Montag, 23. Dezember 2013

Weihnachten 2013

Wir wünschen allen unseren Mitgliedern, Spendern, Freunden und Lesern ein schönes und friedvolles Weihnachten und ein erfolgreiches Jahr 2014
Schüler der 1. Klasse in Bellager

Für unseren Verein war es ein ereignisreiches Jahr. Die Geburtstagsfeier zum 20. Jahrestag der Gründung war ein voller Erfolg. In Haiti konnte zum Jahresende die Vereinsgründung "HKH,Ayiti" fast abgeschlossen werden. Die Suche nach einem geeigneten Grundstück in der Nähe von Maissade läuft und wird hoffentlich erfolgreich sein. Unsere Projekte sind auf einem guten Weg. Vieles ist noch verbesserungswürdig aber wir haben gute Partner vor Ort, die unsere Ideologie teilen, oder die wir davon überzeugen konnten, dass die ärmsten Kinder genau die gleichen Rechte auf Schule haben wie Kinder deren Eltern sich das Schulgeld und die Schuluniform gerade noch leisten können, und dass wir gerade diese ärmsten Kinder, die häufig als restavek in fremden Familien untergebracht sind, in besonderem Maße unterstützen müssen.
Auf diesem Wege ein herzliches Dankeschön für geleistete Hilfe und Euren Beistand.
Im Namen der Kinder in Haiti, die wir unterstützen, im Namen der Lehrer von Bellager und Billiguy, die die unerträgliche, ständige Existenzangst dank der von uns übernommenen Gehälter hinter sich haben. Sie können sich nun auf ihre eigentliche Aufgabe, die Kinder in einer für haitianische Verhältnisse guten Umgebung zu unterrichten, konzentrieren.
Im Namen der Jugendlichen, die in unserem Patenschaftsprogramm gefördert werden, teilweise selber im Comité tätig sind und unsere Projekte in Haiti mit verwalten helfen.
Vielen Dank allen, die durch vielfältige und außergewöhnliche Spendenaktionen beitragen, dass wir diese Hilfe weiterhin leisten können.
Vielen Dank unseren guten Freunden in Haiti, denen keine Aufgabe zu viel ist, die sich immer wieder für unsere Belange einspannen lassen, ganz ohne Profitgedanken, oft nur für ein Dankeschön.
Vielen, vielen Dank im Namen des Vorstands der Haiti-Kinderhilfe

Samstag, 21. Dezember 2013

Vielen Dank den Initiatoren.....

der Aktionen für unsere Hilfe in Haiti:  
Dankbar können wir Berichte der Rhein-Zeitung von einem Konzert der Organisation "Wir machen mit" lesen:



Sonntag, 15. Dezember 2013

Sonntagnachmittagsausflug in die Berge oberhalb Kenscoff

"Supermarkt" in den Bergen  bei Furcy

Am Sonntag auf dem Weg zum Markt am Montag in Petionville

Griot- mehrmals gekochtes Schweinefleisch und banan peze

Kneipe, Garküche, Treffpunkt........

Kahle Berge, trotzdem von eigener Schönheit


Dienstag, 10. Dezember 2013

Besuch in der Dusche

Dieser Frosch (etwa Zigarettenschachtelgröße) hing eines Morgens im Duschvorhang. Desir, der Gärtner unserer Gastgeber kam mit Kescher an 3m langer Stange und machte Jagd auf das arme, vor Schreck wie versteinerte Tier. Mit einem Mal bewegte sich der Frosch und Desir rannte schreiend, wie in Todesangst aus dem Badezimmer davon. Es war eine Geduldsaufgabe ihn davon zu überzeugen, dass der Frosch zu klein sei, um uns alle zusammen aufzufressen. Nach einer halben Stunde endlich konnte der Frosch im Kescher raus in den Garten umgesiedelt werden.
Übrigens, am nächsten Morgen saß er dann auf der Tür........ Wir sind aber Richtung Plateau Central abgezogen. Desir lebte noch als wir nach einer Woche zurück kamen.
Cornelia Rébert-Graumann


Montag, 9. Dezember 2013

Kauf einer Postkarte


Postkarte und benötigte Menge Briefmarken

 
Der Kauf im besten Schreib- und Buchwarengeschäft in Petionville ging trotz oder vielleicht wegen der geringen Auswahl ganz schnell vonstatten aber dann……
begann die Suche von Briefmarken:. Unser erster Versuch führte uns versehentlich zu den Wasserwerken, die uns keine Postbriefmarken verkaufen wollten, obwohl ein Kunde unsere Frage: „Gibt es an diesem Schalter (an dem er selber anstand) Briefmarken?“ bejahte. Der freundliche Angestellte am Schalter schickte uns jedoch einige Häuser weiter zum Postamt. Dort mussten wir erfahren, dass für eine Postkarte nach Deutschland das internationale Porto von 600 Gourdes (ca.12 Euro) fällig ist.  Zum Vergleich: Ein normaler Brief innerhalb Haiti kostet 20 Gourdes. Ok, für je eine Postkarte an die Familie sollten uns die 600 Gourdes nicht gerade ruinieren. Also für zwei Postkarten die Briefmarken bestellt. Als die junge Frau schon den dritten Bogen mit jeweils etwa 25 Marken herausholte und dabei immer noch irgendwas von 1000 Gourdes zählte wollten wir mehr wissen. Welchen Wert hat die höchste haitianische Briefmarke? Antwort 20 Gourdes. 
Na gut, also dreißig Marken zu 20 Gourdes, wobei immer noch nicht ganz klar war, wo die dreißig Marken auf einer Postkarte ihren Platz finden sollten. Nach langem Hin und Her, Abzählen von nun bereits den kleinsten Marken von 5 Gourdes und immer noch nicht den Wert für zwei Postkarten zusammen, baten wir um Briefmarken für wenigstens eine Postkarte, damit wir unseren guten Willen, eine Postkarte ordnungsgemäß mit Porto zu versehen, fotografieren konnten. Diese Dienstleistung erhielten wir von zwei sehr freundlichen Damen, deren Bemühungen aber an der nicht vorhandenen Anzahl Marken für zwei Postkarten scheitern mussten.
PS. Roswitha hat einen Bekannten, der nach USA reiste, gebeten ihre Post dort aufzugeben. Ich wollte meine Post von Haiti aus senden, hab geschummelt und die Marken auf drei Postkarten verteilt. Jetzt bin ich gespannt, ob die Karten ankommen. 

Cornelia Rébert-Graumann


Sonntag, 8. Dezember 2013

Freitag, 6.12.2013: Der letzte Bericht

Wir sitzen am Flughafen, wir haben nach New York eingecheckt und warten auf den Abflug.

Gestern haben wir doch noch einiges erlebt:

Wir haben viele Dinge für die Schule in Billiguy eingekauft. Für alle Kinder Trinkbecher aus Metall, Eimer mit einem Hahn für jede Klasse, Bücher, Karten, Globus (ein großer Wunsch) und, und …

Guivens wird zwar am Montag auch wieder den Bau in Billiguy aufnehmen, aber da wir einfach davon ausgehen, dass sein Auto mehr als überladen sein wird, werden wir alles andere mit dem Chauffeur von BND, der auch in den nächsten Tagen nach Maissade fahren wird, mitgeben.

Immer wieder stellen wir fest, wie alle Angestellten von BND einfach nur wunderbar mit uns sind. Gleichzeitig haben wir auch Guerino als weiteren Ingenieur vorgestellt, er also auch Geld erhalten wird, bzw. dass man mit ihm die Projekte abrechnet kann. Conny hat noch die Klassenbilder für Bellanger laminieren lassen, da wir ja nach intensiver Suche keine Rahmen gefunden haben.

Wir sind in den letzten Tagen schon einige Male zur Buchhandlung Dechamps gegangen, um erneut Bücher für Billiguy zu kaufen, da wir am Vorabend nochmals ein Mail bekommen haben.

Wieder stellten wir fest, dass Haiti ein Verkäufermarkt ist und der Kunde auf die Knie muss, wenn er was will.

Wir gaben unsere Bestellung der Dame hinter einer dicken Glasscheibe.  Sie sagte uns den Betrag, nicht irgendwie bitte oder so, und als ich mein Scheckheft zückte, meinte sie, dass sie nur Bargeld oder einen von der Bank zertifizierten Scheck akzeptieren würde. Um solch einen Scheck zu bekommen, würde man einen kompletten Tag benötigen. Schon die Fahrt nach Petionville zur Bank würde in dem quälenden Verkehr Stunden dauern, das gleiche dann retour und in der Bank Schlangestehen und einen Bankscheck beantragen, dessen Ausstellung auch wieder Zeit benötigen würde.

Sie wollte mein Scheckbuch und ging irgendwo zu Ihrem Vorgesetzten, auch der bestätigte die Aussage, entweder Bares oder Bankscheck.

Also, da fing ich wirklich ganz laut rumzumaulen an, da wir seit 20 Jahren hier kaufen, alleine in diesem Jahr und in den letzten zwei Tagen für Tausende von US $!  Langes Blablabla und ich verlangte, den abwesenden Chef anzurufen. Endlich genehmigte man uns, die Bücher zu bezahlen. Das Einpacken und dann nochmals dreimal nachzählen und kontrollieren dauerte wieder eine Ewigkeit, aber wir hatten unsere Bücher.

Ich habe mir fest vorgenommen einen Brief an den Inhaber zu schreiben.

Wir trafen Claudy, der sein Zeugnis bekam und seinen Computer und den Fotoapparat ordentlich zurückgab. Nachdem er drei Jahre einen guten Job gemacht hat, schenkten wir ihm beides.

Vielleicht hat er auch Glück und wir konnten ihm helfen,in der Firma eines Bekannten von uns einen neuen Job zu finden.

Wir waren wieder mit Guerino in einem weiteren Baumarkt. Wir fanden dieses Mal Platten aus Fiberglas, die sich eventuell gut eignen könnten, um selbst den Toilettensitz zu bauen. Es gibt in der Zwischenzeit ‚türkische Toiletten‘, natürliche alle Formen von Wasserspültoiletten, aber egal wo wir suchten, keine für Trockentoiletten.

Wir haben immer wieder gezeichnet, diskutiert, alles wieder verworfen und wieder angefangen. Es könnte sein, dass wir nun einen guten ‚Bausatz‘ für Trockentoiletten entworfen haben. Diese kann dann immer wieder auf ein neues ausgegrabenes Loch gesetzt werden, wenn das alte voll ist und dort der Baum gepflanzt wurde.

Für Guerino wird es seine erste eigene Baustelle in Bellanger sein und wir sind gespannt, wie er alles umsetzten wird.

An diesem Tag sahen wir auch überall Unmengen Präsenz von Blauhelmen, Polizei und Sonderpolizei. Es wurden auch immer wieder von der Polizei die Straßen gesperrt. Was wir nicht wussten, war, dass an diesem Tag wieder Manifestationen gegen die Dominikanische Republik und gegen die Regierung angesetzt war. Mit einem mulmigen Gefühl machten wir uns auf dem Heimweg. Als wir an einer Kreuzung links wieder in die Stadt hätten abbiegen müssen, erklärten wir nett dem Polizisten, der den Verkehr regelte, dass wir Ausländer seien, uns nicht auskennen, wir aber nach oben fahren wollten. Er ließ sich erweichen und wir durften mit seiner Genehmigung in die unerlaubte Richtung fahren.

So heben sich am Ende die netten Erlebnisse mit den anderen wieder auf.

Wir besuchten Andre in seiner Arbeitsstätte, brachten Wasserproben von Bellanger und er versprach uns, diese zu untersuchen.

An alle liebe Grüße von ihm!

Tja, es waren 1000 Kleinigkeiten, die wir erzählen könnten …

Jetzt sitzen wir schon im Flugzeug, aber gerade hatten wir noch ein lustiges Erlebnis: Nach den ständigen Checks und Kontrollen waren wir nun schon im Gang zum Flugzeug und hier wurde nochmals wir und das Handgepäck kontrolliert. Wir haben einen Trolley voll mit Papieren und dachten, wir könnten ihn frei aufgeben. Aus dem Grund war er schon untersucht worden und hatte ein rotes Deltasiegel und von mir noch einen dicken Kabelbinder. Nachdem wir keine 100 US $ zahlen wollten, nahmen wir also diesen Trolley  als Handgepäck mit.

Vor dem Einsteigen natürlich nochmals eine Kontrolle. Conny erklärt, dass das Teil schon x-mal kontrolliert wurde und von Delta versiegelt sei. Nein, man drehte und wackelte und wirklich - das Siegel von Delta ging ab! Nun hin und her und alle Versuche, den dicken Kabelbinder aufzubekommen. Keine Chance. Man fragte, alle ob sie eine Schere oder Messer haben. Niemand hat was. Nun fragt sie Conny, ob sie nicht eine Schere hätte, die sie ihr leihen könnte! Man stelle sich das einmal vor: Direkt vor dem Betreten der Maschine eine Schere!

Nach langem Hin und Her ist nun der Koffer unkontrolliert und noch immer verschlossen an Bord.

Das also war unser letzter Bericht – aber es wird nach dieser Reise noch viel zu berichten, zu diskutieren und zu entscheiden geben, davon zu einem anderen Zeitpunkt an dieser Stelle.

An alle „tschau“ und liebe Grüße

Roswitha Weiß

Samstag, 7. Dezember 2013

Donnerstag, 05.12.2013


Starten wie immer heute bereits vor 6 Uhr. Alles ist für die Schule in Bellanger gepackt. Treffen uns am Stadtrand  mit unserem Ingenieur Guerino.
Er wird das Projekt Bellanger alleine fertigstellen. Zaun, Toiletten, Spielplatz, Fertigstellung eines Hauses für eine Vorschule und den Umbau der riesigen Küche in einen Lagerraum und Raum für den Direktor.
Wir quälen uns durch den Stadtrand. Benötigen fast 2 Stunden, bis wir Guerino treffen.
Markt in Cabaret
Unterwegs wieder Polizeikontrollen, in Cabaret heute Markt und Stau wie in Port au Prince, kaufen eine Tüte Brot und machen kurz vor der Schule an einem Bananenfeld ein kurzes Frühstück, da wir nicht vor den Lehrern und Kindern essen wollen.
Transport zum Markt
An der Schule angekommen kontrollieren wir nochmals, ob alle Kinder aus unserer Liste vom März noch anwesend sind.
Einige sind sitzengeblieben, was ja nicht so schlimm ist, einige sind nicht da, sollen aber wahrscheinlich im Januar wieder zur Schule kommen. Der Direktor will nicht genau herausrücken, warum es so ist. Aber schon beim letzten Besuch hieß es, dass die Leute kein Schulgeld bezahlen können, weder Schuhe noch Schuluniform für die Kinder haben. Conny und wir ärgern uns maßlos und versuchen immer wieder zu erklären, dass wir uns gerade für diese Kinder hier engagieren und dass wir wollen, dass diese Kinder in der Schule sind, wir übernehmen die Kosten der Uniform und wir sind der Meinung, da wir alle Kosten der Schule tragen, dass die Kinder ohne Schulgeld, auch wenn es nur umgerechnet 10 Euro im Jahr sind, zur Schule gehen dürfen!
Es kommt noch Pfarrer Nerilus mit seinem Kaplan aus Cabaret zur Schule. Wir fangen direkt fast einen Streit an, da er unsere Argumente gar nicht nachvollziehen kann. Die Kirche hier sei arm. Er hat zwar eines der schönsten Häuser in Cabaret mit Personal usw., Handy, Auto, unserer Meinung nach ein gutes Leben, aber das sind ja wohl 2 Paar Schuhe. Es stellt sich auch heraus, dass diese kleine Schule in Bellanger die einzige seiner Diözese sei und er hier trotzdem nicht finanziell helfen kann.
Es gibt unterschiedliche Aussagen, angeblich gar kein Schulgeld, was aber nicht stimmt, da der Direktor das später nochmals bestätigt. 


Wenn es uns nicht um diese wirklich armen Kinder ginge, würden wir so gerne aufstehen, unsere Sachen packen und zurück nach Port au Prince fahren. Er ist schließlich bereit, diese geringen Kosten auszulegen, als wir zusagen, dass wir es bei jeder Reise erstatten. Wir haben für weit über 1000 Euro Schulmaterial einschließlich eines Globus und allem, was auf der Wunschliste der Lehrer war, mitgebracht, wir haben für über 1000 Euro Spielgeräte in Port au Prince gekauft, unser Ingenieur ist gerade auf dem Gelände und bereitet alle anderen Investitionen vor - und dann ist der Pfarrer nicht mal bereit, 1 Euro auszulegen für Plastikfolie, um die Bücher einzubinden.
Gruppenbild mit Lehrern in Bellager
Ich höre, als er moniert, dass eine Lehrerin Protestantin und es ja eine katholische Schule sei. Ich erkläre ihm, dass wir doch wohl den gleichen lieben Gott haben, ich bin gespannt, ob die Lehrerin entlassen wird!
Wir bezahlen alle Lehrer einschließlich Dezember und Pfarrer Nerilus fordert von allen Schecks eine Kopie. 

Als wir nach Hause fahren, sind wir uns einig, was für ein schönes Projekt es wäre, wenn wir direkt nur mit dem Schuldirektor und den Lehrern arbeiten dürften.
Conny will eine Liste erstellen mit unseren Ansprüchen, die erfüllt werden müssen. Alle weiteren Gehaltsscheck werden wir morgen schreiben und bei BND deponieren.

Fußballschule


Auf der Rückfahrt nach Port au Prince, wagen wir es, die Straße Nr. 9 zu fahren. Es ist eine wunderbare Straße, ohne Stau und mit ganz wenig Verkehr, auch weniger Kilometer. Diese Straße führt aber sehr lange durch das Nowhere und endet schließlich in Cite Soleil. Jedem, dem wir hier erzählen, dass wir die schon gefahren sind, hält entsetzt die Hand vor dem Mund und wir müssen versprechen, das ja nie wieder zu tun. Anscheinend sind auf dieser Straße oftmals hold-ups, Kidnapping und Überfälle. Wir fahren trotzdem, sparen mindestens 1 ½ Stunden und können noch einiges in Port au Prince erledigen.
Ein kleiner Stau entpuppt sich als Polizeikontrolle. Stau ist halt immer das Risiko für Überfälle, so lange man rollt, ist es für Angreifer schwieriger.
Letztlich kommen wir gut durch. Wir suchen ein Geschäft, in dem Pumpen verkauft werden sollen. Nachdem wir das Geschäft gefunden haben, entdeckt Conny eine einzige Handpumpe, eigentlich nicht das, was wir suchen, Guerino meint aber, besser als nichts. Wir wollen aber noch weiter suchen. So holen wir uns nochmals 2 Kostenvoranschläge für einen Pick-Up. Der indische TATA ist der billigste. Ob er was taugt? Keine Ahnung. In Haiti nennt man TATA das Feste, wenn man zur Toilette geht… Die Marke ist hier absolut nicht angenommen.
Fußballschule
Später gönnen wir uns mit Guerino ein Mittagsessen in einem Restaurant, in dem eigentlich nur Ausländer, ONGs und Geschäftsleute essen. Hier haben wir kostenloses Internet, können die Mails versenden und diskutieren mit Guerino lange, wie wir unsere Humustoiletten vernünftig bauen können.
Dann suchen wir mit ihm noch den Sportplatz, bzw. den Platz, wo Patrick Millet mit den Kindern eine Fußball-Schule hat, finden ihn und schauen den Jugendlichen beim Training zu. Er erklärt uns seinen Traum, weitere Fußball-Schulen zu gründen und dort den Kindern und Jugendlichen einen Traum zu geben. Weg von der Straße und dem ständigen Überlebensstress. Er hat momentan zwei Plätze, wo er mit den Kindern spielen darf. Es sind keine Fußballfelder wie wir sie kennen, sondern einfach nur freie Plätze. Er und ein Team mit 12-jährigen waren letztes Jahr in Frankreich eingeladen, sie durften 10 Tage eine andere Welt erleben und müssen wohl auch sehr erfolgreich die Fußball-Turniere bestritten haben.
Seine laufenden Kosten sind die Fußballtrainer, der Transport und Trinkwasser. Wir vereinbaren noch ein Treffen und wollen uns mit einer Spende beteiligen.
Wir starten um 17 Uhr unseren Heimweg. Es regnet, was selten ist in dieser Jahreszeit ist, der Verkehr ist so grausam, wir fahren dunkelste, unbefestigten Nebenstraßen, nur um einmal das Gefühl zu bekommen, 100 Meter an einem Stück zu fahren, aber immer wieder kommt der nächste Stau. Für eine Strecke, die man bei fließenden Verkehr in weniger als 30 Minuten bewältigen kann, benötigen wir über 3 Stunden und kommen total fertig nach 20 Uhr an. Ich stelle fest, welch ein Wahnsinn es ist, sich zweimal täglich diesen Verkehr anzutun. Einmal hin und dann wieder heim.
Conny meint, nicht zwei Mal sei Stau, sondern eigentlich nur einmal, nämlich durchgehend. Sie könne nun dem Wort „infernal§ die genaue Deutung und Gefühlslage zuordnen.
Zu Hause sind wir platt, wir wollen nur noch duschen und ins Bett.
Roswitha Weiß

Mittwoch, 04.12.2013


Am Mittwoch haben wir wieder vor 6 Uhr das Haus verlassen.
6 Kartons Schulbücher haben wir und lagern diese wieder bei Lailen ein. Sind schon vor 7 Uhr bei Domilus und bestellen die Spielgeräte für Bellanger. Es wird eine Rutsche und Schaukel für die Vorschule, große Abfalleimer und eine Basketball-Einheit für die Großen.
Das wird das Weihnachtsgeschenk, wenn sie selber mit den Lehrern das Gelände saubermachen und Guerino mit dem Zaun fertig ist.
Danach nochmals zur Druckerei Dechamps für die Schulbücher. Conny hatte ja fast alles schon am Dienstag bestellt, aber es dauert und dauert, bis es bezahlt, dreimal kontrolliert und verpackt ist.
Wir schauen uns neue Pickups an. Preise, Lieferzeiten, und wie immer alle Baumärkte, die gerade am Wege liegen. Ich kann Euch sagen, es gibt viele und erst nach Connys „Jetzt reicht‘s mir!“ beenden wir unsere Besichtigungen.
Besuch beim BND, dort hinterlegen wir die Schecks für die Lehrergehälter des kommenden Schuljahr für Billiguy. Wir erklären Michelle Guivens‘ Probleme auf der Baustelle der Mühle. Sie ist überrascht und wird sofort intervenieren. Die Leute der Region, also die verantwortlichen Bauern, müssen mehr als unfreundlich mit den Bauarbeitern und Guivens gewesen sein. Die Bautruppe hatte eigentlich alles an Essen in Reserve mit. Sie wurden dann aber von schlechtem Wetter überrascht und kamen nicht mehr auf der Straße zurück (die war vom Regen weggespült), sondern nur auf einem Eselspfad. Man war nicht bereit, ihnen etwas zu essen zu leihen, nicht einmal einen Teller oder sonst was. Die Bautruppe und Guivens haben ihr Essen auf den alten Zementsäcken zu sich nehmen müssen.

Nach dem BND geht es schnell zum anderen Ende der Stadt, ein Termin bei der Anwältin. Leider stellt sich heraus, dass ein Vertrag noch nicht unterschrieben ist und sie deshalb immer noch nicht unsere Unterlagen beim Bürgermeisteramt eingereicht hat. 3 Wochen sind wieder verloren! Wir fragen sie, wie lange sie denke, dass es noch dauert – so ungefähr wenigstens? Sie meinte ganz ernst und freundlich: Naja, jetzt ist Weihnachten, also im Dezember geht gar nichts mehr. Dann ist ja schon wieder Karneval, da hat auch keiner Lust. Aber danach, naja da würde man doch schon wieder an den Akten arbeiten!
Tja, was sollen wir dazu sagen?
Die Anwälte haben ja auch erst vor kurzem gegen die Regierung vier Wochen komplett gestreikt. Hoffentlich kommt nicht noch ein neuer Streik dazu.
Wieder zum anderen Ende der Stadt, Besuch in der Seeds-Schule. Wieder wird unser Eindruck bestärkt, wie viel Liebe und Freude die Kinder dort vermittelt bekommen. Conny überreicht als Geschenk 20 Bücher mit der Geschichte von Mama Miti, der Mutter der Bäume.
Wir werden mit einem Flötenkonzert, Gesängen und Gedichten empfangen.
An der Schule werden ja auch Handarbeiten vermittelt, wir bekommen gehäkelte Decken und ich eine wunderbare Nikolausmütze geschenkt.
Ja, wir lieben diese Kinder und diese Schule. Es ist schon ein tolles und einmaliges Projekt.
Conny fährt zum anderen Ende der Stadt, da sie ja nun fast alle Geschäfte abgeklappert hat, um Bilderrahmen als Geschenk für die Klassen in Billiguy zu bekommen. Sie hat wunderbare Klassenfotos gemacht und möchte diese gerne gerahmt schenken. Wir wollen auch die ganzen Karten für die Schulen laminieren lassen. Erst nach zwei Stunden kommt sie wieder und ist total fertig vom Verkehr und enttäuscht, dass sie wieder nichts gefunden hat.
Als letzte Punkte müssen wir nochmals zur Bank einen Brief abgeben, sowie bei Acra die Rechnung für die Schuluniformen bezahlen.
Wir kommen wie immer völlig ausgepowert nach Hause – wir haben heute viel erreicht, aber wir hätten dennoch so viel auf der Liste!
Roswitha Weiß

Dienstag, 03.12.2013


Für unser Projekt in Maissade haben wir uns vorgenommen, möglichst viel Material aus dem Land zu beziehen, also von haitianischen Firmen zu kaufen und von haitianischen Arbeitern herzustellen. Dazu sollten unsere Ingenieure aber wissen, wo sie gutes Material herbekommen. Ich machte den Vorschlag, mal einen Tag lang die Hardware-Shops in Port-au-Prince anzuschauen. Heute sollte der Tag sein. Um 7:00 Uhr wollte ich Guerino bei Henfrasa treffen, kam aber leider statt um 6 Uhr erst um 10 Minuten nach 6 Uhr aus dem Haus, und prompt war der  Verkehr schon so dicht, dass ich für die paar Kilometer bis 7:30 Uhr unterwegs war. Für die letzten hundert Meter brauchte ich ca. 15 Minuten: Es waren wieder etliche TapTaps am Zusammenbrechen und standen dann mit Panne mitten auf der Straße, wo natürlich gleich mit der Reparatur begonnen wurde- ohne Rücksicht auf den nachfolgenden Verkehr.
Beim Herunterfahren hielt ich vor einer Kurve an und ließ einen kleinen Jungen auf die Ladefläche aufsteigen, leider nahm ich gar nicht wahr, dass hinter der Kurve fünfzehn andere Schüler schon auf eine Mitfahrgelegenheit warteten. Kaum hatte ich angehalten, waren auch schon alle auf die Ladefläche aufgesprungen. Mein „C’est trop!“ interessierte nur drei kleine Mädchen, die erschrocken wieder absprangen. Die Straße vom Montagne-Noire hinunter ist immer noch die reinste Seifenbahn, immer noch hat sich keiner um die defekten Wasserrohre gekümmert, das Wasser läuft und läuft, die Autos rutschen und manche sind mit schlechten Reifen bestückt eine echte Gefahr für die Fußgänger, die auch mehr schlecht als recht herumrutschen. Wir haben es aber schließlich geschafft und sind heil in Petionville angekommen. Für mich ging es dann weiter herunter in die Stadt.
Bei Henfrasa angekommen erledigten wir erst mal die Patenschaftsunterlagen im Comité-Büro und machten uns dann auf den Weg Richtung Croix de Bouquet bzw. Noaille, dem Zentrum für Eisenkunst in Haiti. Ich war schon so viele Male hier in diesem Land und noch nie bin ich bis Noaille gekommen, obwohl ich schon so viel davon gehört hatte. Die Künstler oder besser Kunsthandwerker waren schon fleißig bei der Arbeit und das ganze Quartier war erfüllt von Klopfgeräuschen auf Metall. Gleich beim ersten Shop kamen wir zum berühmten Eisenkünstler Jolimeaud, der seine Sachen in die ganze Welt verkauft. Die ausgestellten Objekte haben uns sehr gut gefallen.  Wir sind natürlich nicht nur wie Touristen unterwegs, sondern auch mit ganz konkreten Bitten um Kostenvoranschläge für Fenster und Türen. Weitere Shops steuern wir an und können nur staunen über den unendlich scheinenden Ideenreichtum der Handwerker. 



Wunderbare Paravents, Panneaus zum Einsatz in Fenster oder Türen, schmale Panneaus, kleine, große, runde, eckige und ganze Einfahrtstore, Laternen, Mülleimer und sonstige Objekte. Der Ort wird richtig zum Touristentreffpunkt hergerichtet, die Straßen neu gepflastert, Beleuchtung installiert, Plätze geschaffen. Eher durch Zufall fanden wir auch noch das Atelier des Künstler Ti Jacques Robert, der bei Arte in der Reportage über Haitis „Kunstkrieger“ zu Wort kam. Es baute sich nach dem Erdbeben 2010 eine völlig neue Kunstszene in Haiti auf. Die Mitglieder verarbeiten Alltagsgegenstände und Müll zu Objekten. Jacques Robert beschäftigt sich mit der haitianischen Geschichte, Voodoo und Guinea, dem Sehnsuchtsland aller in der Karibik lebenden Schwarzen. Ich konnte nicht widerstehen und musste zwei kleine Objekte kaufen. Nach zwei Stunden brummte uns der Schädel und noch war kein Ende der Shops in Sicht. Wir wollten nicht mehr weitergehen und machten uns mit viel Informationen und Preisen zurück nach Port-au-Prince auf unsere Hardware-Tour. Bei etlichen Geschäften schauten wir uns hochwertiges Baumaterial, Innenausstattung, Solaranlagen, Werkzeug an. Wir schrieben auch da wieder viele Preise zum Vergleichen auf und kamen zum Ergebnis, dass es in Haiti alles zu kaufen gibt und kaum zu anderen Preisen als in Deutschland. Es rentiert überhaupt nicht, für Baumaterial einen Container zu packen. Einzig die Suche nach einer Wasserpumpe für Handbetrieb war gar nicht erfolgreich. Keines der Geschäfte hatte dies im Programm. Im letzten Laden, den wir gerade noch vor Ladenschluss erreichten, gab man uns nochmal zwei Adressen. Vielleicht werden wir doch noch fündig. Um kurz vor Schluss erreichten wir auch die Schulbuchdruckerei Deschamps und konnten noch unsere Buchbestellung loswerden. Alles wird zusammengestellt und wir können die Bücher morgen abholen und bezahlen. Ich bin froh, dass ich heute bei Helligkeit um 17.00 Uhr schon zurück ins Paradies komme.
Zu Roswitha, die heute den ganzen Tag über Projektabrechnungen saß, sagte ich, dass das Wort „infernalisch“ in Haiti entstanden sein müsse, denn der Verkehr tagsüber im Gemisch mit der Hitze, dem Staub und Gestank, den Abgasen und der Dunstglocke über der Stadt hat etwas vom Höllenvorhof.
Morgen gehen wir auch schon wieder um 6 Uhr morgens aus dem Haus, damit wir unser Soll, oder wie schon neulich gesagt, die Hälfte davon, erfüllen können.
Cornelia Rébert-Graumann