Morgens schreiben wir lange unsere Berichte, gehen über
Stock und Stein zu unserem befreundeten Nachbarn. Wir haben seinen Internet
Code und dürfen uns dort einloggen. Außer Spagetti und Knoblauch haben wir noch
nichts im Hause. Also Frühstück auf Italienisch…
Danach macht Conny die lange Liste, was noch in Port au
Prince zu erledigen ist.
Erst einmal in die Bank, dieses Mal stehen wir in langen
Schlangen, da Monatsende ist und sich viele ihren Gehaltsscheck in bar
auszahlen lassen. Wir haben zwar schon einen ‚special service‘ aber es dauert
doch. Auch haben wir immer wieder ein mulmiges Gefühl, ob wir auf der Straße
überfallen werden, da man doch denken könnte, dass wir Geld abgehoben haben.
Ich hole nie Bargeld von der Bank, ich bitte immer liebe
Freunde, ob Ihr Chauffeur das für mich erledigen kann. Petionville ist das
Viertel der Reichen, alle Botschaften und internationale Organisationen sind
hier zu Hause. Ein solcher Kontrast zum Rest des Landes - aber auch wir genießen
heute den Luxus, uns ein Kuchenstück zu kaufen und am Abend im Supermarkt ein
kaltes Bier.
Wir suchen für die Schulkinder Trinkbecher aus Metall. In
einem Geschäft werden wir fündig, aber es ist ein solcher Weihnachtstrubel, als
ob morgen schon Heiliger Abend wäre.
Nach unseren langen Tagen „outdoor“ genießen wir es, durch
das Geschäft zu schlendern und es fallen uns die Augen aus, was es hier alles
gibt: Geschirr, alle Haushaltsartikel, Spielsachen, einfach alles.
Noch einige Kleinigkeiten können wir erledigen, Conny ist
sehr interessiert zu sehen, was es alles in den verschiedenen Baumärkten, die
in allen Größen existieren, zu kaufen gibt.
Wir gehen in das beste Geschäft des Landes für alles, was
mit Farben, Lacken usw. zu tun hat.
Es gehört einem Mitschüler von meinem Sohn. Er empfiehlt
uns noch ein anderes Geschäft, da wir spezielle Schüsseln für Humustoiletten
suchen. Dort gibt es fast alles: Wasserpumpen, riesige Wasserreservoire,
Wassertanks fürs Dach, tolles Material für die Dächer usw.
Wir entschließen uns, am Freitag nochmals in die gleichen
Geschäfte mit unserem Ingenieur aus dem Patenschaftsprogramm, Guerino, zu
gehen.
Wieder einmal quält sich ein grauenhafter Verkehr durch
Port au Prince, aber wir konnten viel erledigen.
Wir haben regelrechte Gelüste auf tropisches Obst! Obwohl
wir eine Woche im Busch waren, gab es dort nichts außer mal Avocados und einige
Bananen.
Wir suchen meine alte Marktfrau Jesula. Ich kenne sie
schon seit 1980 und es gibt ein Bild, auf dem wir beide jungen Frauen waren… Sie
freut sich sehr, wir geben unsere Liste ab und dürfen am Abend unsere
Bestellung bei ihr am Markt abholen. Wir müssen also nicht um jeden Artikel
feilschen und handeln.
Mit Jesula mache ich aus, dass sie mir faire Preise macht
und ich nicht handeln werde. Es ist auch nicht viel billiger als in den teuren
Supermärkten, aber sie hat fünf Kinder und ist froh um jeden Cent.
Als wir als letztens noch in den Supermarkt gingen, waren
wir echt erschlagen von dem Kontrast des Landes. Hier gleißend helles Neonlicht
und en paradiesisches Überangebot, dort Regionen ohne Licht, nur eine rußige
Funzel mit Petroleum, wenn man es sich überhaupt leisten kann.
Petionville im Advent |
In vielen Gegenden haben die Menschen nur stundenweise
Strom und hier sind Unmengen von Bäumen mit Lichterketten dekoriert. Es werden
Weihnachtsbäume aus Plastik, mit allem Krusch der Welt verkauft.
Ich wünsche mir, dass unser Grundstückskauf klappen wird
und wir dann vorwiegend im Busch leben können, und dass wir nachts in der
Dunkelheit wieder die Milchstraße und Sternschnuppen bewundern dürfen.
Roswitha Weiß
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