Mittwoch, 4. Dezember 2013

Freitag, 29.11.2013



Morgens schreiben wir lange unsere Berichte, gehen über Stock und Stein zu unserem befreundeten Nachbarn. Wir haben seinen Internet Code und dürfen uns dort einloggen. Außer Spagetti und Knoblauch haben wir noch nichts im Hause. Also Frühstück auf Italienisch…

Danach macht Conny die lange Liste, was noch in Port au Prince zu erledigen ist.

Erst einmal in die Bank, dieses Mal stehen wir in langen Schlangen, da Monatsende ist und sich viele ihren Gehaltsscheck in bar auszahlen lassen. Wir haben zwar schon einen ‚special service‘ aber es dauert doch. Auch haben wir immer wieder ein mulmiges Gefühl, ob wir auf der Straße überfallen werden, da man doch denken könnte, dass wir Geld abgehoben haben.

Ich hole nie Bargeld von der Bank, ich bitte immer liebe Freunde, ob Ihr Chauffeur das für mich erledigen kann. Petionville ist das Viertel der Reichen, alle Botschaften und internationale Organisationen sind hier zu Hause. Ein solcher Kontrast zum Rest des Landes - aber auch wir genießen heute den Luxus, uns ein Kuchenstück zu kaufen und am Abend im Supermarkt ein kaltes Bier.

Wir suchen für die Schulkinder Trinkbecher aus Metall. In einem Geschäft werden wir fündig, aber es ist ein solcher Weihnachtstrubel, als ob morgen schon Heiliger Abend wäre.

Nach unseren langen Tagen „outdoor“ genießen wir es, durch das Geschäft zu schlendern und es fallen uns die Augen aus, was es hier alles gibt: Geschirr, alle Haushaltsartikel, Spielsachen, einfach alles.

Noch einige Kleinigkeiten können wir erledigen, Conny ist sehr interessiert zu sehen, was es alles in den verschiedenen Baumärkten, die in allen Größen existieren, zu kaufen gibt.

Wir gehen in das beste Geschäft des Landes für alles, was mit Farben, Lacken usw. zu tun hat.

Es gehört einem Mitschüler von meinem Sohn. Er empfiehlt uns noch ein anderes Geschäft, da wir spezielle Schüsseln für Humustoiletten suchen. Dort gibt es fast alles: Wasserpumpen, riesige Wasserreservoire, Wassertanks fürs Dach, tolles Material für die Dächer usw.

Wir entschließen uns, am Freitag nochmals in die gleichen Geschäfte mit unserem Ingenieur aus dem Patenschaftsprogramm, Guerino, zu gehen.

Wieder einmal quält sich ein grauenhafter Verkehr durch Port au Prince, aber wir konnten viel erledigen.

Wir haben regelrechte Gelüste auf tropisches Obst! Obwohl wir eine Woche im Busch waren, gab es dort nichts außer mal Avocados und einige Bananen.

Wir suchen meine alte Marktfrau Jesula. Ich kenne sie schon seit 1980 und es gibt ein Bild, auf dem wir beide jungen Frauen waren… Sie freut sich sehr, wir geben unsere Liste ab und dürfen am Abend unsere Bestellung bei ihr am Markt abholen. Wir müssen also nicht um jeden Artikel feilschen und handeln.

Mit Jesula mache ich aus, dass sie mir faire Preise macht und ich nicht handeln werde. Es ist auch nicht viel billiger als in den teuren Supermärkten, aber sie hat fünf Kinder und ist froh um jeden Cent.

Als wir als letztens noch in den Supermarkt gingen, waren wir echt erschlagen von dem Kontrast des Landes. Hier gleißend helles Neonlicht und en paradiesisches Überangebot, dort Regionen ohne Licht, nur eine rußige Funzel mit Petroleum, wenn man es sich überhaupt leisten kann. 
Petionville im Advent

In vielen Gegenden haben die Menschen nur stundenweise Strom und hier sind Unmengen von Bäumen mit Lichterketten dekoriert. Es werden Weihnachtsbäume aus Plastik, mit allem Krusch der Welt verkauft.

Ich wünsche mir, dass unser Grundstückskauf klappen wird und wir dann vorwiegend im Busch leben können, und dass wir nachts in der Dunkelheit wieder die Milchstraße und Sternschnuppen bewundern dürfen.
Roswitha Weiß

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