Wir sitzen am Flughafen, wir haben nach New York eingecheckt
und warten auf den Abflug.
Gestern haben wir doch noch einiges erlebt:
Wir haben viele Dinge für die Schule in Billiguy eingekauft.
Für alle Kinder Trinkbecher aus Metall, Eimer mit einem Hahn für jede Klasse,
Bücher, Karten, Globus (ein großer Wunsch) und, und …
Guivens wird zwar am Montag auch wieder den Bau in Billiguy
aufnehmen, aber da wir einfach davon ausgehen, dass sein Auto mehr als
überladen sein wird, werden wir alles andere mit dem Chauffeur von BND, der
auch in den nächsten Tagen nach Maissade fahren wird, mitgeben.
Immer wieder stellen wir fest, wie alle Angestellten von BND
einfach nur wunderbar mit uns sind. Gleichzeitig haben wir auch Guerino als weiteren Ingenieur
vorgestellt, er also auch Geld erhalten wird, bzw. dass man mit ihm die
Projekte abrechnet kann. Conny hat noch die Klassenbilder für Bellanger laminieren
lassen, da wir ja nach intensiver Suche keine Rahmen gefunden haben.
Wir sind in den letzten Tagen schon einige Male zur Buchhandlung
Dechamps gegangen, um erneut Bücher für Billiguy zu kaufen, da wir am Vorabend
nochmals ein Mail bekommen haben.
Wieder stellten wir fest, dass Haiti ein Verkäufermarkt ist
und der Kunde auf die Knie muss, wenn er was will.
Wir gaben unsere Bestellung der Dame hinter einer dicken
Glasscheibe. Sie sagte uns den Betrag,
nicht irgendwie bitte oder so, und als ich mein Scheckheft zückte, meinte sie,
dass sie nur Bargeld oder einen von der Bank zertifizierten Scheck akzeptieren
würde. Um solch einen Scheck zu bekommen, würde man einen kompletten Tag
benötigen. Schon die Fahrt nach Petionville zur Bank würde in dem quälenden Verkehr
Stunden dauern, das gleiche dann retour und in der Bank Schlangestehen und
einen Bankscheck beantragen, dessen Ausstellung auch wieder Zeit benötigen
würde.
Sie wollte mein Scheckbuch und ging irgendwo zu Ihrem
Vorgesetzten, auch der bestätigte die Aussage, entweder Bares oder Bankscheck.
Also, da fing ich wirklich ganz laut rumzumaulen an, da wir
seit 20 Jahren hier kaufen, alleine in diesem Jahr und in den letzten zwei
Tagen für Tausende von US $! Langes
Blablabla und ich verlangte, den abwesenden Chef anzurufen. Endlich genehmigte
man uns, die Bücher zu bezahlen. Das Einpacken und dann nochmals dreimal
nachzählen und kontrollieren dauerte wieder eine Ewigkeit, aber wir hatten
unsere Bücher.
Ich habe mir fest vorgenommen einen Brief an den Inhaber zu
schreiben.
Wir trafen Claudy, der sein Zeugnis bekam und seinen
Computer und den Fotoapparat ordentlich zurückgab. Nachdem er drei Jahre einen
guten Job gemacht hat, schenkten wir ihm beides.
Vielleicht hat er auch Glück und wir konnten ihm helfen,in
der Firma eines Bekannten von uns einen neuen Job zu finden.
Wir waren wieder mit Guerino in einem weiteren Baumarkt. Wir
fanden dieses Mal Platten aus Fiberglas, die sich eventuell gut eignen könnten,
um selbst den Toilettensitz zu bauen. Es gibt in der Zwischenzeit ‚türkische
Toiletten‘, natürliche alle Formen von Wasserspültoiletten, aber egal wo wir
suchten, keine für Trockentoiletten.
Wir haben immer wieder gezeichnet, diskutiert, alles wieder
verworfen und wieder angefangen. Es könnte sein, dass wir nun einen guten
‚Bausatz‘ für Trockentoiletten entworfen haben. Diese kann dann immer wieder
auf ein neues ausgegrabenes Loch gesetzt werden, wenn das alte voll ist und
dort der Baum gepflanzt wurde.
Für Guerino wird es seine erste eigene Baustelle in
Bellanger sein und wir sind gespannt, wie er alles umsetzten wird.
An diesem Tag sahen wir auch überall Unmengen Präsenz von
Blauhelmen, Polizei und Sonderpolizei. Es wurden auch immer wieder von der
Polizei die Straßen gesperrt. Was wir nicht wussten, war, dass an diesem Tag
wieder Manifestationen gegen die Dominikanische Republik und gegen die
Regierung angesetzt war. Mit einem mulmigen Gefühl machten wir uns auf dem
Heimweg. Als wir an einer Kreuzung links wieder in die Stadt hätten abbiegen
müssen, erklärten wir nett dem Polizisten, der den Verkehr regelte, dass wir Ausländer
seien, uns nicht auskennen, wir aber nach oben fahren wollten. Er ließ sich
erweichen und wir durften mit seiner Genehmigung in die unerlaubte Richtung
fahren.
So heben sich am Ende die netten Erlebnisse mit den anderen
wieder auf.
Wir besuchten Andre in seiner Arbeitsstätte, brachten Wasserproben
von Bellanger und er versprach uns, diese zu untersuchen.
An alle liebe Grüße von ihm!
Tja, es waren 1000 Kleinigkeiten, die wir erzählen könnten …
Jetzt sitzen wir schon im Flugzeug, aber gerade hatten wir
noch ein lustiges Erlebnis: Nach den ständigen Checks und Kontrollen waren wir
nun schon im Gang zum Flugzeug und hier wurde nochmals wir und das Handgepäck kontrolliert.
Wir haben einen Trolley voll mit Papieren und dachten, wir könnten ihn frei
aufgeben. Aus dem Grund war er schon untersucht worden und hatte ein rotes
Deltasiegel und von mir noch einen dicken Kabelbinder. Nachdem wir keine 100 US
$ zahlen wollten, nahmen wir also diesen Trolley als Handgepäck mit.
Vor dem Einsteigen natürlich nochmals eine Kontrolle. Conny
erklärt, dass das Teil schon x-mal kontrolliert wurde und von Delta versiegelt
sei. Nein, man drehte und wackelte und wirklich - das Siegel von Delta ging ab!
Nun hin und her und alle Versuche, den dicken Kabelbinder aufzubekommen. Keine
Chance. Man fragte, alle ob sie eine Schere oder Messer haben. Niemand hat was.
Nun fragt sie Conny, ob sie nicht eine Schere hätte, die sie ihr leihen könnte!
Man stelle sich das einmal vor: Direkt vor dem Betreten der Maschine eine
Schere!
Nach langem Hin und Her ist nun der Koffer unkontrolliert und
noch immer verschlossen an Bord.
Das also war unser letzter Bericht – aber es wird nach
dieser Reise noch viel zu berichten, zu diskutieren und zu entscheiden geben,
davon zu einem anderen Zeitpunkt an dieser Stelle.
An alle „tschau“ und liebe Grüße
Roswitha Weiß