Donnerstag, 29. März 2012

Mein letzter Tag in Haiti

Mein letzter Tag begann morgens um halb 6 Uhr. Gepackt hatte ich alles schon am Montag  Abend, damit ich morgens nicht noch früher aufstehen musste.  Wir packten noch die letzten Dinge ein, die gesammelten Muscheln  (den Bericht vom Strand liefere ich Euch noch nach) und Korallen mussten aussortiert werden und so kamen nochmal zwei Kilo zusätzlich in den schon extrem schweren Koffer rein.  Mindestens 28 kg, ob das gut geht?
Der erste Termin war ein letzter Besuch in der Seeds-Schule. Wir wollten die aussortierten Trikots und Fußbälle abgeben, außerdem die versprochenen entwickelten Klassenfotos für jedes Kind und die fehlenden Schuhe für einige Kinder. Wir waren sogar etwas zu früh, nur eine Handvoll Kinder war anwesend.  Nach und nach trudelten die Kinder ein und fast alle hatten ihre Schulranzen auf dem Rücken. Die Kinder, die noch Schuhe zu bekommen sollten, waren total überrascht, dass wir „blancs“ unser Versprechen tatsächlich einhielten und die Schuhe lieferten. Das Austeilen der Fotos war dann ein richtig tolles Ereignis, bisher hat sich noch keines der Kinder auf einem Foto gesehen.  Entsprechend groß war die Freude, wenn man sich selber entdeckte, oder der Nebensitzer drauf aufmerksam machte. Wir hatten zusammen mit den Kindern einen Riesenspaß. Zum Abschluss unseres Besuchs durften sich die großen Kinder noch jeder- auch die Mädchen, ein Trikot aus der großen Kiste nehmen, außerdem erhielt die Schule einen Sack mit 10 Bällen sowie eine Ballpumpe. Unser Frust während der letzten Tage, war einfach wie weggeblasen, als wir die Freude der Kinder erleben durften. Wir haben uns die vergangene Zeit oft gefragt, weshalb wir so viel  investieren, von unserem Geld, unserer Zeit, unseren Nerven, unserem Urlaub, unserer Gesundheit, warum wir die „Rettung“ Haitis nicht den reichen Haitianern überlassen. Hier hatten wir wieder mal die Antwort: Für vielleicht den einzigen Tag Freude und Spass  im Leben  eines Kindes, hat sich alle Arbeit und Mühe schon gelohnt.
Wir haben uns dann schnell verabschiedet, damit der Unterricht beginnen und die Prüfungen weiter gehen konnten. Die LehrerInnen hatten nicht wenig Mühe, die Kinder wieder zu beruhigen.





 


Nächster Termin Notre Maison bei Madame Gertrude Bien Aimé. Wir wollten uns nochmal den Bau anschauen und alle uns auffallenden Mängel  festhalten. Viele Dinge haben wir notiert, wir sind aber trotzdem der Meinung, dass die Mängel zu beheben sind und für die „vergessenen Kinder von Haiti“ noch ein wunderbares Heim entstehen kann. Der Architekt ist leider nicht sehr zugänglich für irgendwelche Änderungsvorschläge und kritische Nachfragen, was die Ausführung nach unserer und Madame Bien Aimés Vorstellung ziemlich erschwert.  Aber wir bleiben dran und lassen uns nicht von unserem Vorhaben abbringen.  Noch auf die Schnelle unser mitgebrachtes Obst  als Mittagessen eingenommen und dann war es auch schon Zeit, zum Flughafen zu fahren. Ein bisschen frisch machen und saubere Kleider anziehen im Notre Maison und dann nichts wie weg. Die alten Schuhe wollte ich noch anbehalten bis New York und dann die guten aus dem Rucksack holen, weil ja alles im Schlamm und Dreck schwamm. Der Abschied  von Roswitha war schwer, weil ich ein richtig schlechtes Gewissen hatte, dass ich sie mit all den unerledigten Sachen und den Schwierigkeiten alleine lassen musste.  Am Flughafen dann der Wahnsinn mit den aufdringlichen Kofferträgern, aber auch das ging gut, ebenso wie das  Aufgeben des Koffers mit mindestens 10 kg Übergewicht. Ich hab mal getan als wäre das ganz normal. Dann der Aufruf zum Boarding für den Flug nach New York, fast gleichzeitig mit dem Aufruf nach Miami. Ganz naiv ging ich an den Schalter und fragte, welcher Ausgang denn nun für New York sei, da kein Hinweis zu sehen war. Die freundliche Dame vom Flughafenpersonal musterte mich von oben bis zu den ausgelatschten FlipFlops an den Füßen  und fragte mich dann, ob ich denn keine anderen Schuhe hätte. Ich musste erst mal lachen, dass so eine Frage in Haiti, wo viele Menschen gar keine Schuhe haben, überhaupt erlaubt ist. Jedenfalls sagte ich, dass ich natürlich noch andere Schuhe hätte. Daraufhin meinte die freundliche Dame, wenn ich gute Schuhe anziehen würde, würde sie mir ein Upgrade für First Class/Business Class  geben. Ok, das Argument war Klasse. Sofort hab ich meine alten aus und die guten Schuhe angezogen. So kommt man in Haiti zu einem Flug „erster Klasse“. Dieses Ende meines Haiti-Aufenthalts gehört eigentlich wieder in die Kategorie „Geschichten aus Haiti“.Ich werde Euch noch weiter mir Reiseberichten und Geschichten versorgen, wir haben unglaublich viel erlebt. Aber morgen fahre ich erst mal für eine Woche in den Urlaub- auch wenn´s keiner glaubt- den hab ich wirklich nötig nach fast fünf Wochen Haiti.Conny Rébert-Graumann

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