Wie immer frühes Erwachen mit den Kirchenglocken um 5
Uhr. Die Nacht war etwas unruhiger, da auch die Angestellten mit Kindern auf
der gleichen Etage schliefen.
Ich selbst konnte fast nicht schlafen, da ich wohl durch die
Rüttelstraßen, auf denen wir fast eine Woche lang unterwegs waren, in beiden
Beinen bis zur Taille extreme Schmerzen habe. Ich fühle mich wie geschlagen.
Wir haben den ersten Termin um 7 Uhr mit dem Landbesitzer. Es dauert, bis wir endlich
die Rechnung bekommen. Unser Reifen ist noch nicht geflickt, wir müssen warten.
Wir fahren mit den Eigentümern und mit Guivens und
Guerino auf „unser Land“. Dort gehen wir nochmals alle Grenzen ab und wollen
auch noch ein weiteres Stück erwerben, damit das Gelände eine rechteckige, geschlossene
Form bekommt und wir an der einen Seite komplett die Schlucht, also den kleinen
Bach haben. Da wir nicht genau wissen, welche Größe die von uns gewünschte
Fläche hat, einigen wir uns darauf, dass die verschiedenen Parzellen umgehend
auf unsere Kosten vermessen werden. Nene, der Besitzer an der Straße und
gemeinsam mit seiner Schwester auch Besitzer eines weiteren Teils, muss erst
wieder abklären, ob die Erbengemeinschaft bereit ist, den hinteren, von uns
abgelaufenen Teil bereit ist zu verkaufen. Wir sind uns über die gewünschten
Grenzpunkte einig und fahren wieder nach Maissade.
Dort haben wir ein Treffen mit Frau Colas für das
Kinderhaus der von ihr 15 betreuten Restaveks, Waisen und Halbwaisen. Wir
besichtigen am Dienstag mit ihr und dem Komitee von APOM das Baugelände, welches
sehr schön etwas außerhalb von Maissade liegt. Jetzt sind die Kinder in zwei
Klassenräumen untergebracht. Daneben ist die Kirche der Baptisten und wir
bekommen mit, dass genau neben ihrem Schlafzimmer jeden Morgen und Abend
stundenlang ein Prediger mit Mikrofon predigt.
Wir erfassen mit Frau und Herrn Colas die 15 Kinder,
machen Fotos und Conny verteilt kleine Geschenke, Lutscher und Kekse. Wir
machen das in der Kirche auf dem Schulgelände, und als die Kinder mit ihren Geschenken
wieder in die Schulklassen gehen wollen, nehmen ihnen die großen Schulkinder,
die auf dem Pausenhof sind, wieder fast alles ab.
Selbst die Pastorin kann nur schimpfen und die Großen
laufen einfach lachend weg. Keiner hat was – jeder will was. Das können wir
leider nicht beeinflussen.
Nun fahren wir nochmals zur Schule nach Billiguy.
Ein Fluss war besonders kritisch zu überqueren. Davor war
bereits in gleicher Breite wie der Fluss ein riesiges, unebenes Sandbett, wenn
da die Reifen anfangen zu graben hat man keine Chance, wieder herauszukommen.
Guivens hatte am Vortag Baumaterial für die Schule in Billiguy bestellt. Der
LKW-Fahrer hat eine Furt mit Palmenzweigen gemacht, was uns heute hilft, über
den Sand zu fahren. Der ganze Trampelweg ist voll mit tiefen Gräben und ich
kann nur den Hut ziehen, dass der sich der Fahrer des LKWs getraut hat, nach
Billiguy zu fahren und das Baumaterial anzuliefern.
In der Schule angekommen sehen wir, wie die Lehrer
gemeinsam während der Pause die Bücher einbinden wollen. Es war die Voraussetzung
dafür, dass sie Ihre Gehälter bekommen.
Das war im April vereinbart worden und wurde nicht
eingehalten. (vgl. Bericht vom Montag,
25.11.) Wir konnten beobachten, wie die Lehrer die Folie genau in der Größe
der Bücher abschnitten und dann diese mit dem von uns gekauften Tesa-Paketklebeband
auf die Bücher klebten. Jetzt war uns auch klar, warum sie uns am Montag
erklärten, dass das Tesa nicht gereicht und sie nicht genug Geld dafür hätten,
obwohl Conny am Montagabend ja sieben Rollen in Maissade kaufen konnte und
schon am Dienstag einem Lehrer mitgab.
Wir zeigten, wie wir in Deutschland Bücher einbinden,
halfen etwas und ernteten Bewunderung und Beifall. Wer will sich wundern - sie
hatten es eben noch nie gesehen!
Ein weiterer Punkt unserer Reklamation war, dass die drei
verschiedenen Schulbank-Größen unterschiedlich in den Klassen verteilt waren, und
dass auch nicht die von uns vorgesehenen 17 Bänke für 34 Kinder, sondern für
erheblich mehr bereitgestellt waren. Die Lehrer versprachen am Montag, dass sie
die Klassenräume neu gestalten und auch die Bänke umsortieren.
Conny und ich machten wieder Basisarbeit und
organisierten mit 4 Schülern aus der 6. Klasse das Umräumen, so dass nun alle
Klassen die richtigen Bänke in der Höhe haben und in jedem Raum auch 17 Stück
stehen.
Danach folgte eine erneute Besprechung mit dem
Schuldirektor Luc. Wir schauen mit ihm seine Buchhaltung an, wie viele Kinder
Schulgeld bezahlen, bzw. schon bezahlt haben. Wir stellten am Montag fest, dass
die Baptisten-Mission in Port au Prince die Unterstützung für Ihre Kirchen im
Land gekürzt hat, da sie nicht mehr genügend Spendenaufkommen hätten.
Für die Schule in Billiguy könnten nur 740 haitianische
Dollar im Monat bereit gestellt werden, das sind umgerechnet ca. 70 Euro. Es
deckt etwa die Kosten für die Handarbeitslehrerin und den Bauer, die beide
stundenweise Unterricht geben. Alle Kosten der Schule einschließlich aller
Gehälter müssen über das Schulgeld abgedeckt werden.
Es haben nur etwa acht Kinder pro Klasse bezahlt. Die
Region ist einfach bettelarm und die Leute haben auch so gut wie kein Bargeld,
vielleicht etwas Mais, Hirse, Kochbananen.
Das Schulgeld beträgt 300 Gourdes im Jahr, umgerechnet also
6 Euro. Selbst wenn alle Kinder alles bezahlten, würde das nur rund 15 % der Personalkosten
abdecken. Dabei sind die Lohnkosten bereits halbes Niveau gegenüber Port au
Prince. Also, um überhaupt ein bisschen Geld zu bekommen, müssten die Klassen
am besten mit 70 Kindern gefüllt werden, auf jeder Bank vier oder fünf Kinder,
damit die Lehrer wenigstens überleben können! Es ist keine Lösung in Sicht.
Conny kalkuliert verschiedene Möglichkeiten und es ist
uns völlig klar, dass, wenn der Direktor keinen Pfennig von der Mission
bekommt, er selbst mit seiner Familie nicht überleben kann, dadurch natürlich auch
total unmotiviert ist. Auch er selbst kann keine Lösung erkennen.
Wir bieten an, dass die Schule das Schulgeld behalten
darf, um für die laufenden Kosten wie Kreide, Blätter, Stifte aufkommen zu können,
und wir für 10 Monate das Gehalt des Schulleiters auch zusätzlich zu den Lehrer
übernehmen werden. Wir bestehen aber darauf, dass die Klassen sofort auf 34
Kinder reduziert werden.
Wir stellten fest, dass Kinder in der 3. Klasse sind, die
nicht Mal lesen können. Und auch die Lehrer beschwerten sich, dass sie eben
immer mehr Kinder, egal wie das Niveau ist, in die Klassen aufnehmen müssen. In
der Vorschule sind Kinder von 3 bis 6 Jahren. Wir schlagen vor, dass nur die größeren
Kinder als Vorschulkinder aufgenommen werden, weil die kleinen ja noch bei den
Familien sein können, und dafür aus der total überladenen 1. Klasse Kinder in
die Vorschule zurückversetzt werden können.
Ein weiteres, heikles Thema in der Besprechung mit dem
Direktors war, dass sein Sohn, der an der Schule die 2. Klasse unterrichtet, in
der letzten Zeit zwei Mädchen geschwängert haben soll. Die Hauptkirche in
Maissade besteht auf der Entlassung des Lehrers und der sofortigen Heirat mit
einer der Frauen. Nach Auskunft des Direktors soll es aber nur eine
Schwangerschaft sein, das Baby sei bereits zwei Monate alt und die zweite
Schwangerschaft ein böses Gerücht. Die junge Frau selbst ist nicht auffindbar,
weder in Maissade, noch in Port au Prince.
Wir erläutern unseren moralischen Standpunkt und die
Vorbildfunktion der Lehrer bei den Kindern und in der gesamten Region. Vater
und Sohn wollen die Gerüchte ausräumen. Der Sohn will sich nicht zur Heirat
zwingen lassen, da er selbst noch keine Ausbildung hat, wird sich aber im Rahmen
um die Mutter und das Kind kümmern.
Wir haben erkannt, dass der Schulleiter total mit der
Leitung der Schule überfordert ist. Vielleicht ist er auch einfach nur durch
die eigenen Misere so gefangen und flügellahm geworden.
Damit keiner das Gesicht verliert, schlagen wir ihm einen
Lehrer als Assistenten vor, der die Leitung der Schule gemeinsam mit ihm teilt.
Wir erklären ihm, dass wir der Meinung sind, dass dies einfach eine extreme
Aufgabe sei. Er nimmt das Angebot dankend an und wir schlagen gleich den Lehrer
der ersten Klasse vor.
Nun kam nochmals eine Versammlung mit allen Lehren. Wiederum
folgen lange Erklärungen, wie wir uns vorstellen, dass die Schule geleitet sein
soll. Das Wichtigste: Maximal 34 Kinder pro Klasse!
Bei der Auswahl der Kinder bitten wir, speziell den
Restavek-Kindern dieser Region eine Chance zu geben. Es erscheine uns völlig
egal, ob das Schulgeld bezahlt werden kann oder nicht, es sei unsere gemeinsame
soziale Aufgabe.
Wir werden ihnen am Monat Ihre Gehälter bis Dezember in
bar auszahlen lassen. Wir verlangen aber nach wie vor, dass alle Bücher eingebunden
sind und dass uns über Guivens die Inventurliste nachgereicht wird. Falls
nicht, behalten wir wieder einen Teil der Gehälter ein, bis die Konditionen erfüllt
sind.
Wir erwarten, dass die 5. und 6. Klasse Aufgaben in der
Schule übernimmt. Beispielsweise die Sauberkeit des Geländes, es muss jeden Tag
das Klassenzimmer gefegt werden. Eltern, die nicht bezahlen und in der Nähe
wohnen, sollen wenigstens monatlich ein Mal mit Wasser den Boden putzen. Wir
werden für alle Kinder Trinkbecher und spezielle Eimer mit Hähnen kaufen, damit
in der Klasse immer frisches Wasser ist. Die großen Kinder müssen diese Eimer
regelmäßig auffüllen. Die Lehrer der beiden Klassen waren etwas überfordert,
wie sie das denn schaffen könnten. Wir erklärten aber lange, dass es in einer
Schule nicht nur um das Lesenlernen geht, sondern auch darum, sich einzubringen,
um Engagement und um das Tragen von Verantwortung.
Wir bekommen noch eine lange Liste mit Wünschen, welche
Lernmaterial sie gerne hätten, sie wünschen sich auch ein Buch über Pädagogik. Wir
versprechen, alles in Port au Prince zu kaufen und Guivens mitzugeben.
Für die Vorschule haben wir 34 kleine Stühle bestellt und
auch 6 Tische in Auftrag gegeben.
Fazit: Wir sind enttäuscht, dass es immer noch nicht so
läuft, wie wir es uns vorgestellt haben. Nein, die Realität der Leute vor Ort
ist uns teilweise nicht bewusst. Kleine Klassen unterrichten und auf die Kinder
wirklich eingehen ist nicht bekannt. Gemeinsames, lautes Auswendiglernen ist an
der Tagesordnung, da die Kinder selbst meist keine Bücher und Hefte haben. Und
es ist auch pädagogische Normalität für die Lehrer. Wir sind aber sicher, dass
wir wieder einen Schritt weitergekommen sind. Wir sind aber auch sicher, dass
wir nur etwas erreichen,wenn wir bereit sind, die Lehrer nicht allein zu
lassen, sondern ihnen immer wieder dabei helfen, einen weiteren, für sie neuen
Schritt zu gehen. Nur so kann es uns gelingen, dass die Schule für die Kinder
in der Region eine Chance für ein besseres Leben wird.
Die Zeit drängt, wir wollen spätestens um 3 Uhr Maissade
verlassen, damit wir möglichst wenig Strecke in der Dunkelheit fahren müssen.
In Maissade laden wir noch unsere Kartons mit Unterlagen
ein, befestigen unsere Taschen mit dicken Sisalstricken auf der Ladefläche,
damit uns nicht eventuell unterwegs etwas geklaut werden kann. Es kommt oft
vor, dass jemand im Stau auf das Auto springt und mit allem, was er tragen kann,
wegrennt.
Wir rattern wieder fast 40 Minuten nach Hinche, durchqueren
unsere vier Flüsse. In Hinche hinterlegen wir noch das Schulgeld für die ersten
fünf Monate für die Lehrer in California.
Wir tauschen das Lenkrad und Conny übernimmt etwas nach
16 Uhr die Heimfahrt nach Port au Prince. Wir freuen uns, dass wir heute Abend
noch in einem Supermarkt Salat kaufen können und ein kaltes Bier. Hoffentlich
haben wir nicht wieder platte Reifen.
Roswitha Weiß
Irgendwie hat es geklappt, dass wir in Hinche ankommen,
allerdings viel später als wir uns vorgenommen haben. Wir überreichen noch im
Vorbeifahren den Scheck für die Lehrer von Californie und fahren sofort weiter.
Auf der Strecke wollen wir endlich was essen und suchen nach Bananen und Brot,
um wenigstens ein Picknick zu machen, da wir leider das angebotene Essen von
Frau Pastor Colas aus Zeitmangel nicht annehmen konnten. Unseren beiden Ingenieure
sahen wir die Enttäuschung darüber geradezu an. Leider finden wir keinen
Verkaufstand auf unserer Weiterfahrt und kommen kurz vor halb fünf- es dämmert
bereits - in eine Straßensperre, hungrig, da seit dem Frühstück schon wieder elf
Stunden vergangen sind. Ein Lastwagen steht quer über der Straße, mehrere Autos
warten schon davor und denken an einen Unfall. Weit gefehlt. Roswitha hat ein
Gespür für solche Situationen entwickelt und will, dass wir uns sofort in die
andere Fahrtrichtung stellen. Guivens steigt aus und erkundet die Sache.
Schnell ist er wieder bei uns und erzählt, was sich ereignet hat: Vor einigen
Tagen wurde ein Richter aus der Region, deren Bewohner als Aufsässige und
Rebellen bekannt sind, von einem Bürgermeister festgesetzt, obwohl dieser
keinerlei Recht hat, da auch in Haiti die Justiz unabhängig ist. Die Stimmung
heizte sich immer mehr auf und wir waren auf der Hut, was noch passieren würde,
und damit wir, falls es brenzlig würde, sofort zurück fahren könnten. Derweil
kam ein weiterer LKW, dessen Fahrer die Randalierer überreden wollten ebenfalls
eine Barriere zu bilden um den dazwischen stehenden Autos den Fluchtweg
abzuschneiden. Wir fuhren sofort weiter in die Richtung, aus der wir gekommen waren
und beobachteten aus weiter Ferne von der Straße aus, was sich tat. Während der
Wartezeit machten wir ein Picknick mit den Sachen, die noch vom Frühstück übrig
waren und unserem restlichen Proviant. Eine Schachtel La vache qui Rit - der „Lebensretterkäse“,
der jeder Jahreszeit, jeder Temperatur und jedem Geschmack trotzt, einige
Tuk-Kekse, Mamba, Marmelade, eine Avocado, vier Pampelmusen - das war’s für
vier Leute. Es schmeckte trotzdem hervorragend, der Hunger machte es möglich.
Um schnell flüchten zu können, hielten wir die ganze Zeit die Straße im Auge.
Nachdem wir etwa eine Stunde gewartet hatten und dann die Info zu uns kam, dass
sich die Demonstranten mit Steinen bewaffnet den Berg hoch machten, fuhren wir
zur Sicherheit noch ein Stück weiter zurück. Guivens machte den Vorschlag, zur
Polizeistation im vorherigen Dorf zurückzufahren, da telefonisch unter der
Polizeirufnummer niemand erreichbar war. Auf dem Weg zurück- inzwischen war es
stockdunkel, standen Autos, Lastwagen, vollbeladene Tap-Taps und Busse die
ganze Strecke entlang. Alle warteten, dass es weiter ging. Nach etwa 10 Kilometern
zurück, an der Polizeistation angekommen, die total im Dunkeln lag, da im
ganzen Ort der Strom ausgefallen war, erklärte uns der Kommissar, dass sie
nichts machen könnten, da angeblich die Polizisten selbst zwischen anderen Straßensperren
festsitzen würden und sich zur Wehr setzen müssten. Minustah sei unterwegs, wir
sollten zurück fahren und warten. Inzwischen war es nach sechs Uhr. Eigentlich
wollten wir vor Dunkelheit in Port-au-Prince angekommen sein. Wir fuhren zurück
an unseren Stellplatz und warteten in einer Reihe mit vielen weiteren
Geduldigen. Es war stockdunkel, wie es in Deutschland sicher nirgends mehr zu erleben
ist. Der Sternenhimmel war phantastisch, jede Minute ging eine Sternschnuppe
hernieder, die Milchstraße in ihrer ganzen Pracht war zu sehen, massenhaft
bekannte und unbekannte Sternbilder- eine Entschädigung für die nur scheinbar
verlorene Zeit. Endlich, um beinahe 8 Uhr, kamen die Autos der UN-Truppe und
räumten die Barrieren zur Seite, lösten zusammen mit der haitianischen Polizei
die Demonstration auf und winkte die Fahrzeuge durch. Guivens und Guerino, die sich
zu Fuß dem Dorf genähert hatten, riefen um halb 9 Uhr an, dass die Autos fahren
könnten. Wir setzten uns sofort in Bewegung, bevor diese Nachricht alle vor uns
wartenden Fahrzeuge erreichte, und so konnten wir an den anderen vorbei bis zum
Ende der bereits fahrenden Autos gelangen. Im Konvoi ging es durch den Ort
Savannette, vorbei an Steinhaufen, umgeworfenen Strommasten, zerstörten Autos, dahinter
löste sich die Autoschlange relativ schnell auf und wir konnten bei tiefster
Nacht in fast drei Stunden nach Port-au-Prince fahren. Es war gespensterhaft,
kaum Verkehr, aber immer wieder Polizeikontrollen, die alle Papiere sehen
wollten. Da ich fuhr, aber keinen Führerschein dabei hatte, musste immer Roswithas
Führerschein herhalten. In Port-au-Prince angekommen, konnten wir in kurzer
Zeit durch Delmas zum Montagne-Noire hochfahren. Noch nie hatten wir die Straße
so leer erlebt und trotzdem war viel los, Musik, Kneipen, Menschen zu Fuß
unterwegs - aber kein Vergleich zur Situation, die täglich schon morgens um Fünf
herrscht, wenn der Verkehr sich in die Stadt hinab staut und man nur im Schritttempo
vorwärts kommt. Als wir endlich in unserem Quartier ankommen, gönnen wir uns
eine luxuriöse heiße Dusche, Haare waschen bei relativ hohem Wasserdruck und
ein frisch bezogenes Bett. Unser Auto mitsamt allen Gepäckstücken und Inhalten
sieht aus, als wären wir fünf Wochen in der Wüste unterwegs gewesen. Wir fallen
total erledigt ins Bett.
Cornelia Rébert-Graumann
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