch überunsere Fahrt nach Hinche, Maissade, Californ und Billiguy berichten. Wir sind am Donnerstag morgens um fünf los gefahren um nicht den dicksten Verkehr zu haben. Die Reise nach Hinche auf der toll ausgebauten neuen Strasse beginnt wunderbar. Der Tag erwacht und wir kommen in die Berge mit tollen Ausblicken auf den Moloch Port-au-Prince. Weiter auf der Strecke Richtung Mirbalais und Hinche. Unterwegs am Lac Pelegrin kaufen wir uns zum Frühstück haitianisches Brot und  eine ganze Staude der kleinen Bananen Figues Madleines, die unvergleichlich fruchtig schmecken.  Immer wieder herrliche Strassenszenen mit Frauen, die zum Markt reiten, Kinder die in ihren Uniformen zur Schule gehen, schöne Ausblicke auf die Bergzüge ringsum. Die Lnadschaft, die einmal ein Tropenwald war und nun ohne Baum und Strauch, entblößter Fels, bedeckt nur noch mit Büscheln eines groben Grases. Trotzdem wunderschön. Dazwischen immer wieder grüne Bereiche, wo man einen Fluß ahnt oder auch sieht.  Wasser gibt es im Überfluss in Haiti, nur nicht an den Stellen, wo es gebraucht wird. Keine Bewässerungssysteme sind zu sehen, selbst in der Nähe der Flüsse sind die Bananenplantagen teils am verdörren.  Wir treffen um halb neun in Hinche unserem Führer, der uns nach Californi begleitet, wo wir uns die Schule ansehen wollen. Hinter Hinche fängt dann die Strassenhölle an.
Die Strassen/Departmentstrassen sind in einem erbärmlichen Zustand und eigentlich nur mit Motorrad oder Esel zu bewältigen. Unser Auto, das schon ein wenig klapperte bei Abholung, gab auch nach der ersten Fahrt dann vollends seine Stoßdämpfung auf und wir mussten auf ein neues Fahrzeug warten. Die Fahrt ab Hinche nach Californi über eine Distanz von 14 Km dauerte 1,5 Std. auf einer Sandpiste, durch zwei Flüsse.  Die Fahrt durch eine Wüstenlandschaft, überall verbrannte Erde. Eselpfade, schwierig zu fahren. Das Schul-Gebäude  in Californi ist mit einer Abmessung von etwa  15 mal 8 m groß, Holzhütte, dunkel, In diesem Gebäude werden im Normalfall 160 Kinder von 5 Lehrern unterrichtet. Unser erträumter  Standard für Klassenräume von etwa 1,5 qm pro Schüler ist hier absolute Utopie.  Die Kinder erhalten eine Schulspeisung durch den BND, die vor Ort von drei oder vier Frauen gekocht wird. An unserem Besuchstag gibt es Reis und Bohnensoße. Alles kochte schon  eine Stunde auf dem mit Holz befeuerten traditionellen Drei-Steine-Herd.  Unser Tipp, den Reis und die Bohnen am Abend vorher schon einzuweichen, um Holz zu sparen, wird gerne angenommen.
Die Kinder haben oft 2-3 Std Wegezeit zur Schule. Oft kommt nur ein Kind, meistens der älteste Junge einer Familie in die Schule, da sich die Menschen das Schulgeld von 100 Gourdes im Monat nicht leisten können. Die Unterrichtssprache ist Kréol, ab der ersten Klasse wird Französisch unterrichtet. In der Vorschulklasse gibt es noch keinen Französischunterricht.
Hier eine Schule zu erstellen ist eine logistische Herausforderung.

Conny Rebert-Graumann und Roswitha Weiss






Donnerstag, 8. März 2012

Mittwoch der 7.3.2012

Heute hatten wir unseren ersten ‘freien Tag  nach 10 Tagen. Ich hab gestreikt, wollte einfach ausschlafen und meine Montezuma Rache endlich vollends auskurieren, ein bisschen in die Berge wandern, email beantworten, Fotos sortieren und einfach mal ausruhen. Wir stellten fest, dass wir eigentlich immer nur sitzen (meistens im Stau) und uns mal bewegen müssten. Also auf zu Baptisten Mission in den Bergen von Kenscoff. Bis wir endlich alles erledigt hatten, konnten wir wie halt so die echten Touristen erst um Punkt 12 Uhr mittags in brütender Hitze mit Rucksack bepackt, los. Nach einer Stunde bergauf, wirklich traumhaften Blicken auf die Stadt und die Ebene Richtung DR über Felder durch kleine Hüttenansammlungen, kamen wir an eine Wegkreuzung von der früher eine ganz schlechte Schotterstraße hochging. War immer sehr idyllisch. Leider …wird diese ehemals wunderbare Natur und herrliche Ruhe erschlossen, und die größten Straßenbau- Maschinen, LKW’s rasen auf der Baustelle an einem vorbei. So dass wir diesen Teil leider nicht durch tropische Landschaften, sondern nur in Staubwolken bergauf wanderten und viel dreckiger sind, als wenn wir in den
Slums rumgelaufen wären. Aber nach 2 Stunden haben wir den Anstieg geschafft und den klassischen wunderbaren Zitronengras-Tee in der Baptisten Mission getrunken. Beim Abstieg versuchten wir, die Sandpiste zu meiden. Ganz hat es nicht geklappt, aber trotzdem hatten wir einen wunderbaren halben Urlaubstag heute.

Ab morgen sind wir in Hinche und Umgebung im Plateau Central um endlich unsere Projekte Schulbau Billiguy und Mühle Maissade vorwärts zu bringen. Außerdem wollen wir ein weiteres Projekt in der Gegend um Hinche anschauen. Am Sonntag kommen wir zurück nach Port-au-Prince und ab dann werde ich wieder berichten. Bis dahin.
Conny Rébert-Graumann und Roswitha Weiss


Sicht auf Port-au-Prince

Schule aus in Kenscoff


Straßenbau

Abtrieb nach Petionville


Mittwoch, 7. März 2012

Dienstag der 6.3.

Heute morgen sind wir um 6.45 Uhr los. Um 8.oo Uhr Treffen bei Lelen um die Seed-Schule zu besuchen. Die Schule, die aus einer Initiative der Familie Laplanche direkt nach dem Erdbeben für die Kinder der angrenzenden Zeltstadt entstanden ist. Aus dem Provisorium wird immer mehr eine Dauereinrichtung. Die Räume entstanden auf einer Bauruine aus der Vor-Erdbebenzeit.  Das Gebäude wurde bis zum ersten Stockwerk im Rohbau fertig. Die Besitzer waren einverstanden, das unfertige Gebäude der Schulinitiative zur Verfügung zu stellen. So wurde in Schnell-Schlichtbauweise ein Dach montiert, die Außen- und Trennwände aus Sperrholz hergestellt und eine einfache Treppe eingebaut. Im Mai soll im Rahmen eines Schulfestes das Außengelände gerichtet werden. Jedes Kind muss dann eine Pflanze, die den Garten verschönern soll, mitbringen. Im Schulraum sind 62 Schüler in vier verschiedenen Klassenstufen untergebracht. Die Kinder freuen sich sehr über unseren Besuch. Sie singen uns Willkommenslieder und zeigen uns ihre Lernfortschritte. Ein Mädchen der dritten Klasse liest uns ein Kapitel aus einem Leseheft vor und ein Junge der gleichen Klasse kann den Text flüssig wiedergeben. Toll und gar nicht selbstverständlich  in Haitis Schulen. Die Kinder bekommen an dieser Schule musische Anreize bekommen, ab der zweiten Klassenstufe gibt es einen Chor und Flötenunterricht. Während unseres Besuches hatte die Klasse  gerade Musikunterricht. Die Kinder sollen aber auch handwerklich unterrichtet werden. Zwei Jungs der vierten Klassenstufe gelten als absolute Profis  im Flug-Drachenbau. Hier an der Seeds-Schule findet der Unterreicht ab der ersten Klasse in Französisch statt. Für die Kinder ist das im ersten Jahr recht schwierig, da in deren ganzer Umgebung ja nur Kreol gesprochen wird. Frau Laplanche gibt zwei Mal in der Woche Französisch für die Schulanfänger. Ebenfalls wurde ein Sportunterricht eingeführt. Einmal die Woche spielt der Sohn Olivier mit den Kindern Fußball oder Basketball.
Eine Frau richtete während unseres Besuches das Essen. Jeden Tag erhalten alle Schüler eine Mahlzeit, zwei Mal pro Woche warmes Essen, sonst Brot  mit Mamba. Obwohl die Schule ein absolutes Provisorium sein sollte, die durch die Initative der Familie Laplanche  entstand und mit Elternhilfe weiter lebt, scheint sich hier eine dauerhafte Sache zu entwickeln. Ein wunderbarer Esprit wenn man in die Klassen kommt.  Die Kinder ganz offen und freundlich, was auch  nicht in jeder Schule, die wir besuchten so war. Oft machen die Schüler einen verschüchterten, angstvollen Eindruck. Davon war in der Seeds-Schule nichts zu spüren.
Haiti-Kinderhilfe finanziert mit etwa 15.000 Euro jährlich diese Schule. Darin enthalten sind die Miete, die Lehrergehälter, die Lernmaterialien, die Schulspeisung und was sonst noch zu einem haitianischen Schulbetrieb gehört. Wir haben uns überlegt, zur Aufwertung des Schulgeländes einen kleinen Basketballkorb auf dem Pausenhof anbringen zu lassen.
Seeds-Schule/Semence pour l'avenir

Tägliche Mahlzeit wird gerichtet

Julia arbeitet in Notre Maison, Heim für geistig und körperlich Behinderte
einmal tanken bitte
Weiter zu Monsieur Domilus und Schulmöbel angeschaut. Leider gibt es in Haiti keinerlei Stahl- und Metallproduktion, so wird alles Metall importiert und  die Arbeiten sind entsprechend teuer. Eine Schulbank mit Tisch nach unseren Vorstellungen in drei verschiedenen Höhen sehr solide ausgeführt, für drei Kinder kostet etwa 150 Dollar US, ein Schreibtisch für den Lehrer mit einem abschließbaren Schrank kostet etwa 200 Dollar US. Die kleine Schule am Montage Noire soll die Möbel von uns erhalten. Wir werden nochmals mit den ganz genauen Maßen bei Monsieur Domilus erscheinen müssen, da es keine irgendwie geschriebenen Standards gibt.Nächste Station Henfrasa um Ace abzuholen und dann Hertz Autovermietung. Das könnte wieder eine „Geschichte aus Haiti“ sein. Wir verbringen drei Stunden dort, immer mal wieder draußen um entweder am alten oder am neuen Auto was zu schauen und zu kontrollieren. Ansonsten im klimatisierten Raum um immer mal wieder am Vertrag eine Änderung auszuhandeln oder einen Passus zu reklamieren. Endlich scheint alles in Ordnung, wir wollen schon einsteigen, da fällt uns ein, dass wir vielleicht besser noch nach der Tankdeckel-Entriegelung fragen sollten. Das war zuviel des Guten: Plötzlich standen etwa 6 oder 7 Leute um uns und das Auto herum, allerdings wusste keiner so recht, wo denn der Knopf zu finden ist. Unter der Sonnenblende oder unter dem Teppich im Fußraum.  Nachdem alles lokalisiert  war, konnten wir endlich losfahren. Ace war schon ganz ungeduldig weil er wegen seiner Diabetis unbedingt sein Mittagessen à l´heure braucht. Er hat uns in ein nettes Restaurant eingeladen und wir verbrachten eine schöne Stunde bis zum nächsten Termin bei Madame Gertrude Bienaimé vom Notre Maison, dem Heim für geistig und körperlich behinderte Kinder in Sart. Sart liegt am Rand von Cité Soleil direkt in der Einflugschneise des Flughafens. Eine staubige, heiße und laute Gegend. Wir haben Mühe das Anwesen wieder zu finden- alles sieht irgendwie gleich aus. Auf der Kreuzung der Nationalstrasse 1 zu unserer Abfahrt kommt es zu einem Knoten, der alles ,aber auch wirklich alles zum Erliegen bringt, die Autos stehen auf allen Spuren, keiner kann einen Meter fahren, alles ist ineinander verkeilt, keiner steht in der richtigen Fahrtrichtung, weil jeder versuchte irgendwie durch zu kommen. Da kommt ein junger Mann ans Auto- freudenstrahlend unter Tausenden von Menschen trifft ein ehemaliges Patenkind, Orion, auf uns. Er freut sich riesig Roswitha zu sehen. Als er erkennt, wie die Verkehrssituation gerade ist, ergreift er kurzer Hand die Initiative und lotst uns aus dem Stau heraus. Endlich kommen wir im Notre Maison an. Auf dem Nachhauseweg stecken wir natürlich wieder im Stau und brauchen mehr als eine Stunde bis nach Petionville hoch. Wir wollen noch schnell bei Saskia Padberg vorbei und die bestellten Bonbons und Kekse abholen. Als wir im Restaurant Quartier Latin ankommen ist die Freude groß. Rowitha und Saskia haben sich schon lange nicht mehr gesehen. Wir werden überaus freundlich begrüßt und es wird uns ein toller Drink „Rum Sour“ serviert. Der ist nach dem Tag ein richtiges Labsal. Nach und nach laufen hier die ganzen NGO-Leute, die das Nachtleben genießen wollen, ein. Auch viele alte Bekannte von Roswitha. Viel Hallo und Wiedersehensfreude……Eine ganz andere Welt als die, in der wir uns täglich aufhalten. Wir werden bewirtet mit Leckereien und einem weiteren Drink. Ziemlich spät verabschieden uns dann schon recht “Rumseelig“ und machen uns auf den Weg nach Hause.
M
orgen brauchen wir dringend einen freien Tag. Mal richtig  ausschlafen und dann ein paar Stunden hier in den Bergen frische Luft schnappen und wandern.Conny Rébert-Graumann und Roswitha Weiss